Ein halbes Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe war die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch wieder im schwer getroffenen Ort Schuld zu Besuch.
Mit Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne), Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) und der Wiederaufbaubeauftragten Nicole Steingaß (SPD) war Dreyer im Dorf Schuld im Kreis Ahrweiler unterwegs, um sich ein Bild vom Stand des Wiederaufbaus zu machen.
Dreyer macht Mut
Dreyer zeigte sich davon überzeugt, dass der Wiederaufbau gemeinsam zu schaffen sei. "Sechs Monate nach der Flutkatastrophe wurde viel erreicht", sagte Dreyer bei einem Rundgang durch die Gemeinde. Inzwischen könnten alle Schüler wieder zur Schule gehen, auch wenn diese zum Teil in Containern untergebracht seien. Für Kita-Kinder seien Notbetreuungen gefunden worden.
Binnen hundert Tagen habe man Infrastrukturprojekte aufgebaut, die normalerweise Jahre bräuchten, sagte Dreyer. Dazu gehörten eine Hochdruckgasleitung, Teile der Ahrtalbahn und zwei Kläranlagen. Sechs Wochen nach der Flut seien alle betroffenen Orte wieder über Straßen erreichbar gewesen. 15 temporäre Brücken seien aufgebaut worden. Seit Ende Juli funktioniere das Mobilfunknetz wieder. Seit Dezember würden alle Haushalte an der Ahr wieder mit Erdgas versorgt. "Es ist einfach ganz großartig, was geschafft worden ist", bilanzierte die Ministerpräsidentin.
Dreyer bedankt sich bei Helfern
Dass der Wiederaufbau so weit fortgeschritten sei, sei nur möglich gewesen, weil die Menschen vor Ort beeindruckende Solidarität von unzähligen Helferinnen und Helfern erfahren hätten, so Dreyer. Sie bedankte sich bei allen haupt- und ehrenamtlichen Unterstützern.
Ortsbürgermeister Lussi fordert Planungen mit Bedacht
Schulds Ortsbürgermeister Helmut Lussi sagte dem SWR, inzwischen seien etwa 90 Prozent des Ortes aufgeräumt und wieder hergestellt. Jetzt gelte es, neue Straßen und Brücken zu planen. Dabei dürfe man aber nichts überstürzen, so Lussi. Man müsse vernünftig überlegen, denn man plane für Jahrzehnte. Schuld war von der Flut schwer getroffen worden. Nach Angaben von Lussi wohnen von den etwa 720 Einwohnern noch etwa 80 in Ausweichquartieren, bis ihre beschädigten Häuser wieder aufgebaut sind. Verbandsbürgermeister Guido Nisius (CDU) zufolge sind elf Häuser entweder bei der Flut weggeschwemmt oder in der Folge wegen mangelnder Standsicherheit abgerissen worden.
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Eder fordert weitsichtigere Hochwasservorsorge
Landesklimaschutzministerin Eder sagte, die Flutkatastrophe verdeutliche einmal mehr, warum der Einsatz gegen den menschengemachten Klimawandel so wichtig sei. Hochwasservorsorge dürfe nicht an Gemeinde- oder Landkreisgrenzen enden. "Wir wollen ausgehend von der großen Katastrophe den Weg in ein nachhaltiges, zukunftsweisendes, modernes Ahrtal gehen", sagte Eder.
Große Verwüstungen in Schuld
Dreyer und andere Politiker hatten Schuld bereits mit Angela Merkel (CDU) am 18. Juli, wenige Tage nach der Sturzflut, besucht. Die damalige Bundeskanzlerin sprach seinerzeit von einer "surrealen, gespenstischen Situation". Die deutsche Sprache kenne kaum ein Wort für die Verwüstungen des Hochwassers.
Bei der Flut waren am 14. und 15. Juli im engen Ahrtal nach extremem Starkregen 134 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 750 wurden verletzt. Rund 8.800 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, darunter Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser.
Dreyer ruft zu Reisen ins Ahrtal auf
Ministerpräsidentin Dreyer richtete bei ihrem Besuch am Mittwoch in Schuld auch den Blick nach vorne. Wenn im Frühling "aus braun grün werde", werde es wieder hoffnungsvoller aussehen in dem Dorf. Sie rief zu Ausflügen und Reisen in die Region auf. Die Landschaft im Ahrtal sei immer noch wunderschön, die Anwohner sehr gastfreundlich. Die Rotweinregion sei auch vom Tourismus abhängig, so Dreyer.
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