Wissenschaftler der Gießener Hochschulen testen im Westerwald gemeinsam mit Landwirten, wie das giftige Jakobskreuzkraut bekämpft werden kann. Dazu läuft aktuell ein Forschungsprojekt rund um Rennerod.
Auf einer Wiese bei Rennerod stecken rund 100 orange Fähnchen im Boden. Überall dort haben die Wissenschaftler kleine Pflanzen des Jakobskreuzkrauts gefunden. Drei Studierende fotografieren sie mit speziellen Kameras, die an einem Bollerwagen befestigt sind. Die Fotos sollen der Künstlichen Intelligenz später helfen, das Jakobskreuzkraut selbstständig zu erkennen und schließlich mithilfe moderner Technik zu bekämpfen.
Mit Robotern das Jakobskreuzkraut im Westerwald bekämpfen
"Wir haben bereits gute Erfahrungen mit Starkstrom gemacht, der Strom und die damit verbundene Hitze dringt bis in die Wurzeln der Pflanzen ein", erklärt Ingenieur Moritz Schauer von der Technischen Hochschule Mittelhessen. Versuche mit Lasern hingegen seien nicht so erfolgreich gewesen. "Wir könnten uns aber auch einen Roboter vorstellen, der das Jakobskreuzkraut aussticht oder tief in die Erde reindrückt, um es zu bekämpfen", so Schauer.
Spezielle Mähtechnik zur Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts
Auf einer anderen Wiese bei Rennerod hat Biologin Johanna Lill mehrere Versuchsfelder angelegt. Hier setzt sie etwa Dünger ein oder sät andere Pflanzen aus, die das Jakobskreuzkraut verdrängen sollen. Johanna Lill forscht an der Universität in Gießen, wie das giftige Kraut mit biologischen Maßnahmen bekämpft werden kann.
"Bei der Hochmahd, einer speziellen Mähtechnik, werden zum Beispiel nur die Blütenköpfe des Krauts abgeschnitten. So können die Pflanzen schlechter aussamen", erklärt die Biologin. Außerdem befinde sich in den Blüten das meiste Gift der Pflanze. Und genau das sei problematisch für die Landwirte. Denn das Kraut ist für Tiere wie Pferde, Schafe oder Kühe giftig. Es darf also nicht ins Heu gelangen, das könnte im schlimmsten Fall tödlich für die Tiere sein.
Landwirte reißen das giftige Kraut mit den Händen raus
Bio-Landwirt Jörn Milnikel aus Rennerod hat sich deshalb mit sieben weiteren Landwirten aus der Region zusammengetan. Sie sind auf die beiden Hochschulen in Gießen zugegangen, um Hilfe zu bekommen. Denn bisher reißen viele Landwirte das Jakobskreuzkraut auf ihren Heuwiesen mit den Händen raus. Auf Dauer sei das keine Lösung, sagt Jörn Milnikel.
"Das ist sehr aufwendig, weil ich in kurzer Zeit viele Hektar Flächen durchlaufen muss. Zum Glück habe ich viele Freunde und Bekannte, die mir helfen." Außerdem muss er die ausgerissenen Pflanzen auf der Deponie entsorgen, wo sie verbrannt werden. Das koste ihn viel Geld. Zwar könne man das Kraut auch mit Herbiziden bekämpfen. Das sei für viele Landwirte aber keine Option, vor allem nicht für Bio-Landwirte.
Forschungsprojekt im Westerwald wird mit EU-Geldern gefördert
Das Projekt der Wissenschaftler und Landwirte wird aktuell mit EU-Geldern gefördert. Anders wäre die Forschung auf den Westerwälder Wiesen gar nicht möglich. Begonnen hat das Projekt im vergangenen Jahr, es läuft noch bis 2025. Wie es dann weitergeht, ist noch unklar.
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