Fast alle Abteilungen des Lahnsteiner St. Elisabeth Krankenhauses machen dicht. Die Kirchen in der Region kritisieren die Art, wie das Personal und die Patienten behandelt wurden.
In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es zum Beispiel, sie seien entsetzt, wie mit Angestellten, Patientinnen und Patienten am St. Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein umgegangen werde. "Wir sind beschämt, wie christliche Werte hier mit Füßen getreten werden", schreiben Dekanin Kerstin Janott, Bezirksdekan Armin Sturm sowie der evangelische Krankenhausseelsorger Matthias Schmidt und seine katholische Kollegin Christine Kreutz.
Es mache sie fassungslos, dass Mitarbeitende, aber auch Patienten und Patientinnen des Krankenhauses praktisch ohne jede Vorwarnung vor die Tür gesetzt worden seien.
Kritik der Kirchen: Es gibt keinen Sozialplan
Es gebe keinen Sozialplan, der zum Beispiel die Situation von Mitarbeitenden im Blick habe, die alleinerziehend, kurz vor dem Ruhestand oder erkrankt seien, heißt es in der Mitteilung weiter. Urlaub, Überstunden und versprochene Inflationsausgleichszahlungen würden ersatzlos gestrichen.
Dies entspreche nicht dem Sozialhandeln von Kirche und kirchlichen Trägern. "Wir sind entsetzt, wie Menschen hier verletzt werden, die über Jahrzehnte hinweg einem kirchlichen Arbeitgeber vertraut und sich über das normale Maß engagiert haben und wie Menschen, die sich in ihrer gesundheitlichen oder pflegerischen Notlage einem christlichen Krankenhaus anvertrauten, eiskalt vor die Tür gesetzt wurden."
Ratsfraktionen: Appell an Gesundheitsminister Hoch
Auch vom Lahnsteiner Stadtrat kommt Unterstützung. In einer von allen Ratsfraktionen unterschriebenen Mail bitten sie den rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) um Hilfe. Darin heißt es unter anderem: "Wir erwarten, dass Sie sich in Ihrer Verantwortung als Gesundheitsminister mit dafür starkmachen, dass die vorhandenen Arbeitsplätze im Zuge der Umstrukturierung erhalten bleiben."
Eine wohnortnahe Einrichtung mit verlässlicher medizinischer Grundversorgung sei der gesellschaftspolitische Auftrag. Reine Fachkliniken und Krankenhäuser ohne Basisversorgung könnten nicht die erforderliche und notwendige Daseinsvorsorge gewährleisten.
200 Patienten brauchen neue OP-Termine
Anfang vergangener Woche war bekannt geworden, dass in der Klinik in Lahnstein nur die psychiatrischen Abteilungen erhalten bleiben sollen. 180 der 300 Beschäftigten verlieren dadurch ihre Stelle.
"Dass es so nicht weitergehen kann war klar", sagte Orthopäde Steffen Scholz, "aber in dieser Schnelligkeit ist es unfassbar!" Patienten mussten innerhalb weniger Stunden in andere Krankenhäuser verlegt werden. "Wir brauchen neue OP-Kapazitäten. Wir haben Patientenanfragen bis Mitte Juli. Das heißt, wir suchen jetzt für 200 Patienten operative Kapazitäten in der Umgebung", so Scholz.
Auch die Kurzzeitpflege wurde von jetzt auf gleich geschlossen. Gäste in der Kurzzeitpflege mussten innerhalb weniger Stunden von ihren Verwandten abgeholt werden.
Seit der Bekanntgabe, dass alle Abteilungen außer der Psychiatrie geschlossen werden sollen, sei alles Schlag auf Schlag gegangen, heißt es aus Mitarbeiterkreisen. "Uns ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Das sind alles Leute, die sind zum Teil hier ausgebildet worden. Seit 45 Jahren arbeiten sie in diesem Haus und erfahren dann also innerhalb von einer Woche, dass sie gar nicht mehr kommen brauchen", sagte Orthopäde Dr. Dietmar Dömlig dem SWR.
Interne Jobbörse im Krankenhaus Lahnstein
Am Dienstag soll es nach Angaben der Mitarbeitervertretung eine Jobbörse im Lahnsteiner Krankenhaus geben. Dort seien Vertreter mehrerer Unternehmen aus der Umgebung eingeladen, damit die freigestellten Mitarbeitenden möglichst schnell eine neue Stelle finden könnten, heißt es.
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