Das insolvente St. Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein wird rund 180 Mitarbeitende kurzfristig entlassen. Das hat der Insolvenzverwalter gegenüber dem SWR bestätigt.
Für die Beschäftigten des St. Elisabeth Krankenhauses in Lahnstein ist die Nachricht ein Schock: Nur die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses bleibt nach Angaben des Insolvenzverwalters Christoph Niering erhalten. Alle anderen werden schließen. Das bedeute, dass ein großer Teil der Mitarbeitenden ihren Job verliere.
Klinik will sich mit Fokus auf Altersmedizin neu aufstellen Nach Insolvenzantrag: Neues Konzept für St. Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein
Nachdem das Lahnsteiner St. Elisabeth Krankenhaus Ende November Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hatte, will sich die Klinik den Angaben zufolge nun neu aufstellen. Dafür stehen offenbar Änderungen bevor.
Rund 180 Mitarbeitende in Lahnstein verlieren ihre Arbeitsstelle
Im aktuellen Insolvenzverfahren seien zwei Bieter übrig geblieben. Diese wollen nach Angaben des Insolvenzverwalters nur die psychiatrische Abteilung behalten. Durch diese Spezialisierung am Standort in Lahnstein habe das Krankenhaus eine Zukunftsperspektive, hofft Insolvenzverwalter Niering. So könnten rund 120 Klinikmitarbeitende ihren Job behalten.
Den Mitarbeitenden, die ihre Arbeitsstelle verlieren werden, wurde nach Angaben des Insolvenzverwalters Niering angeboten an einer Jobbörse teilzunehmen. Diese soll zusammen mit der Agentur für Arbeit am Donnerstag organisiert werden.
Betroffene Klinikmitarbeitende sollen zum 1. März Kündigung erhalten
Die betroffenen Abteilungen sollen schon zum kommenden Wochenende schließen und die Mitarbeitenden ihre Kündigung zum 1. März bekommen, heißt es von der Mitarbeitendenvertretung. "Ich empfinde es wie einen Schlag ins Gesicht, dass wir von jetzt auf gleich gekündigt worden sind. Die Stimmung ist total am Boden", sagte eine Mitarbeiterin dem SWR.
Allerdings sei sie zuversichtlich, dass sie schnell woanders eine neue Stelle bekomme. Fachkräfte, vor allem im medizinischen Bereich, würden ja überall gesucht. Für einige Beschäftigte sei die kurzfristige Kündigung ein harter Schlag, sagen die Seelsorger der Klinik. Unter den Mitarbeitenden gebe es einige Alleinerziehende und Paare, die nächste Woche ihre Kündigung erhielten. Sowie langjährige Mitarbeitende, die kurz vor der Rente stünden. Für sie sei der kurzfristige Jobverlust eine Katastrophe.
Mitarbeitendenvertretung sei nicht über Vorgänge informiert gewesen
Viele Fragen bleiben offen. Zum Beispiel, wer der neue Träger der Klinik wird. Im Gespräch sind die Barmherzigen Brüder Trier. Offiziell wollte sich auf SWR-Anfrage aber niemand dazu äußern.
Mitglieder der Mitarbeitendenvertretung erheben außerdem Vorwürfe gegen die Geschäftsführung: Den Angaben zufolge sind die Vertreter der Beschäftigten trotz mehrfacher Nachfrage nicht über die aktuelle Situation der Klinik informiert worden. Deshalb hätten viele betroffene Beschäftigte keine Möglichkeit gehabt, sich frühzeitig um einen neuen Job zu kümmern.
Landrat Denninghoff erschüttert über Stellenabbau
Der Landrat des Rhein-Lahn-Kreises, Jörg Denninghoff (SPD), zeigt sich auf SWR-Nachfrage erschüttert über die Nachricht. Er bedauere, dass er nicht im Vorfeld mit eingebunden wurde. Von dem drastischen Stellenabbau habe er aus der Presse erfahren, teilte der Kreis mit.
Insolvenz des Krankenhauses in Lahnstein im November 2023
Das St. Elisabeth Krankenhaus in Lahnstein gehört zum Elisabeth-Vinzenz-Verbund (EVV), einem der bundesweit größten katholischen Träger von Krankenhäusern mit Sitz in Berlin. Insgesamt arbeiten im Lahnsteiner Krankenhaus mehr als 300 Menschen. Im November 2023 hatte die Klinik wegen finanzieller Schieflage Insolvenz in Eigenverwaltung beim Koblenzer Amtsgericht angemeldet.
Im Dezember hatte das Krankenhaus dann ein neues Konzept für die Zukunft vorgestellt. Darin wurde unter anderem bekanntgegeben, dass das Lahnsteiner Krankenhaus einen psychiatrischen Schwerpunkt erhalten solle.
Lage der Krankenhäuser in RLP
Gerald Gaß zum Protesttag der Krankenhäuser "Krankenhäuser müssen am Rande der Existenz arbeiten"
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat den Protesttag "Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not" ausgerufen. Gerald Gaß berichtet von der Lage der Krankenhäuser.