Die Menschen in Koblenz nannten ihn "Schu-Wi": Nach dem Tod des früheren Oberbürgermeisters Eberhard Schulte-Wissermann (SPD) ist die Trauer groß und viele wollen Abschied nehmen.
In der Nacht zum Samstag ist der ehemalige Oberbürgermeister von Koblenz, Eberhard Schulte-Wissermann (SPD), gestorben. Er wurde 81 Jahre alt.
Viele Menschen in der Stadt bewegt sein Tod. Deshalb hat die Stadt jetzt ein Kondolenzbuch in der Stadtbibliothek Koblenz im Forum Confluentes ausgelegt. Dort können alle, die es möchten, ihre Gedanken an den Verstorbenen oder ihre Wünsche für seine Angehörigen eintragen.
Den Anfang machten am Montag der amtierende Oberbürgermeister von Koblenz, David Langer (SPD), Bürgermeisterin Ulrike Mohrs (CDU) und die beiden Mitglieder des Stadtvorstandes, Andreas Lukas (Grüne) und Ingo Schneider (parteilos).
OB von Koblenz: "Schu-Wi" war eine große Persönlichkeit
16 Jahre lang war "Schu-Wi" Oberbürgermeister von Koblenz: 1994 hatten die Koblenzerinnen und Koblenzer den SPD-Politiker in dieses Amt gewählt, bei der ersten OB-Direktwahl überhaupt. Bis 2010 blieb Eberhard Schulte-Wissermann Oberbürgermeister der Stadt.
Der amtierende Oberbürgermeister von Koblenz, David Langner (SPD), bedauert den Tod seines Amtsvorgängers. Damit verliere die Stadt eine große Persönlichkeit.
Auch Josef Oster, der Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes, würdigt die Verdienste des früheren Koblenzer Oberbürgermeisters. Oster sagte dem SWR: "Auch wenn wir uns oft mit ihm politisch auseinander gesetzt und um den richtigen Weg gerungen haben, würdigen wir als Koblenzer Christdemokraten seine Leistungen um unsere Heimatstadt Koblenz. Wir durften mit ihm ein konstruktives Miteinander auch über Parteigrenzen hinweg pflegen. Dafür bleiben wir ihm dankbar."
Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident würdigt "Schu-Wi"
Mit Trauer hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) auf den Tod des langjährigen ehemaligen Oberbürgermeisters Schulte-Wissermann reagiert: "Die Landesregierung und die Menschen in Koblenz sind Eberhard Schulte-Wissermann für sein langjähriges verdienstvolles Wirken um seine Heimatstadt Koblenz zu großem Dank verpflichtet. Insbesondere seine Verdienste um die Bundesgartenschau 2011 in Koblenz bleiben unvergessen."
Die Initiative zur Bundesgartenschau, die auf den ehemaligen Oberbürgermeister Schulte-Wissermann zurückging, habe Koblenz nicht nur touristisch belebt, sondern die Stadt auch städtebaulich vorangebracht. "Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden“, so der Ministerpräsident."
Schulte-Wissermann setzte sich für die BUGA 2011 in Koblenz ein
"Schu-Wi" galt als pragmatisch und jemand, der große Projekte vorantrieb. Dazu gehörten nach Angaben der Stadt unter anderem der Bau des Hochwasserschutzes in Koblenz-Ehrenbreitstein, der Neubau der Musikschule und der Volkshochschule und die Neugestaltung des Zentralplatzes in der Innenstadt.
Und Schulte-Wissermann setzte sich für die Bewerbung um die Bundesgartenschau 2011 ein, die mit 3,5 Millionen Gästen sehr erfolgreich war. Als besonderes Highlight wurde damals die Seilbahn hoch zur Festung Ehrenbreitstein gebaut.
BUGA als Initialzündung für Koblenz
Der heutige Vorsitzende des Vereins "Freunde der Bundesgartenschau", Thomas Schilling, sagt, ohne Schulte-Wissermann hätte es in Koblenz 2011 keine Bundesgartenschau gegeben. "Er wusste, dass eine BUGA nicht nur eine Blümchenschau ist. Ihm war klar, dass damit verbunden auch große städtebauliche und strukturelle Veränderungen einhergehen, die auch nicht immer angenehm sind für die Bürger - zumindest im Vorfeld."
Schulte-Wissermann habe als damaliger Oberbürgermeister früh verstanden, welche Bedeutung eine BUGA für die Stadt haben könne, sagt Schilling. Der Verein sei 2009 gegründet worden, um die Bürgerinnen und Bürgern mitzunehmen, um die Planungen und Veränderungen zu erklären. "Die BUGA war eine Initialzündung für die Region, die wir jetzt weiter leben und ausbauen. Und damit ist Schulte-Wissermann für immer untrennbar verbunden."
"Schu-Wi" war jahrzehntelang als Kommunalpolitiker in Koblenz aktiv
"Schu-Wi" wurde im Oktober 1942 mit seinem Zwillingsbruder Hermann geboren, er stammte aus einer alten Koblenzer Familie. Der Sozialdemokrat war promovierter Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Koblenz, verheiratet und Vater von zwei Söhnen.
1973 wurde Eberhard Schulte-Wissermann Vorsitzender der SPD im Stadtteil Moselweiß und übernahm 1991 den Vorsitz der SPD in Koblenz. Von 1974 bis 1994 war er Mitglied im Stadtrat.
Koblenz verlieh Schulte-Wissermann die Ehrenbürgerwürde
Im September 2019 beschloss der Stadtrat, "Schu-Wi" für seine Verdienste um die Stadt Koblenz und sein großes Engagement die Auszeichnung als Ehrenbürger zu verleihen. In dem Ehrenbürgerbrief heißt es wörtlich: "Er tat dies mit unermüdlichem Fleiß, mit einer außerordentlichen Verlässlichkeit, großer Sorgfalt und dem unbedingten Willen, die Stadt positiv zu entwickeln. Sich selbst stellte er dabei stets hinter das Wohl aller Koblenzerinnen und Koblenzer".
Langner: "Koblenz verliert eine der ganz großen Persönlichkeiten"
OB Langner schrieb über seinen Amtsvorgänger Schulte-Wissermann: "Der Mensch stand für ihn immer im Vordergrund."
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