Wer einmal auf der Straße gelandet ist, kommt dort nur schwer wieder weg. Die Stadt Koblenz und der Westerwaldkreis starten nun ein Modellprojekt - es soll Obdachlosen helfen.
Wer ohne Wohnung und feste Anschrift ist, hat es schwer in Deutschland. Viele Wohnungslose sehen sich Angriffen ausgesetzt. Auch verstärken das Wetter und die Einsamkeit oft die ohnehin schon schwere psychische Belastung der Betroffenen. Eine feste Arbeit und damit eigenes Geld zu verdienen, ist schwer. Wer wohnungslos ist, bleibt es deswegen auch oft.
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Zwar gibt es bereits jetzt Konzepte, um Menschen von der Straße wieder zurück in eine Wohnung zu holen. Doch die Hürden sind nach Angaben des Ministeriums für Arbeit und Soziales und Sozialverbänden wie der Caritas oft hoch und verbunden mit Anforderungen. Demnach sind viele Wohnungslose zunächst nicht in der Lage, die Therapien und Wiedereingliederungsprozesse zu durchlaufen.
Ministerium finanziert zunächst drei "Housing-First-Projekte"
"Housing First" wählt einen anderen Ansatz. In Koblenz, im Westerwaldkreis und in Landau will das rheinland-pfälzische Sozialministerium insgesamt drei Projekte mit je mindestens acht Personen fördern. Sie sollen zuerst eine feste und sichere Wohnung bekommen, bevor sie alle anderen Probleme wie Abhängigkeiten und Arbeitslosigkeit angehen.
"Die eigene Wohnung soll den Grundstein für ein gelingendes und stabiles Leben legen", sagt Sozialminister Alexander Schweitzer. Danach würden den Menschen dann wohnbegleitende Hilfen angeboten, um ihr Leben weiter zu stabilisieren. Die Therapien oder die Abstinenz von Drogen seien aber keine Bedingung für den Verbleib in der Wohnung.
Modell hat sich in anderen Ländern bereits bewährt
Der Ansatz sieht also vor, den Menschen Sicherheit zu geben. In anderen Ländern Europas - zum Beispiel in Finnland - und den USA zeigen solche Projekte eine hohe Erfolgsquote. Auch im Kreis Neuwied gibt es bereits ein solches Projekt. Vier ehemals Wohnungslose haben dort Wohnungen der Caritas bezogen.
Zwar seien die psychischen und körperlichen Probleme der Bewohner damit noch nicht gelöst, heißt es von der Caritas. Doch mit dem Ende der Wohnungslosigkeit werde ein großer Schritt in diese Richtung getan, den andere Hilfsprojekte nicht leisten würden.
Weitere "Housing-First-Projekte" geplant
Das Ministerium teilte mit, dass mindestens 24 Personen noch in diesem Jahr auf diese Weise eine Wohnung bekommen sollen. Bis zu 114.000 Euro soll jedes der drei Projekte demnach kosten.
Noch ist allerdings nicht bekannt, wo die Menschen untergebracht werden und wer an dem Projekt teilnehmen kann. Für nächstes Jahr sind den Angaben zufolge weitere "Housing-First-Projekte" geplant.