Einige Städte in Rheinland-Pfalz sehen sich bei der Aufnahme von Geflüchteten am Limit - zum Beispiel auch Neuwied. Dort wohnen etwa 50 Menschen seit einem Jahr in einer Schulturnhalle.
In den sechs Erstaufnahmeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz sind nach Angaben des Landes derzeit etwa 7.000 Geflüchtete und Asylsuchende untergebracht. Die Menschen warten darauf, in eine der Städte und Gemeinden im Land umzuziehen - zum Beispiel nach Neuwied.
Geflüchtete in Neuwied in Schulturnhalle untergebracht
Allerdings sind in Neuwied die Unterkünfte am Limit, sagen die Verantwortlichen. Die Stadt könne die Menschen derzeit nur noch notdürftig unterbringen. Ursprünglich hat Oberbürgermeister Jan Einig (CDU) nach eigenen Angaben versucht, Wohnungen für die Flüchtlinge in der 66.000-Einwohner-Stadt zu finden. Das sei sicher besser für die Integration. Doch in Neuwied gibt es kaum noch bezahlbare Wohnungen "Natürlich merken wir den Druck auch in der Bevölkerung. Denn auch die Neuwiederinnen und Neuwieder bekommen im Moment keine Wohnung," sagt der CDU-Politiker. Alles sei auf Kante genäht. Deshalb bringt die Stadt die Flüchtlinge seit einem Jahr vor allem in einer Turnhalle unter.
Normalerweise wird die Turnhalle täglich von den angrenzenden Schulen für den Sportunterricht und abends von Vereinen genutzt. "Das fehlt jetzt seit einem Jahr", sagt Einig. Die Stadt plant jetzt, ein Containerdorf zu errichten, um die Situation zu entschärfen. Die Containeranlage soll im Laufe des nächsten Jahres gebaut werden.
Immer weniger Ehrenamtliche, um Geflüchtete zu betreuen
In der Schulturnhalle in Neuwied leben etwa 50 Menschen - seit einem Jahr: "Wenn die Leute da auf engem Raum zusammen sind, ist das einfach konfliktträchtiger. Es fehlt eine gewisse Intimität, die jeder braucht. Vor dem Hintergrund sind das zusätzliche Herausforderungen, auch in der Betreuung, die dann gestemmt werden müssen", sagt Oberbürgermeister Einig.
Die Betreuung der Geflüchteten übernehmen in Neuwied vor allem Ehrenamtliche. Alleine würde die Stadt das nicht schaffen. Aber mittlerweile helfen nach Angaben der Verwaltung immer weniger Freiwillige, weil die dauerhaften Belastungen für viele zu groß seien.
Kein offener Protest gegen Flüchtlingseinrichtungen in Neuwied
Offenen Protest gegen die Flüchtlingseinrichtungen - wie zum Beispiel in Kusel in der Pfalz - gibt es in Neuwied bis jetzt nicht. Im Gegenteil: Am Wochenende hat das Neuwieder Bündnis für Demokratie und Toleranz zur Kundgebung "Neuwied steht auf gegen Rechts" aufgerufen. Rund 200 Menschen kamen zu der Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit.
CDU-Politiker Einig kann dennoch nicht ausschließen, dass die Stimmung auch in Neuwied möglicherweise kippen könnte, wenn die Stadt noch mehr Geflüchtete aufnehmen muss. "Die Gefahr ist grundsätzlich da. Ich bin aber dankbar, dass wir hier in der Stadt auch politisch engagierte Menschen haben, die sich dem offensiv entgegenstellen. Da steht die Bevölkerung zusammen", sagt Einig.
OB Einig: "Es braucht eine europäische Lösung"
Aber es gebe in Neuwied - wie in anderen Städten auch - einzelne Strömungen und Menschen, die anders denken, sagt der Oberbürgermeister. Auch deshalb hofft er auf einen möglichen Aufnahmestopp für Geflüchtete oder andere Regelungen, die gerade im Gespräch sind. "Am Ende muss eine europäische Lösung her. Nur wenn es eine Begrenzung gibt, sind wir in den Städten auch in der Lage, eine vernünftige Integration zu gewährleisten", sagt Einig.
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