Vorerst kein ETCS-Ausbau mehr geplant

Bahn stoppt Digitalisierung der Schnellstrecke durch den Westerwald

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Constantin Pläcking
SWR-Reporter Constantin Pläcking aus dem Studio Koblenz.
Frieder Kümmerer
Frieder Kümmerer

Die Bahn hat nach SWR-Recherchen die Pläne für die Digitalisierung auch auf der Schnellstrecke zwischen Köln, Montabaur und Frankfurt gestoppt. Die Bahn widerspricht dem Ganzen.

Bis 2028 wollte die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben die Schnellstrecke zwischen Köln, Montabaur und Frankfurt am Main digitalisieren. Es sollte das europäische digitale Zugsicherungssystem ETCS auf der Strecke gebaut werden. Der Vorteil: Durch diese moderne Stellwerkstechnik kann die Strecke effizienter genutzt werden, Züge können pünktlicher fahren.

Wie SWR-Recherchen zur Digitalisierung der Zugstrecken jetzt nahelegen, hat die Deutsche Bahn diese Pläne deutschlandweit gestrichen. Das bestätigen mehrere Landesministerien sowie interne Papiere. Demnach solle mehr Geld für die geplanten Generalsanierungen, wie aktuell auf der Riedbahn, frei werden.

Wichtiges Projekt der "Digitalen Schiene Deutschland"

Neben ETCS sollte die Strecke mit hochmodernen digitalen Stellwerken ausgerüstet werden. Dadurch wäre zum Beispiel das Stellwerk in Montabaur ersetzt worden. Experten zufolge wäre der Ausbau ein wichtiger Schritt in Richtung einer modernen Bahn-Infrastruktur.

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Aktuell fährt die Bahn auf vielen Strecken noch mit Technik aus der Mitte des 20. Jahrhundert. Auf der Schnellfahrstrecke zwischen Köln, Montabaur und Frankfurt ist mit der "Linienförmigen Zugbeeinflussung" (LZB) aktuell Technik aus dem 1970er-Jahren im Einsatz.

Bahn widerspricht: "Halten an Digitalisierung fest"

Die Bahn widerspricht der SWR-Recherche. Sie erklärte am Freitag, man halte an der Digitalisierungsstrategie für das gesamte Schienennetz fest. Über die konkreten Pläne für die Schnellfahrstrecke sagte die Bahn auf SWR-Rückfrage nichts.

Ob Bauarbeiten im bisher geplanten Zeitrahmen erfolgen sollen und welche Strecken zeitnah digital modernisiert werden, teilte die Bahn auf SWR-Anfrage ebenfalls nicht mit. Es hieß lediglich: "In den kommenden Jahren rüsten wir unsere Strecken und Knoten Stück für Stück von den bestehenden nationalen Zugsteuerungssystemen auf ETCS um. So erreichen wir mehr Kapazität im Netz und machen unsere Infrastruktur insgesamt leistungsfähiger." 

Züge können mit digitaler Technik effizienter gesteuert werden

Auch der Berliner Bahn-Berater Hans Leister hält die neue Technik genau deswegen für so wichtig: "Stellen Sie sich vor, zwei Züge fahren auf das selbe Gleis zu. Jetzt ist es so, dass ein Zug dann anhalten muss und wartet, bis die Strecke wieder frei ist." Durch die digitale Technik soll das anders werden.

"Dann bekommt der eine Zug den Befehl, 20 Stundenkilometer langsamer zu fahren, damit er sich elegant in den Ablauf einbringt." Die meisten Verspätungen würden verursacht, wenn ein Zug auf offener Strecke anhalten müsse. Das könne durch intelligente, digitale Steuerung von Zügen vermieden werden.

Weniger Ausfälle von Infrastruktur durch Digitaltechnik

Durch die digitalen Stellwerke sind darüber hinaus alle Weichen und alle anderen Elemente in der Schiene in einer Art Netzwerk verbunden. Das sorge dafür, dass Befehle über mehrere Wege zum Ziel gelangen können, ähnlich wie auch eine E-Mail im Internet über viele Wege in den Posteingang des Empfängers kommen könne. "Das heißt, wenn ein Kabel kaputt geht, oder ein Kabelkasten beschädigt ist, fällt nicht automatisch auch eine Weiche aus", so Leister.

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