Sich im Süden Brasiliens auf Deutsch unterhalten? Oft kein Problem, denn viele sprechen hier noch die Sprache ihrer Vorfahren. Vor 200 Jahren kamen sie dort an - viele aus dem Hunsrück.
Es ist der 25. Juli 1824 als die ersten deutschen Siedler die spätere Stadt Sao Leopoldo im Süden von Brasilien erreichen. Unter ihnen sind auch viele Handwerker und Bauern aus dem heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis, die sich in dem fernen Land ein besseres Leben erhoffen.
200 Jahre ist das jetzt her und noch heute gibt es enge Verbindungen zwischen Menschen aus dem Hunsrück und Brasilianern. Der Kreis würdigt das Jubiläum deshalb das ganze Jahr über mit verschiedenen Veranstaltungen.
Sonderausstellung im Hunsrück-Museum in Simmern
Unter anderem wird am 18. Mai im Hunsrück-Museum in Simmern die Sonderausstellung "Neuland - 200 Jahre deutsche Auswanderung nach Brasilien" eröffnet. Darin werden zum Beispiel auch die Gründe für die Auswanderung erläutert: Vielen Hunsrückern ging es damals wirtschaftlich schlecht, Handwerker fanden keine Arbeit, Bauern sahen keine Perspektive, weil ihre Felder durch Erbteilung immer kleiner wurden.
Gleichzeitig suchte der damalige brasilianische Kaiser Dom Pedro I. nach Siedlern und Söldnern, die den Süden Brasiliens - damals noch Regenwald - wirtschaftlich erschließen und auch gegen Argentinien und Uruguay absichern sollten. Also machten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts tausende Hunsrücker auf den Weg nach Brasilien.
Viele Hunsrücker haben Verwandte in Brasilien
Mit dabei ihre deutschen Bräuche und auch die Sprache, das Hunsrücker Platt, das auch heute noch von vielen ihrer Nachfahren - vor allem im südlichsten Bundesland Rio Grande do Sul - gesprochen wird. Beispielsweise auch von den Verwandten von Alfred Muders aus Emmelshausen, der sich sehr für den Austausch mit Brasilien engagiert.
Einer seiner Vorfahren war 1861 ausgewandert. Heute hat der Hunsrücker nach eigener Aussage noch fast 1.000 Verwandte in Brasilien. Er selbst sei schon mehrfach dort gewesen.
Über die Jahre haben sich mehrere Städtepartnerschaften und Freundeskreise im Hunsrück gegründet, um die Verbindung mit Brasilien zu stärken. Im Jubiläumsjahr der Auswanderung gibt es deshalb viele Partnerschaftsfeiern, gegenseitige Besuche und auch Konzerte im Hunsrück. Das komplette Programm hat die Kreisverwaltung auf einer eigenen Webseite zusammengestellt.