Der Weiße Ring hilft auch im Donnersbergkreis Opfern von Gewalt. Symbolbild.

Benefizveranstaltung in Kaiserslautern

Wie der Weiße Ring im Donnersbergkreis Opfern von Gewalt hilft

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Rund 40 Opfern von Gewalt hilft der Weiße Ring im Donnersbergkreis pro Jahr - Tendenz steigend. Dabei geht es nicht nur um Menschen, die missbraucht werden. Manchmal kann auch nach vermeintlich kleinen Sachen die Hilfe eine große Wirkung haben.

Seit 13 Jahren leitet Hardy Betz die Außenstelle des Weißen Rings im Donnersbergkreis - das ehrenamtlich. Erlebt hat er in dieser Zeit so einiges. Von der Frau, der die Handtasche gestohlen wurde bis zu Frauen, die vergewaltigt wurden.

Frau aus dem Donnersbergkreis meldet sich nach Missbrauch

"Wichtig ist, dass sich diese Menschen bei uns melden", ermutigt der Außenstellenleiter. Denn dann kann das vierköpfige Team im Donnersbergkreis auch seine Hilfe anbieten. Wie zum Beispiel bei Marie-Christin Stark. Sie wurde vor zwei Jahren vergewaltigt, suchte dann den Kontakt zur Opferhilfsorganisation.

Und sie bekam Unterstützung vom Weißen Ring. "Einen Tag nach dem Anruf waren zwei Kolleginnen bei ihr", erinnert sich Betz. Der Weiße Ring vermittelte einen Platz in einer Traumaambulanz, kümmerte sich um Anwälte und half Marie-Christin Stark auch finanziell.

Donnersbergerin will dem weißen Ring etwas zurückgeben

"Ohne die Mannschaft gerade hier von der Außenstelle im Donnersbergkreis wäre ich nicht da, wo ich heute stehe. Es ist unglaublich, was die leisten", ist die 33-Jährige dankbar. So dankbar, dass sie am Samstag mit einer großen Benefizveranstaltung für die Organisation in der Gartenschau in Kaiserslautern etwas zurückgeben will.

Die Showreiterin hat außerdem die Initiative "Wir werden laut" gegründet. Sie will damit Opfern Mut machen, nicht zu schweigen. Sie will aufklären, will anderen helfen. Hardy Betz hat Marie-Christin Stark zwei Jahre lang begleitet. Er ist beeindruckt von ihrer Entwicklung. "Ich finde es unglaublich, welchen Weg sie gegangen ist und vor allen Dingen, wo sie heute angekommen ist. Das ist Wahnsinn, so etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt der 66-Jährige.

Auch gestohlene Handtasche kann für ein Trauma sorgen

Nach außen gehen, seine schlimmen Erlebnisse mit anderen teilen: Was für Marie-Christin Stark der richtige Weg ist, gilt nicht für jeden, weiß der Außenstellenleiter. Zu unterschiedlich seien die einzelnen Schicksale, seien die Menschen. So habe er es erlebt, dass Menschen nach einem Einbruch ihr Haus verkauft haben. "Sie konnten dort nicht mehr leben", sagt Betz. Auch eine gestohlene Handtasche könne jemanden traumatisieren.

Meldet sich ein Opfer beim Weißen Ring, dann wird zunächst ein Gespräch vereinbart. "Wo das Treffen stattfindet, bleibt der Person überlassen. Das muss nicht bei jemandem zu Hause sein. Das kann auch in einem Park sein oder zum Beispiel in einem Raum bei der Polizei", erzählt der Außenstellenleiter.

Immer mehr Menschen bekommen am Donnersberg Hilfe

Als er damals bei der Opferhilfsorganisation anfing, seien es um die fünf Menschen gewesen, die im Donnersbergkreis pro Jahr betreut wurden. "Mittlerweile sind es zwischen 30 und 40 - Tendenz steigend", sagt Betz.

Wichtig sei es für das Team des Weißen Rings, trotz aller Schicksale, die man dabei erlebe, professionell zu bleiben. "Mitfühlen, aber nicht mitleiden", beschreibt es Betz. Er selbst war 36 Jahre lang bei der Autobahnpolizei. Da habe er einiges erlebt, so manch' schlimmen Unfall gesehen. Dabei habe er auch gelernt, so etwas nicht zu nah an sich ranzulassen.

Manchmal brauchen auch die Helfer Unterstützung

"Das heißt nicht, dass man keine Gefühle für die Opfer hat", betont Betz. Sollte es jemandem schlecht gehen, dann bekommen auch die Helferinnen und Helfer Unterstützung innerhalb des Weißen Rings. "Es wird keiner alleine gelassen", so der Außenstellenleiter. Was für Opfer gelte, habe eben auch für die Menschen Gültigkeit, die sich um die Opfer kümmern.

Marie-Christin Stark aus dem Donnersbergkreis hat es geschafft, dank des Weißen Rings wieder nach vorne zu schauen. "Was mich an ihr besonders beeindruckt: Sie hilft nun auch anderen Opfern, zeigt ihnen den Weg raus aus der Opferrolle und dass man Hilfe in Anspruch nehmen soll", sagt Hardy Betz.

Benefizveranstaltung in Kaiserslautern für den Weißen Ring

Dafür ist er wiederum dankbar. Die Benefizveranstaltung am Samstag in der Gartenschau in Kaiserslautern mit Musik, mit Infoständen, Gesprächsrunden und Vorführungen helfe dem Weißen Ring, bekannter zu werden. Und sie hilft auch Marie-Christin Stark, wie sie betont: "Meine Selbsttherapie ist es, dass wir das jetzt organisieren."

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