Im November 2022 wurde Marie-Christin Stark vergewaltigt. Danach hat sie große Hilfe vom Weißen Ring bekommen. Dem möchte sie nun etwas zurückgeben - mit einer Benefizveranstaltung auf der Gartenschau in Kaiserslautern.
"Man wird komplett aus dem Leben gerissen. Auf einmal ist alles anders." Wenn Marie-Christin Stark davon erzählt, was im November 2022 passiert ist, dann muss sie immer mal wieder kurz pausieren. Ihr Blick geht auf den Boden. "Trauma hat kein Verfallsdatum. Ich tue mir unfassbar schwer, das auszusprechen. Zu sagen, ich wurde vergewaltigt, ist eine ganz krasse Aussage", erzählt die 33-Jährige.
Missbraucht hatte sie der Lebensgefährte ihrer Freundin. Marie-Christin Starks damals vierjährige Tochter war dabei. "Es war in der Nacht mein einziges Ziel, dass meiner Tochter nichts passiert, dass mein Kind da heil rauskommt", sagt die Frau aus dem Donnersbergkreis. Das gelang ihr. Sie konnte fliehen - irrte umher.
Polizei empfiehlt Kontakt zum Weißen Ring
Schließlich fand sie die Polizei. "Man ist wie in so einer Art Filmszene. Ich hab da einfach nur funktioniert. Ich hab' mich an die Empfehlungen gehalten, was man jetzt machen kann", sagt Marie-Christin Stark. Und eine Empfehlung war, Kontakt zum Weißen Ring zu suchen.
Dafür ist sie dankbar. "Egal, was ich hatte, was es war - ich wurde finanziell unterstützt, ich hatte Tag und Nacht einen Ansprechpartner, ich hatte zwei Wochen später einen Therapieplatz in der Traumaambulanz in Kaiserslautern, sie waren bei mir zu Hause, haben mir bei Anträgen geholfen, haben mich beim Thema Anwalt unterstützt. Es ist unglaublich, was die leisten", sagt die 33-Jährige.
Katha Rosa und Sarah Bora bei Benefizveranstaltung in Kaiserslautern
"Das Wichtigste ist ganz am Anfang einen Vertrauensbereich zu schaffen", erzählt Hardy Betz. Er leitet die Außenstelle des Weißen Rings im Donnersbergkreis. Dieses Vertrauen ist bei Marie-Christin Stark entstanden. "Ohne die Mannschaft gerade von der Außenstelle im Donnersbergkreis wäre ich nicht da, wo ich heute stehe", sagt sie.
Deswegen möchte sie nun etwas zurückgeben. Zusammen mit weiteren Mitstreitern hat sie die Initiative „Wir werden laut“ gegründet. Deren Ziel ist es, auf das Thema sexualisierte Gewalt aufmerksam zu machen. Am 31. August organisiert die Gruppe auf dem Gartenschaugelände in Kaiserslautern eine Benefizveranstaltung für den Weißen Ring. Mit dabei sind unter anderem die Musikerinnen Katha Rosa und Sarah Bora oder Sänger Kevin Jenewein. Auch wird es verschiedene Infostände, Gesprächsrunden und Vorführungen geben. Der Erlös aus dem Ticketverkauf geht an den Weissen Ring. Karten sind im Vorverkauf erhältlich. Mit PUR-Sänger Hartmut Engler hat sie zudem einen prominenten Unterstützer, der per Videobotschaft für die Veranstaltung wirbt.
Pferde geben Missbrauchsopfer aus dem Donnersbergkreis Halt
"Diese Veranstaltung bedeutet für mich zum einen Aufklärung, Aufzeigen, wie es laufen kann, Hilfestellung geben und eben den Weißen Ring unterstützen", erzählt Stark. Denn Hilfe sei in solch' schrecklichen Situationen wichtig. Und so etwas zu verarbeiten, gehe auch nicht einfach so. "Es holt einen immer wieder ein", beschreibt sie es.
Viel geben dabei Marie-Christin Stark ihre Pferde. Mit ihrer Showgruppe ist sie in ganz Deutschland unterwegs. "Meine Pferde sind mein Zuhause. Ganz unabhängig von der ganzen Sache, die da passiert ist. Dem Pferd kannst Du alles erzählen", sagt sie. Stark hat Pferdeverhaltenstheapie studiert.
Mutmacherin in einer schweren Zeit
Heute stellt sie durchaus auch Parallelen zwischen ihrer und der Situation der Tiere fest. "Das ist für mich auch Hilfe zur Selbsthilfe, um klarzukommen. Wir tun uns gegenseitig gut." So, wie ihr auch der Weiße Ring gut tut. Für den Verein will sie jedenfalls über die Benefizveranstaltung am 31. August hinaus aktiv sein.
"Der Weiße Ring ist den ganzen Weg mit mir gegangen", sagt Marie-Christin Stark. Nun möchte sie etwas zurückgeben und für andere eine Mutmacherin in einer schweren Zeit sein.
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