Mehrere Menschen in Pirmasens hatten vor wenigen Tagen gefilmt, wie Polizeibeamte einen Taser gegen einen Mann einsetzen. Im Internet gab es viel Kritik. Die Polizei sagt, sie habe alles richtig gemacht.
Gegen 0.30 Uhr in der Nacht zum vergangenen Sonntag hatten mehrere Anwohner in der Pirmasenser Innenstadt der Polizei gemeldet, dass ein betrunkener Mann laut schreiend über die Straße laufe. Eine Streifenwagenbesatzung wollte ihn nach Hause begleiten, damit er seinen Rausch ausschläft, sagt Kai Antes, der Leiter der Polizeiinspektion Pirmasens.
"Das hat im ersten Moment auch fast funktioniert, bis er dann los gerannt ist, hingefallen ist und sich den Kopf an einem Auto angeschlagen hat", schildert Antes den weiteren Verlauf. Der Mann habe sich dann weiteren Alkohol besorgen wollen.
Mann bedroht Polizisten
Als die Beamten den Ruhestörer darüber aufgeklärt hätten, dass er entweder ins Krankenhaus oder in die Zelle zum Ausnüchtern müsse, habe der Mann eine Gaskatusche aus seinem Rucksack gezogen und die Polizisten damit bedroht.
Daraufhin sei der Taser, eine Art Elektroschocker, eingesetzt worden, schildert Antes. Anwohner filmten, wie der Betrunkene zu Boden ging und der Taser danach noch mehrfach gedrückt wurde. Der Taser habe eine Fehlfunktion gehabt, sagt der Leiter der Pirmasenser Polizeiinspektion. "Bis der Kollege das gemerkt hat, hat es in der Dynamik einige Sekunden gedauert, weshalb er auch versucht hat, mehrfach diese Taste zu drücken."
Unruhestifter blieb unverletzt
Nach mehreren vergeblichen Versuchen hätten die Beamten dem Unruhestifter dann einen weiteren Stromstoß zwischen die Schulterblätter gegeben, so dass er gefesselt und zur Ausnüchterung in ein Krankenhaus gebracht werden konnte. Er konnte danach nach Angaben der Polizei unverletzt wieder nach Hause.
Lewentz: "Taser bestes Mittel der Wahl"
Der Einsatz wurde im Internet heftig kritisiert. Innenminister Roger Lewentz (SPD) verteidigte ihn aber – er sagt, die Aggressionen gegen Beamte würden immer schlimmer. Die Polizisten hätten die Erfahrung gemacht, dass sie mehrfach schießen müssten, wenn sie ihre Dienstwaffe einsetzten. Das Gegenüber sei meist vollgepumpt mit Adrenalin. Ein Taser sei in solchen Fällen das beste Mittel der Wahl, sagt Lewentz. "Die Folgen von mehreren Schüssen und Treffern ist natürlich eine ganz andere als bei mehreren Stößen durch Elektrizität."
Es könne sein, dass jemand falle und sich dabei ein wenig verletze - dafür hätten die Polizeibeamten aber alle eine Sanitätsausbildung. Der Taser sei das weitaus mildere Einsatzmittel - es schließe die Lücke zwischen Schlagstock und Pistole.
Die Polizei ermittelt mittlerweile gegen die Anwohner, die ihre Videos im Netz oder mit dem Handy verbreitet haben – denn eine hilflose Person zu filmen, ist eine Straftat.
Innenminister besucht Trainingszentrum in der Pfalz Beamte haben im Vorjahr Taser 139 Mal gezückt
Die Polizei in Rheinland-Pfalz hat den sogenannten Taser bei Einsätzen im vergangenen Jahr insgesamt 139 Mal angewendet oder damit gedroht. Rheinland-Pfalz habe mit der Elektroschockwaffe gute Erfahrungen gemacht, sagte Innenminister Lewentz.