Otto Rohr hat in den 1930ern das Schwimmen gelernt. Damals hingen die Kinder noch an Galgen über dem riesigen Becken der "Wesch" und haben ihre Schwimmbewegungen gelernt.
Können Sie sich noch erinnern, wann Sie das erste Mal im Freibad waren? Otto Rohr aus Kaiserslautern jedenfalls ist vor mehr als 90 Jahren das erste Mal in der Waschmühle in Kaiserslautern in das längste Schwimmerbecken Europas gesprungen. Heute ist er 96 Jahre alt und kommt - solange das Wetter mitspielt - jeden Tag in seine geliebte "Wesch", um darin ein paar Runden zu drehen.
Ältester Dauerkartenbesitzer in der Wesch in Kaiserslautern
Die 'Wesch', wie die Lautrer ihr Freibad auch gerne nennen, ist ein Mekka für Schwimmfreunde. Otto Rohr nennt das Freibad seinen Gesundbrunnnen. Mit der riesigen Wasserfläche von 7.200 Quadratmetern und nochmal deutlich mehr Liegefläche auf der Wiese mitten im Wald, ist es vor allem die Atmosphäre, die dem 96-Jährigen besonders gefällt. Wann immer das Wetter mitspielt, ist Otto Rohr hier und zieht seine Bahnen. Seit vielen Jahrzehnten, als ältester Dauerkartenbesitzer der Waschmühle in Kaiserslautern.
"In den 1930ern Schwimmen an Galgen gelernt"
Seit unglaublichen neun Jahrzehnten kennt man Otto Rohr im Freibad Waschmühle. Mit vier Jahren kam er das erste Mal her, um das Schwimmen zu lernen. Damals sah die "Wesch" noch etwas anders aus, erzählt der Senior aus Kaiserslautern. Wenn die Kinder schwimmen lernen sollten, wurden sie "an Galgen über das Wasser gehangen, dann konnten wir unsere Schwimmbewegungen üben", erzählt er mit einem Lächeln im Gesicht.
Auch die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg ist dem 96-Jährigen noch genau in Erinnerung. In seiner Jugend habe es einen separaten Bereich für Frauen gegeben. In dem Bereich durften sich keine Männer aufhalten, auch die männlichen Kinder nicht. Und wie das so ist mit dem Verbotenen, es hat auch gleichzeitig seinen Reiz.
Die Zeit hinterlässt Spuren
In 90 Jahren hat sich Vieles verändert, erzählt Otto Rohr. Es kamen Sprungtürme dazu, neue Kabinen wurden gebaut, ein Spielplatz und irgendwann kam auch ein Babybecken mit kleinen Rutschen dazu. Früher war die "Wesch" immer proppenvoll, erinnert sich der 96-Jährige. Und trotzdem sei man sich in dem riesigen Schwimmbecken niemals in die Quere gekommen. So etwas gibt es eben kein zweites Mal. Auch wenn sich sein Körper mittlerweile bemerkbar macht und die Knie so langsam "durch" sind, für ein paar Bahnen reicht es noch. Seit seine Frau gestorben sei, genieße er die Geselligkeit im Freibad Waschmühle nochmal mehr als früher, betont er.
Badegäste im Freibad Waschmühle Kaiserslautern schätzen Otto Rohr
Egal, wen man im Freibad Waschmühle in Kaiserslautern nach Otto Rohr fragt, er gehört als Ur-Lautrer einfach dazu. Gabriele Mattisseck aus Kaiserslautern kennt den Senior schon seit sie selbst acht Jahre alt ist und spricht von ihm als liebenswerten und sehr netten Mann, der immer gute Stimmung verteile. Horst Meisenheimer vom Verein Freundeskreis Waschmühle hält den Senior für ein Phänomen. Er kenne viele Menschen, die 20 Jahre jünger seien und im Altenheim lägen, bewegungsunfähig. Otto Rohr aber komme beinah jeden Tag in die "Wesch". Badegast Beate Fischer sagt, jeder im Freibad bewundere ihn einfach grenzenlos und passe auch auf ihn auf.
Ernst Heib aus Otterbach sitzt seit vielen Jahren am Kassenhäuschen und kennt die Dauerkartenbesitzer persönlich mit Namen. Er begrüßt den 96-Jährigen immer mit einem fröhlichen "Hallo Otto, wie geht's Dir heute?", denn er hofft, dass er das Lautrer Urgestein noch ganz lange im Bad erleben darf. "Er ist mir sehr ans Herz gewachsen", sagt er emotional angefasst. "Ich kenne ihn seit über zweieinhalb Jahrzehnten und habe noch nie ein böses Wort von ihm gehört. Er ist so positiv, er lächelt immer und ist einfach ein herzensguter Mensch, der hoffentlich noch lange zu uns kommt."
"Angst, dass die Waschmühle irgendwann schließen muss"
Obwohl gerade die Ferien in Rheinland-Pfalz begonnen haben, ist es im Freibad Waschmühle in Kaiserslautern zurzeit eher leer. Ein besorgniserregender Trend, findet Otto Rohr. Er wünscht sich, dass die "Wesch" erhalten bleibt. Dafür müsse aber das Freibad auch wieder im Mai öffnen und nicht wie immer wieder in den vergangenen Jahren erst im Juni. Einmal wegen des Wetters oder verzögerter Sanierungsarbeiten, ein anderes Mal wegen Mitarbeitermangels. Er hofft darauf, dass die Waschmühle wieder gut besucht wird und sie erhalten bleiben kann. Dafür müssten aber "genügend Menschen genauso begeistert von seinem Lieblingsfreibad sein wie er selbst.
Förderverein kritisiert spätere Öffnung Freibad Waschmühle in Kaiserslautern startet am Wochenende
Wegen Sanierungsarbeiten musste der Saisonstart im Freibad Waschmühle in Kaiserslautern mehrmals verschoben werden. Am Wochenende ist es nun aber soweit.