Die Geschäftsführung und der Betriebsrat des Automobilzulieferers BorgWarner in Kirchheimbolanden sowie die IG Metall haben einen Kompromiss gefunden: Der weitere Stellenabbau soll nicht so drastisch ausfallen wie zunächst befürchtet.
Es waren monatelange Verhandlungen beim amerikanischen Automobilzulieferer: Dieser hatte angekündigt, erneut Arbeitsplätze im Werk in Kirchheimbolanden abzubauen. Mehr als die Hälfte der rund 1.200 Stellen standen im Raum. Nun haben Geschäftsführung, IG-Metall und der Betriebsrat einen Kompromiss gefunden: Bis zum Jahr 2028 soll das Personal auf 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reduziert werden, wie eine Sprecherin des Unternehmens mitteilt.
Standortsicherung für BorgWarner in Kirchheimbolanden bis Ende 2030
Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden Peter Schmitt ist dafür ein Grundsatzpapier unterschrieben worden. "Das bewerten wir positiv. Alle sind gewillt, für die Zukunft etwas aufzubauen", sagt Schmitt. Weitere Details müssten allerdings noch geklärt werden. Bereits heute Morgen habe es schon ein weiteres Treffen gegeben. Nach Angaben der Sprecherin soll der Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Hierfür soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Der Kompromiss bedeute eine Standortsicherung für Kirchheimbolanden bis Ende 2030.
"Es ist ein gutes Ergebnis, wenngleich es trotzdem mit einem Stellenabbau verbunden ist. Wir haben mit den Mitgliedern und in den Verhandlungen alles gegeben und einen Kompromiss erzielt, bei dem beide Seiten einstecken müssen", sagt Wladislaw Wolter, politischer Sekretär der IG Metall Ludwigshafen-Frankenthal. Er betont: Ohne den "massiven Druck" der Belegschaft und der Interessenvertretung der IG Metall sei ein solches Ergebnis nicht möglich gewesen.
Weitgehendes Aus von Verbrenner-Motoren macht BorgWarner zu schaffen
Der Grund für den erneuten Stellenabbau liegt nach Angaben des Automobilzulieferers im weitgehenden Aus von Verbrenner-Motoren ab dem Jahr 2035. Demnach dürfen nur noch E-Autos oder Autos, die mit klimafreundlichen synthetischen Kraftstoffen betankt werden, weiter verkauft werden. Das führe nach Angaben von BorgWarner zu Umsatzverlusten, deshalb müsse das Unternehmen reagieren. Und eine der Maßnahmen sei der weitere Abbau von Stellen, hatte Werkleiter Andreas Denne zuletzt dem SWR gesagt. Weitere Themen wie die Energiekrise oder allgemeine Preissteigerungen bekomme BorgWarner ebenfalls zu spüren.
Größeres Projekt für Kirchheimbolander Entwicklung
Dem Unternehmen ist es nach Angaben der Sprecherin gelungen, einen größeren Auftrag für den auch in Kirchheimbolanden entwickelten E-Booster - ein elektrisch angetriebener Verdichter - zu erhalten. "Es handelt sich um ein E-Booster-Projekt für einen europäischen Kunden", so die Sprecherin. Zu Details des Auftrags macht BorgWarner keine Angaben. Weiterhin sei geplant, eine "neue Produktlinie für den Bereich Stromerzeugung" in Kirchheimbolanden anzusiedeln.
Krise beim Automobilzulieferer BorgWarner will Werk in Kirchheimbolanden mit neuen Entwicklungen halten
Der Automobilzulieferer BorgWarner bestätigt, dass in Kirchheimbolanden weitere Stellen gestrichen werden sollen. Das Werk soll mit neuen Entwicklungen weiter betrieben werden.
Themen wie Standortsicherung, Beschäftigungssicherung oder auch die Frage, wie dies alles in der Praxis umgesetzt werden soll, müssten nun noch in den weiteren Verhandlungen zum Tarifvertrag detailliert besprochen, sagt Wladislaw Wolter. Wichtig sei, dass es eine Perspektive für den Standort Kirchheimbolanden gebe, so der politische Sekretär der IG Metall Ludwigshafen-Frankenthal. Und auch der Betriebsratsvorsitzende Peter Schmitt betont: "Die Arbeit fängt für uns jetzt erst an."
BorgWarner einer der größten Arbeitgeber in der Westpfalz
BorgWarner in Kirchheimbolanden ist einer der größten Arbeitgeber im Donnersbergkreis und auch in der Westpfalz. Das Unternehmen produziert sogenannte Turbolader für die Automobilindustrie. Das amerikanische Unternehmen beschäftigt an seinen fast 100 Standorten weltweit mehr als 50.000 Mitarbeiter.
Im Werk von BorgWarner in Kirchheimbolanden wurden laut Werkleiter Denne die Mitarbeiterzahlen zuletzt im Zuge der im Jahr 2021 gestarteten Standortstrategie "Kibo 4.0" von 1.611 auf 1.200 reduziert. Dies sei unter anderem mit einem Freiwilligenprogramm und Altersteilzeitmodellen sozialverträglich gelungen. Ursprünglich waren einmal mehr als 1.800 Menschen in Kirchheimbolanden beschäftigt.
Fachkräftemangel nach wie vor hoch Etwas weniger Arbeitslose in der Westpfalz
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