Krise beim Automobilzulieferer

BorgWarner will Werk in Kirchheimbolanden mit neuen Entwicklungen halten

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Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof

Der Automobilzulieferer BorgWarner bestätigt, dass in Kirchheimbolanden weitere Stellen gestrichen werden sollen. Das Werk soll mit neuen Entwicklungen aber weiter betrieben werden.

Der Grund für den erneuten Stellenabbau liege im weitgehenden Aus von Verbrenner-Motoren ab dem Jahr 2035. Demnach dürfen nur noch E-Autos oder Autos, die mit klimafreundlichen synthetischen Kraftstoffen betankt werden, weiter verkauft werden. "Der Umsatz bei der Verbrennertechnologie geht zurück", sagt Andreas Denne, der Leiter des BorgWarner-Werks in Kirchheimbolanden. Weitere Themen wie die Energiekrise oder allgemeine Preissteigerungen bekomme BorgWarner ebenfalls zu spüren.

Stellenabbau in Kibo eine von mehreren Maßnahmen

Darauf stelle sich der amerikanische Automobilzulieferer ein, erarbeite Lösungen. "Das ist eine Entwicklung, die sich keiner wünscht", betont der Werkleiter. Wenn ein sinkender Umsatz zu Verlusten führe, müsse ein Unternehmen aber reagieren. Und eine der Maßnahmen sei der weitere Abbau von Stellen.

"Wenn die Politik schon das Was vorgibt, würde ich mir wünschen, dass beim Wie die Industrie mit ins Boot geholt wird. Denn hier liegt die Expertise."

Wie viele Arbeitsplätze bis 2028 wegfallen sollen, könne er derzeit noch nicht sagen. BorgWarner steht mit der IG-Metall bezüglich eines Zukunftssicherungsvertrages in Verhandlungen. Ein Ergebnis gibt es bislang noch nicht. Die Gewerkschaft hatte ein Angebot des Unternehmens abgelehnt. Wladislaw Wolter, politischer Sekretär der IG Metall Ludwigshafen-Frankenthal, spricht von einem "knallharten Abbauprogramm".

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Nach SWR-Informationen sind mehr als die Hälfte der rund 1.200 Stellen fraglich. "Wir müssen sehen, auf was wir uns mit der IG-Metall einigen werden", sagt der Werkleiter dazu. Ziel des Unternehmens sei, sich einig zu werden. Dass ein bisheriges Angebot abgelehnt worden sei, könne er zu diesem Zeitpunkt der Verhandlung durchaus nachvollziehen, sagt Denne. Er wünsche sich aber eine gemeinsame Suche nach Lösungen, auch ein konkreteres Angebot der Arbeitnehmervertreter.

"Der Stellenabbau ist ein Teil der Neuausrichtung für die Zukunft", hebt der Werkleiter hervor - und ergänzt: "Wir müssen uns wettbewerbsfähig aufstellen." Dabei soll in Zeiten, in denen Elektrofahrzeuge vorangetrieben werden, auch eine neue Entwicklung eine Rolle spielen, die nichts mit der Automobilindustrie zu tun hat, sondern mit dezentraler Energieerzeugung. Details könne er hier aufgrund des laufenden Entwicklungsprozesses noch nicht nennen, so Denne.

BorgWarner will unabhängiger von Automobilbranche werden

Die Erfahrungen aus der Entwicklung und dem Bau von Turboladern sei dabei ein großer Vorteil. Und es soll dem Unternehmen in der Donnersberger Kreisstadt ein Stück weit Unabhängigkeit von der Automobilbranche geben.

Kombination von Entwicklung und Fertigung als Stärke

Entwickelt in Kirchheimbolanden, direkt nebenan im Werk produziert - dies soll nach dem Willen des Werkleiters auch weiterhin eine große Stärke von BorgWarner am Donnersberg sein. Die Brücke, bis neue Entwicklungen in Serie produziert werden, sollen möglichst noch weitere Aufträge für Turbolader bis 2035 schlagen. Hier habe BorgWarner kürzlich einen neuen Auftrag erhalten. "Das ist kein riesiges Projekt, aber es gibt uns Hoffnung, dass wir auch noch in nächster Zeit in diesem Bereich in Kirchheimbolanden produzieren können", sagt der Werkleiter.

Andere Entwicklungen, wie beispielsweise der E-Booster - ein elektrisch angetriebener Verdichter - hätten nicht den erhofften Erfolg. "Wenn Hybridfahrzeuge keine Zukunft mehr haben, wird auch ein E-Booster nicht benötigt", erläutert Denne. Dennoch gebe es auch hier noch Aufträge. "Jedes Unternehmen, das für einen Verbrennermotor produziert, muss schauen, wie es einen Weg in die Zukunft findet", sagt der Werkleiter.

BorgWarner will auch weiterhin Fachkräfte ausbilden

Das sei mit schmerzlichen Entscheidungen verbunden. "Der Abbau jeder Stelle tut mir weh. Und ich verstehe auch, dass sich die Mitarbeitenden Sorgen machen, wie es weitergeht", so Denne. In solchen Zeiten sei es wichtig, zusammen zu rücken, gemeinsam nach Wegen aus der Krise zu suchen. Ein Appell, den der Werkleiter auch an die Politik richtet: "Wenn die Politik schon das Was vorgibt, würde ich mir wünschen, dass beim Wie die Industrie mit ins Boot geholt wird. Denn hier liegt die Expertise." Mit dem rheinland-pfälzischen Transformationsminister Alexander Schweitzer (SPD) sei er im Austausch, auf kommunalpolitischer Ebene auch mit Stadtbürgermeister Marc Muchow (CDU).

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Der Werkleiter zeigt sich zuversichtlich, dass BorgWarner in Kirchheimbolanden eine Zukunft hat. "Wir haben hier ein tolles Team, werden auch weiterhin auf unsere hervorragende Ausbildung setzen. Wir müssen aber flexibel, agil sein. Und in der Kombination Entwicklungszentrum und Werk an einem Standort, haben wir hier trotz der schwierigen Situation auch gute Chancen", beschreibt es Andreas Denne.

Bereits mehrere Hundert Stellen in Kirchheimbolanden abgebaut

Im Werk von BorgWarner in Kirchheimbolanden wurden laut Denne die Mitarbeiterzahlen im Zuge der im Jahr 2021 gestarteten Standortstrategie "Kibo 4.0" von 1.611 auf 1.200 reduziert. Dies sei unter anderem mit einem Freiwilligenprogramm und Altersteilzeitmodellen sozialverträglich gelungen. Ursprünglich waren einmal mehr als 1.800 Menschen in Kirchheimbolanden beschäftigt. 

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