Das finanziell angeschlagene Westpfalz-Klinikum hat nun auch positive Signale von Banken erhalten, was eine Unterstützung betrifft. Wie der Geschäftsführer betont, ist das Krankenhaus damit aber noch lange nicht über den Berg.
Nachdem vor wenigen Wochen sowohl der Stadtrat Kaiserslautern als auch die Kreistage Kusel und Donnersbergkreis zugestimmt hatten, dem in Geldnot geratenen Westpfalz-Klinikum als Gesellschafter mit Krediten in Höhe von 15 Millionen Euro zu helfen, gibt es nun auch positive Signale von Banken. Diese sollen das Klinikum mit weiteren Krediten in Höhe von 7,5 Millionen Euro unterstützen. "Wir stehen mit unseren Partnern in ständigem Austausch und haben auch in der zurückliegenden Zeit immer vertrauensvoll zusammengearbeitet", sagt Geschäftsführer Thorsten Hemmer.
Fragen und Antworten zur Geldnot des Krankenhauses Was die Krise des Westpfalz-Klinikums für die Patienten bedeutet
Das Westpfalz-Klinikum mit seinen Standorten in Kaiserslautern, Kusel, Kirchheimbolanden und Rockenhausen steckt in akuter Geldnot. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Westpfalz-Klinikum arbeitet an Zukunftskonzept
Derzeit werde im Klinikum mit Hochdruck an der Erstellung eines so genannten "Zukunftskonzeptes" gearbeitet. Dafür erhalte das Krankenhaus Unterstützung von einer Unternehmensberatung. Laut Hemmer ist es das Ziel, das Klinikum möglichst schnell wieder aus den roten Zahlen zu führen. Allerdings sagt der Geschäftsführer auch: "Wir sind noch lange nicht über den Berg, es ist für uns ein Marathon und kein Sprint." Auch ein weiterer Finanzbedarf im Herbst sei nicht ausgeschlossen.
Situation bei den Pflegekräften hat sich gebessert
Froh ist Hemmer, dass sich die Situation bei den Fachkräften etwas gebessert hat. Weil beispielsweise Pflegekräfte fehlen, konnten zeitweise rund 250 Betten nicht belegt werden. Somit habe das Krankenhaus im Jahr 2022 zirka 11.000 Patienten nicht versorgen können. Nach Angaben des Klinikums bedeute dies einen "Erlösverslust in Höhe von bis zu 43,5 Millionen Euro". Derzeit seien rund 100 Betten über die Klinikstandorte Kaiserslautern, Kusel, Kirchheimbolanden und Rockenhausen verteilt nicht in Betrieb. "Der Abwärtstrend scheint gestoppt. Wir verspüren auch, dass wieder verstärkt Personal bei uns arbeiten möchte", sagt Hemmer.
Angespannt sei die Situation weiterhin auf den Intensivstationen. Aber auch hier arbeite das Klinikum daran, dass sich dies bald bessere. Denn der Betrieb aller Intensivbetten sei für das Klinikum auch finanziell von großer Bedeutung. "Wenn wir wieder mehr Personal einstellen können, werden wir auch derzeit noch gesperrte Betten wieder belegen, mehr Patienten versorgen und mehr Leistung erbringen", so Hemmer.
Westpfalz-Klinikum hofft auf Krankenhausreform des Bundes
Das bedeute mit Blick auf das aktuelle Vergütungssystem im Umkehrschluss auch mehr Geld. Denn eine Klinik wird für jede einzelne Behandlung bezahlt. "Das muss sich in der geplanten Krankenhausreform von Gesundheitsminister Lauterbach unbedingt ändern, denn die Polizei und die Feuerwehr wird ja auch nicht nach Einsätzen bezahlt", sagt der Geschäftsführer. Zudem sei das Westpfalz-Klinikum elementar für die Daseinsvorsorge in der Region.
Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz fordert kurzfristige Hilfen
Erst vergangene Woche forderte die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz eine kurzfristige Regelung der Bundesregierung, "mit der ein umfassender Inflationsausgleich sowie die vollständige, schnelle und unbürokratische Refinanzierung von Energie- und tariflichen Lohnkostensteigerungen der Kliniken erfolgt", wie es Andreas Wermter formulierte. Er ist der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft.
Krankenhausreform ist umstritten Zwei Drittel der Kliniken in RLP machen Minus - ein Rekordwert
In Rheinland-Pfalz haben rund 65 Prozent der Krankenhäuser im vergangenen Jahr Verlust gemacht, so viele wie noch nie. Das hat eine Umfrage der Landeskrankenhausgesellschaft unter den rund 100 Kliniken im Land ergeben.
Bis die Krankenhausreform beschlossen sei und Wirkung entfalte, benötigten die Krankenhäuser schnellstmöglich eine "solide Übergangsfinanzierung". Andernfalls werde das Risiko von Krankenhausinsolvenzen auch in Rheinland-Pfalz "massiv ansteigen", so die Krankenhausgesellschaft weiter.
Sie gab auch das Ergebnis ihrer Umfrage zur wirtschaftlichen Situation der Kliniken im Land bekannt: Demnach befürchten mehr als 80 Prozent der Kliniken in Rheinland-Pfalz, dass sie in diesem Jahr Verlust machen werden. Das Westpfalz-Klinikum ist damit kein Einzelfall.