Die fiesen Tricks der Betrüger

Polizei in Kaiserslautern warnt vor Betrugsmaschen

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Immer wieder werden Menschen Opfer von fiesen Betrugsmaschen und verlieren dabei viel Geld oder Wertgegenstände. Wie man sich schützen kann, erklärt Bernhard Erfort von der Polizei.

Immer wieder werden vorwiegend Senioren um Geld betrogen, gerade erst wieder eine 81-Jährige aus Enkenbach-Alsenborn. Sie hat den Betrügern 168.000 Euro gegeben. Die Polizei warnt regelmäßig vor den Maschen und Tricks der Betrüger, trotzdem haben die Gauner immer wieder Erfolg. Aber, so sagt Polizeisprecher Bernhard Christian Erfort vom Westpfalz-Präsidium, es würden auch sehr viele Betrugsversuche angezeigt, bei denen die Opfer gemerkt hätten, dass etwas nicht stimme.

Bernhard Christian Erfort ist Pressesprecher am Westpfalz-Präsidium in Kaiserslautern.
Bernhard Christian Erfort ist Pressesprecher am Westpfalz-Präsidium in Kaiserslautern. Im Interview erklärt er, wie man sich gegen Betrüger schützen kann, die über das Telefon oder über Chats tätig werden.

SWR Aktuell: Woran liegt es, dass die gleichen Betrugsmaschen immer wieder funktionieren?

Bernhard Christian Erfort: Haben die Täter einmal Erfolg, versuchen sie es immer wieder, gegebenenfalls passen sie ihre Maschen an. Die Betrüger setzen ihre Opfer beispielsweise bei sogenannten Schockanrufen mit immer neuen, teilweise sehr emotional behafteten Geschichten massiv unter Druck. Die Täter sind sehr gut "geschult", beziehungsweise darin geübt, für alles eine plausible Antwort parat zu haben. Trotz intensiver Prävention und dem Wissen der Opfer um diese Taten, fallen diese doch wieder darauf hinein. Die Opfer werden schlichtweg überrumpelt. Zudem sind es meist ältere Menschen, die niemanden haben, mit dem sie sich besprechen können. Andererseits zeigen aber die vielen Versuchsanzeigen, dass die Prävention sehr gut wirkt - auch wenn jeder Fall einer zu viel ist.

SWR Aktuell: Welche sind denn die derzeit "beliebtesten" oder auch "erfolgreichsten" Betrugsmaschen?

Bernhard Christian Erfort: Aktuell sind das hauptsächlich die Maschen "Falscher Polizeibeamter", "Schockanruf" und wenn die angebliche Tochter oder der Sohn via WhatsApp Geld fordert.

SWR Aktuell: Was raten Sie den Senioren, wie können sie sich schützen?

Bernhard Christian Erfort: Lassen Sie sich nicht auf Geldforderungen ein, die Sie per WhatsApp & Co. oder von angeblichen Angehörigen mit neuer Handynummer erhalten. Seien Sie auch wachsam, wenn sich beispielsweise vermeintliche Amtspersonen telefonisch bei Ihnen melden und eine Kaution fordern, weil Verwandte angeblich einen schweren Unfall verursacht haben - hier lauert Betrug! Vergewissern Sie sich immer persönlich, zum Beispiel durch einen Rückruf unter der Ihnen bekannten Telefonnummer, ob es sich bei dem Chatpartner oder Anrufer um die Person handelt, für den er oder sie sich ausgibt. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Rufen Sie vertraute Personen zur Hilfe.

Wenn Sie eine Liebschaft über das Internet kennengelernt haben, aber diese noch nie persönlich getroffen haben, seien Sie gleichfalls wachsam, wenn es um Geldforderungen geht. Überweisen Sie kein Geld an Fremde!

Es gibt einen Tipp für nahezu alle Phänomene: Machen Sie nichts am Telefon, was mit Geld zu tun hat! Sprechen Sie am Telefon nie über finanzielle oder persönliche Verhältnisse. Lassen Sie sich nicht drängen und verschaffen sie sich Zeit zum Nachdenken, indem Sie das Gespräch beenden und um Rückruf bitten. Besprechen Sie sich mit Dritten, das kann auch die Polizei sein. Wir sind für Sie da! Und: Übergeben Sie niemals Geld an Fremde!

Überprüfen Sie, ob Sie im Telefonbuch stehen. Ändern Sie gegebenenfalls Ihren Telefonbucheintrag, zum Beispiel von "Käthe Müller" in "K. Müller" oder "Familie Müller" - oder lassen Sie den Eintrag löschen. Den Betrügern fällt es dann schwer, Ihre Nummer ausfindig zu machen. Sollten Sie schon vermehrt betrügerische Anrufe erhalten haben oder bereits Opfer einer Betrugsmasche geworden sein, lassen Sie sich von Ihrem Telefonanbieter eine neue Rufnummer geben, die nicht mehr im Telefonbuch veröffentlicht wird.

Bezüglich WhatsApp & Co. noch eine Anmerkung: Speichern Sie niemals ungeprüft neue Telefonnummern von angeblichen Familienangehörigen oder Freunden ab. Vergewissern Sie sich immer - beispielsweise durch einen Rückruf - über die Ihnen bekannte "alte" Rufnummern, ob es sich um die Person handelt, für den er oder sie sich ausgibt.

SWR Aktuell: Gibt es etwas, was man den Kindern, Enkeln oder sonstigen Angehörigen von Senioren raten kann, was sie tun können, um die älteren Menschen zu schützen?

Bernhard Christian Erfort: Reden Sie mit Ihren Angehörigen über die Maschen der Betrüger. Sensibilisieren Sie sie dafür, misstrauisch gegenüber fremden Anrufern und Chatpartnern mit Geldforderungen zu sein. Sprechen Sie persönliche Angelegenheiten immer "face to face" ab. Bieten Sie insbesondere älteren Angehörigen oder Bekannten eine jederzeit erreichbare Anrufmöglichkeit und sprechen Sie das Thema ständig an.

Fragen Sie Ihre Angehörigen, ob Sie schon betrügerische Anrufe erhalten haben. Prüfen Sie, ob Ihre Angehörigen im Telefonbuch stehen und wie dieser Telefonbucheintrag lautet. Kümmern Sie sich gegebenenfalls um eine Änderung oder Löschung des Eintrags oder um eine neue Telefonnummer. Nehmen Sie sich Zeit und erklären Sie Ihren Angehörigen zum Beispiel den Umgang mit dem Smartphone oder WhatsApp.

SWR Aktuell: Ab wann sollte ein Senior denn misstrauisch werden?

Bernhard Christian Erfort: Sobald es um Geldforderungen geht!

SWR Aktuell: Was kann ein Senior tun, um herauszufinden, ob der Besucher oder Anrufer echt ist?

Bernhard Christian Erfort: Vergewissern Sie sich immer persönlich, zum Beispiel durch einen Rückruf unter der Ihnen bekannten "alten" Telefonnummer, ob es sich bei dem Chatpartner oder Anrufer um die Person handelt, für den er oder sie sich ausgibt. Vereinbaren Sie für den Notfall mit Ihren Angehörigen ein Codewort, das nur sie beide kennen und welches der Anrufer oder Chatpartner nennen soll, um sich zu identifizieren oder fragen Sie ihn doch einfach mal nach dem Geburtsdatum oder dem vollständigen Namen.

Kaiserslautern

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SWR Aktuell: Was tut die Polizei und was könnte sie noch tun, um ältere Menschen vor diesen Betrugsmaschen zu schützen?

Bernhard Christian Erfort: Die Maschen sind in den Medien permanent präsent, weil die Polizei ständig informiert und Ratschläge gibt. Deshalb ist uns ist die Öffentlichkeitsarbeit und Zusammenarbeit mit der Presse sehr wichtig, um über die Betrugsmaschen aufzuklären und möglichst viele Menschen zu erreichen.

Derzeit werden in zahlreichen Veranstaltungen Senioren und Angehörige im persönlichen Gespräch über die Vorgehensweise der Täter informiert und präventive Verhaltensweisen aufgezeigt. Gleichfalls werden zum Beispiel die Mitarbeiter von Pflegediensten, Banken etc. hinsichtlich der Betrugsmaschen sensibilisiert. Sie informieren Seniorinnen und Senioren und können im Bedarfsfall Hilfestellung bieten. Mit einbezogen werden auch die Sicherheitsberater für Senioren, die im Ehrenamt helfen, ältere Menschen unter anderem vor Betrug besser zu schützen. In Zusammenarbeit mit einigen Kommunen erfolgen in den nächsten Monaten Ausbildungsmaßnahmen für neue Sicherheitsberater.

SWR Aktuell: Wer sind die Täter, was sind das für Menschen?

Bernhard Christian Erfort: Skrupellose Betrügerbanden, die sich nicht schämen, alte Menschen um die Ersparnisse ihres Lebens zu bringen.

SWR Aktuell: Wo kommen die Täter her, gibt es eine Chance, sie dingfest zu machen?

Bernhard Christian Erfort: Es gibt immer wieder Festnahmen bei Versuchen, jedoch wird die erfolgreiche Tat erst spät bekannt, so dass die Aufklärung stark erschwert ist.

SWR Aktuell: Wenn der Betrug doch geglückt ist, was kann und muss das Opfer tun?

Bernhard Christian Erfort: Wenden Sie sich sofort an die Polizei! Sollten Sie Geld überwiesen haben, nehmen Sie zudem sofort Kontakt mit Ihrer Bank auf, möglicherweise kann sie den Transfer noch stoppen. Schreiben Sie sich auf, was passiert ist. Notieren Sie sich Telefonnummern des Anrufers. Fertigen Sie Screenshots des Chatverlaufs. Wie sah der Geldbote aus? Mit welchem Auto kam der Unbekannte? Mit wie vielen Personen haben Sie am Telefon gesprochen? Ist Ihnen dabei irgendetwas aufgefallen? Hintergrundgeräusche? Aussprache? Und: Wenden Sie sich sofort an die Polizei!

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SWR