Sollten alle Hausbesitzer gegen Naturkatastrophen versichert sein? Das ist Thema auf der Ministerpräsidentenkonferenz. Hochwasser-Betroffene aus dem Westen der Pfalz sind sich einig.
Für die Menschen im Moscheltal im Donnersbergkreis war es eine Katastrophe, auch wenn keine Menschen dem Starkregen zum Opfer gefallen sind: Vor fast zehn Jahren, im September 2014, kam das Wasser plötzlich von allen Seiten. Überschwemmungen haben in Orten wie Rockenhausen, Waldgrehweiler, Finkenbach-Gersweiler oder Teschenmoschel große Schäden angerichtet. Versichert waren nur die wenigsten Hochwasser-Betroffenen – ein Problem, das Donnerstag auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin diskutiert wird.
Schäden durch Hochwasser im Donnersbergkreis
Nach den jüngsten Hochwasser-Ereignissen fordern die Länder vehement eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden, also Schäden, die durch Naturereignisse verursacht werden. Wie die Bewohner von Teschenmoschel auf die Überschwemmungen reagiert haben, zeigt dieser Landesschau-Beitrag zwei Jahre danach:
Ortsbürgermeisterin Sabine Küsters (parteilos) erinnert sich noch gut an die Tage nach dem Hochwasser. Zum Beispiel daran, als die Menschen in ihrem Ort zusammen den Schlamm aus dem Keller einer Betroffenen geholt haben. Und an die Solidarität mit dem Nachbarort, dem stärker betroffenen Waldgrehweiler.
"Wir haben spontan ein Spenden-Buffet auf die Beine gestellt, mit selbst gemachten Kuchen, Marmeladen und Gemüse", sagt Küsters. "5.000 Euro haben wir damals für die Betroffenen in Waldgrehweiler gesammelt." In dieser Zeit, noch unter ihrem Vorgänger Ernst Schulz (parteilos), sei der Ort richtig "zusammengerückt".
Dass die 43 Hochwasser-Geschädigten im Zentrum von Waldgrehweiler damals "mit dem blauen Auge davon gekommen" sind, liegt laut Bürgermeister Helmut Brand (SPD) an Spendenaktionen, wie die aus dem Nachbarort. Denn ausreichend versichert sei kaum jemand gewesen, als fast der gesamte Ortskern unter Wasser stand.
Wenige im Donnersbergkreis hatten 2014 eine Elementarversicherung
"Nur drei Grundstückseigentümer hatten 2014 eine Elementarversicherung", erinnert er sich.
Einer von ihnen hatte nach den Überschwemmungen einen Schaden von etwa 100.000 Euro zu beklagen. "Ein anderer war Metzgermeister. Durch das Wasser waren alle seine Werkzeuge weg", sagt Brand. Die Versicherung habe dem Metzger die Schäden ersetzt.
Deswegen legt der Ortsbürgermeister seither jedem Hausbesitzer im Ort eine Elementarversicherung ans Herz. "Ich wohne am Hang und habe jetzt selbst so eine Versicherung abgeschlossen. Wenn es viel regnet, kann ja schnell auch ein Hangrutsch passieren", sagt Brand.
Hochwasser-Schäden: Bürgermeister hofft auf Pflicht-Versicherung
Schäden durch die Überschwemmungen hatte auch Torsten Schlemmer aus Waldgrehweiler. Er hatte zwar eine Elementarversicherung, die hat sich bei der Übernahme der Kosten aber erstmal quer gestellt. Er habe sich nach dem Hochwasser Tipps von der Verbraucherzentrale geholt und sei mittlerweile bei einer anderen Versicherung.
Der Bürgermeister von Waldgrehweiler ist heute überzeugt: Es braucht eine Pflicht-Versicherung für Hochwasser- und Starkregen-Schäden. Er erhofft sich von der Ministerpräsidentenkonferenz, dass die Beteiligten eine Solidar-Versicherung auf den Weg bringen mit günstigeren Beiträgen, so ähnlich wie die Autohaftpflicht. "Die käme jedem zu Gute", sagt Brand.
Absicherung gegen Naturkatastrophen "Kasperletheater": Bund lehnt Pflichtversicherung weiter ab
Bund und Länder haben sich bei der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin nicht auf eine Versicherungspflicht für Elementarschäden einigen können. Innenminister Michael Ebling (SPD) kritisierte die Haltung des Bundes.