Draisine fahren, dabei alte Burgen oder Dinosaurier begutachten - das soll vielleicht bald im Kreis Kusel möglich sein. SWR-Reporterin Simone Daiker hat das schon mal ausprobiert.
In Lauterecken im Kreis Kusel strahlt die Sonne - perfektes Wetter für eine Fahrt mit der Draisine. Das mache ich auch jetzt, weil ich dort ein digitales Projekt des Kreises ausprobieren will. Durch virtuelle Realität soll das Draisinenfahren in der Region interessanter gemacht werden.
Mit einer speziellen Brille - einer sogenannten VR-Brille - sitzt man auf einer Draisine und taucht digital in andere Welten ein. Man sieht durch die VR-Brille verschiedene Umgebungen, wie zum Beispiel die Burg Lichtenberg im Kreis Kusel von oben.
Meine Testfahrt für die digtale Draisinentour startet an der Draisinenstation am Bahnhof Lauterecken-Grumbach. Da steht auch schon eine Fahrraddraisine für mich bereit. Ich darf mich in die Mitte setzen und muss nicht strampeln. Das macht jemand für mich, nämlich ein Student der Hochschule Kaiserslautern. Studis der Hochschule sind nämlich an dem digitalen Draisinen-Projekt beteiligt und zeigen mir das. Für mich heißt es also jetzt: VR-Brille auf und los.
Digitale Draisinentour: "Flug" über die Burg Lichtenberg im Kreis Kusel
Nachdem die Draisine los gepoltert ist, geht auch die Animation los. Das erste, was ich sehe, ist der Ausblick über den Pfälzerwald und das Glantal. Und dann sehe ich direkt vor mir das Cockpit von einem alten Flugzeug aus Holz. Genau da sitze ich nämlich virtuell drin - alles durch die spezielle Brille, die ich trage. Schaue ich nach rechts kann ich die Burg Lichtenberg bei Thallichtenberg erblicken.
Und je schneller die Draisine fährt, desto schneller wird auch die Animation und die digitale Umgebung zieht an mir vorbei. Natürlich sieht man, dass die Bilder animiert sind, aber es fühlt sich schon echt an, wenn unter mir die Draisine poltert. Außerdem höre ich um mich herum die Umgebung und noch Flugzeug-Geräusche aus Lautsprechern. Schaue ich nach hinten, rußt es schwarz aus dem Flugzeug raus.
Nach etwa fünf Minuten ist das Erlebnis vorbei und ich kann die VR-Brille wieder absetzen. Dann bin ich zurück in der "echten" Welt - unterwegs mit einer Fahrraddraisine.
Dinosaurier aus dem Kreis Kusel für Draisinen-Projekt zum Leben erweckt
Die Studierenden des Studiengangs Virtual Design von der Hochschule Kaiserslautern haben sich für das digitale Projekt sieben verschiedene Geschichten ausgedacht, die die VR-Brille während der Draisinentour zeigen kann. Céline Bacquet ist eine der Studierenden. Sie hat mit ihrer Gruppe eine Art Zeitreise entwickelt: Beginnend mit den Dinosauriern aus dem Naturkundemuseum Geoskop im Kreis Kusel. In dem Museum wird die Urgeschichte der Pfalz von vor etwa 300 bis 280 Millionen Jahren gezeigt.
Die digitale Zeitreise geht weiter über die Gegenwart bis hin zu einer möglichen Zukunft. Bei den Dinosauriern, die gezeigt werden, hätten die Studenten versucht die Saurier so echt wie möglich aussehen zu lassen, sagt Céline Bacquet. Dafür haben sie im Museum Recherche betrieben. "Wir haben uns bemüht, uns zumindest anzunähern und ich finde unsere Dinos sind echt verdammt gut geworden", so die 25-Jährige stolz.
Die Studierenden arbeiten etwa seit einem halben Jahr an dem Projekt. Zusammen mit "Land L(i)eben" - einem Digitalprojekt aus Kusel - haben sie das umgesetzt. Die Idee dahinter: Die sowieso schon schöne Draisinentour noch spannender zu gestalten, erklärt Projektleiter und Professor der Hochschule, Matthias Pfaff.
"Mit der Brille könnte man dann Geschichten erleben und auch das Fahrgefühl". Wenn virtuelle Bildwelten und das Fahrgefühl mit der Draisine zusammenkommen, mache das schon Spaß, sagt Pfaff.
Testphase für digitales Draisinen-Projekt ist vorbei
Jetzt wurden die letzten Tests für das virtuelle Draisinen-Projekt durchgeführt. In den nächsten Wochen und Monaten wird besprochen, ob und wie es mit der Umsetzung weitergeht, sagt Kira Keßler von "Land L(i)eben". Bis es realisiert wird, könne aber noch einige Zeit vergehen.
Es gehe ihnen darum mit dem Angebot auch eine andere Zielgruppen zu erreichen, sagt Keßler. Einheimische, die die Draisinentour vielleicht schon gemacht haben, sollen sich auf diese Weise erneut für die Draisinen und die Region begeistern können.