Das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern hat seit dem Frühjahr ein Spezialgerät für die Erstversorgung von Frühgeborenen. Damit können die Frühchen kurz nach der Geburt besser versorgt werden. SWR-Reporterin Christina Fleischanderl war im Kreißsaal mit dabei und hat sich den sogenannten "Birth Trolley" angesehen.
Ich warte zusammen mit Oberärztin Jessica Weber in einem kleinen Vorraum zum Kreißsaal. Mit dabei: ein komisches Gerät, das aussieht wie ein rollender Geräteturm. Überall hängen Kabel und Schläuche raus. Und genau wegen diesem Gerät bin ich heute hier im Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern. Es handelt sich um einen sogenannten "Birth Trolley". Das ist ein Spezialgerät für die Versorgung von Frühchen. Und der soll gleich bei einem geplanten Kaiserschnitt eingesetzt und vorgeführt werden.
Plötzlich geht die Tür einen Spalt auf und eine Frau in türkiser OP-Kleidung, Haube und Mundschutz blickt etwas verwundert auf Oberärztin Jessica Weber.
Spezialgerät für Frühchen: Einsatz wird in Kaiserslautern trainiert
Die Verwunderung der Kollegin sei nicht ganz unbegründet, erklärt Jessica Weber. Sie ist die Leiterin der Neonatologie, der Früh- und Neugeborenen-Station am Westpfalz-Klinikum. "Das ist eine große Herausforderung, weil wir als Kinderärzte normalerweise nicht direkt im OP-Saal dabei sind." Das habe sich aber geändert seit die Klinik Ende März das Spezialgerät für die Erstversorgung von Frühchen bekommen habe.
Jetzt wird die Tür zum Kreißsaal geöffnet. Jessica Weber und ihr Kollege schieben den "Birth Trolley" an das untere Ende des OP-Tisches. Die Stimmung ist entspannt. Immerhin wird heute kein Frühchen geholt. Der "Birth Trolley" wird momentan zu Übungszwecken unter anderem auch bei regulären Geburten nach neun Monaten eingesetzt. "Letztendlich sind wir noch in der Phase, in der wir das interdisziplinäre Zusammenspiel trainieren müssen", meint Weber.
Wie funktioniert der "Birth Trolley"?
Im OP-Saal geht dann alles relativ schnell. Nach wenigen Minuten übergibt der operierende Arzt an Jessica Weber ein gesundes Mädchen, das er gerade eben per Kaiserschnitt geholt hat. Die Kleine macht ihren ersten Schrei, während Jessica Weber sie behutsam auf ein Tischchen legt, das Teil des "Birth Trolleys" ist. Durch eine Wärmelampe darüber ist dieser Tisch übrigens schön warm, erklärt Weber. Wäre das kleine Mädchen ein Frühchen würden nun alle Geräte des "Birth Trolleys" zum Einsatz kommen.
Zuerst der Absauger, um Fruchtwasser aus Mund und Nase des Frühchens zu entfernen und dann das Beatmungsgerät. Unter anderem würde Jessica Weber auch die Herzfrequenz der Kleinen an dem Überwachungsmonitor des "Birth Trolleys" genau im Blick behalten. Und das noch während das Frühchen nur wenige Zentimeter neben seiner Mutter liegt - immer noch verbunden über die Nabelschnur. Das ist wichtig, denn dadurch ist das Herz-Kreislauf-System der Frühchen in den ersten, kritischen Sekunden stabiler, erklärt Weber.
Frühgeborene Babys wurden zuvor direkt von Mutter getrennt
"Bisher war es so, dass wir Frühgeborene direkt abgenabelt und in den Erstversorgungsraum gebracht haben bevor wir sie beatmet wurden." Das habe dann dazu geführt, dass die Herzfrequenz der Babys in dieser Zeit abgefallen ist und auch der Kreislauf instabil wurde. Bei diesem Neugeborenen ist jedoch alles in bester Ordnung. Jessica Weber hält ein gesundes Mädchen im Arm. Sie wickelt die Kleine in weiße Tücher, setzt ihr eine Haube auf und gibt sie weiter an ihre glücklichen Eltern.
Verbesserte Überlebenschancen für Frühchen im Westpfalz-Klinikum
Der Vorteil des "Birth Trolleys" ist auch, so das Westpfalz-Klinikum, dass mit der Methode weniger frühgeborene Kinder sterben und zudem auch die Wahrscheinlichkeit auf eine Hirnblutung sinkt. Das Spezialgerät konnte dank einer Spende von 40.000 Euro vom Förderkreis kranker Kinder aus Kaiserslautern angeschafft werden.
Seit dem Frühjahr war das Gerät nun bei zehn Geburten im Einsatz, drei davon waren auch Frühchen. "Wir haben schon wenige, kleine Frühgeborene damit versorgt. Die Kinder sind sehr, sehr stabil darunter", zieht Weber eine positive Bilanz. Ein anderer großer Vorteil, so die Oberärztin, die Eltern sind in den ersten Minuten ihres zu früh geborenen Kindes mit dabei und das Frühchen kommt nicht sofort in einen anderen Raum.
Training mit "Birth Trolley" erfolgreich
Mit dem "Birth Trolley"- Einsatz bei dem Kaiserschnitt war Jessica Weber übrigens zufrieden. Kurz nachdem sie das Gerät aus dem OP-Saal geschoben hat, meint sie: "Unkompliziert gelaufen, gute Zusammenarbeit, das Kind hat ja in diesem Fall unsere Hilfe zum Glück auch nicht gebraucht." Andere Kinder werden diese Hilfe in Zukunft aber leider schon benötigen. Darauf sind Weber und ihr Team im Westpfalz-Klinikum vorbereitet.
Medizin Frühchen und ihre Eltern – Hilfen beim vorzeitigen Start ins Leben
Immer mehr Frühgeborene können gerettet werden, dank intensiver medizinischer Versorgung. Aber auch die Eltern müssen betreut werden. Sie wurden ja viel zu früh Mutter und Vater. Von Mareike Gries