Zehn Jahre ist es jetzt her, dass die Verbandsgemeinde Otterbach und die Verbandsgemeinde Otterberg freiwillig zusammengelegt wurden. Zeit nachzufragen, wie es seit der Fusion dort gelaufen ist.
"Ich behaupte mal viele Fusionen sind an den Eigeninteressen mancher Verbandsbürgermeister gescheitert", erklärt Harald Westrich (SPD), heutiger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg. Neben ihm sitzt Martin Müller (SPD), Beigeordneter und ehemaliger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterberg. In einem Besprechungsraum in der Verbandsgemeindeverwaltung in Otterberg erinnern sich die zwei Sozialdemokraten zurück an die Zeit vor der Zusammenlegung der zwei Verbandsgemeinden.
"Es war unser gemeinsames Baby und wir haben daran geglaubt", sagt Martin Müller und lächelt. Noch heute sind Westrich und er davon überzeugt, dass die freiwillige Fusion der richtige Weg war, auch wenn persönliche Interessen dafür hintenanstehen mussten.
Ein Bürgermeister für die Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg
Vor der Fusion war Martin Müller Bürgermeister der Verbandsgemeinde Otterberg und Harald Westrich in der benachbarten Verbandsgemeinde Otterbach sein Amtskollege. Für beide sei aber damals schon klar gewesen, dass eine Fusion zu einer größeren Verbandsgemeinde künftig das Ziel sein sollte. Diese Botschaft habe man auch gemeinsam, trotz kritischer Stimmen, nach außen getragen. Und das erfolgreich. Beide Verbandsgemeinderäte haben der Fusion später zugestimmt und Westrich wurde 2014 zum neuen Verbandsbürgermeister der neu fusionierten Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg gewählt.
Was hat sich seit der Fusion in der VG Otterbach-Otterberg getan?
In mehreren Bereichen, vor allem auch in der Verwaltung, habe die Fusion die Abläufe in der Verbandsgemeinde effizienter gemacht in den vergangenen Jahren. Auch wenn es zu Anfang etwas schwierig war, die Arbeitsabläufe der zwei Verwaltungseinheiten mit unterschiedlichen Strukturen zusammenzuführen, erklärt Westrich. Positiv sei jedoch, meint er, dass man jetzt beispielsweise mehr Mitarbeiter habe, die sich auf bestimmte Themen spezialisieren können. "Das war als einzelne Verbandsgemeinde gar nicht möglich, da musste ein Mitarbeiter verschiedene Themenbereiche bearbeiten."
Außerdem habe man durch die Zusammenlegung finanziell mehr Möglichkeiten gehabt, erklärt Martin Müller. Es gab damals nicht nur Fördergelder vom Land für die Fusion, man habe auch Ausgaben gemeinsam besser abfedern können. Westrich nennt ein Beispiel: "Eine Verbandsgemeinde zahlt allein zwei Standesbeamte. Als fusionierte Verbandsgemeinde hat man dann aber statt insgesamt vier Standesbeamten nur mehr drei angestellt."
Auch auf die Verbandsgemeindeumlage, die die Ortsgemeinden zahlen, habe sich die Fusion ausgewirkt. Die konnte seitdem nämlich ein wenig gesenkt werden. "Wir sind eine der ärmsten Verbandsgemeinden, haben aber eine der niedrigsten Umlagen im Kreis", erklärt Westrich. Wie das funktioniere? "Durch die Fusion", antwortet Martin Müller da sofort.
Schulen und Feuerwehr der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg profitieren von Fusion
Das Geld, dass durch die Fusion eingespart werden konnte, sei dann für neue Projekte in der Verbandsgemeinde verwendet worden. Investiert wurde unter anderem in Schulen und in die Feuerwehr. Vor der Zusammenlegung der Verbandsgemeinden sei immer nur das Notwendigste bei den Schulen gemacht worden, sagt Westrich. Das Geld dazu habe gefehlt. "Jetzt waren Kernsanierungen möglich, beispielsweise in der Grundschule Katzweiler und in Olsbrücken. Da haben wir geschaut, dass die Gebäude auch für die nächsten 30 Jahre passen."
Für die Feuerwehr habe man sich dann auch einen Gerätewart leisten können, der die Einsatzfahrzeuge repariert. Außerdem wolle man bald auch die zwei Feuerwachen in Otterbach und Otterberg sanieren. "Seit den 80er Jahren ist da nix mehr gemacht worden", erklärt der Verbandsbürgermeister.
Aller Anfang ist schwer – Zusammenwachsen nach der Fusion
Wenn zwei Verbandsgemeinden plötzlich zu einer werden, sei das auch für alle Bürgerinnen und Bürger nicht immer einfach gewesen. Harald Westrich meint aber, dass viele seit der Fusion der Verbandsgemeinden auch zusammengewachsen seien. "Man hat gemerkt, am Anfang ist immer noch sehr stark in Otterbach und Otterberg gedacht worden. Bei den meisten ist das aber jetzt aus den Köpfen raus. Die neuen Ortsgemeinderäte kennen das schon gar nicht mehr anders." Auch gemeinsame Fasnachtsveranstaltungen sind mittlerweile ganz normal, ergänzt Martin Müller.
Vor allem für die Feuerwehren sei es am Anfang schwieriger gewesen. Immerhin war auch nur mehr ein Wehrleiter für die zusammengelegte Verbandsgemeinde nötig. "Wenn da ein Feuer auf der Grenze zwischen Otterberg und Otterbach war, dann ist es schon vorgekommen, dass gesagt wurde: Das ist unser Feuer! Und beide Feuerwehren sind angerückt", erzählt Müller schmunzelnd. Jetzt sei das aber Vergangenheit. "Die treffen sich nun gemeinsam zum Kameradschaftsabend. Das wäre zuvor fast undenkbar gewesen", meint Westrich.
Trotz Fusion gibt es aber immer noch zwei Feuerwachen in der Verbandsgemeinde. Diese haben aber jeweils spezielle Aufgaben bekommen. In Otterbach ist nun die Feuerwehreinsatzzentrale, wo die Einsätze koordiniert werden. Die Werkstatt und auch die Geräte wie Fahrzeuge und technische Ausrüstung sind in Otterberg untergebracht.
"Wir würden es wieder so machen"
Zehn Jahre nach der Fusion sind sich Verbandsbürgermeister Harald Westrich und Beigeordneter Martin Müller einig. "Wir würden es wieder so machen", sagen beide. Aufgrund der Bürokratisierung in den letzten zehn Jahren sehe man jetzt auch umso mehr die Vorteile der Fusion, erklärt Müller. "Die alten Verbandsgemeinden hätten diese Zunahme an Bürokratie alleine auch gar nicht verkraftet." Da sei die Fusion der beiden Verbandsgemeinden im Rückblick genau zum richtigen Zeitpunkt passiert.
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