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Mehr tropische Krankheiten?

Klimawandel: Jugendliche in RLP sorgen sich um ihre Gesundheit

Stand

Rund jeder zweite Jugendliche in Rheinland-Pfalz befürchtet einer Umfrage zufolge negative Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit.

Waldbrände, Überflutungen, aussterbende Tierarten - Die Folgen des Klimawandels sind immer mehr zu spüren. Schlimme Ereignisse folgen schneller aufeinander und hinterlassen oft ein Gefühl der Hilflosigkeit. Laut einer repräsentativen Studie im Auftrag der BARMER Krankenkasse leiden Jugendliche besonders unter den Folgen des Klimawandels. Befragt wurden junge Menschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren.

Mehr als die Hälfte befürchten Gesundheitsprobleme

Etwa jeder zweite Jugendliche in Rheinland-Pfalz glaubt, dass sich der Klimawandel negativ auf seine Gesundheit auswirken wird (52 Prozent). 19 Prozent der Befragten antworteten mit "ich weiß nicht", ob das für ihre Gesundheit Auswirkungen haben könnte. Und sieben Prozent sind der Meinung, der Wandel wird für sie keine negativen Gesundheitsfolgen haben.

Jugendliche demonstrieren für den Klimaschutz
Jugendliche demonstrieren für den Klimaschutz

Angst Nummer Eins bei Gesundheit: Tropische Krankheiten

31 Prozent der Jugendlichen in Rheinland-Pfalz fürchten sich am meisten vor tropischen Krankheiten. Etwa 12 Prozent halten Atemwegserkrankungen für ein großes Problem der Zukunft.

Danach folgen die Angst vor Hitzschlag, Depressionen und Stress. Auch Hautkrebs (4 Prozent) und Allergien (4 Prozent) werden als Problem in Verbindung mit dem Klimawandel gefürchtet.

Möglicherweise häufigere Erkrankungen durch Tigermücke

Der Virologe Professor Bodo Plachter, Institut für Virologie der Universitätsmedizin Mainz, kann die Ängste der Jugendlichen nachvollziehen, sieht aber keinen Grund zur Panik. Keiner könne in die Zukunft schauen, sagt er.

Aufgrund klimatischer Veränderungen könnten bestimmte Infektionskrankheiten, die beispielsweise durch die Tigermücke übertragen werden, möglicherweise gehäuft auftreten. Diese Mücken breiten sich auch bei uns aus. Aber im Augenblick habe man in Deutschland noch keine Ausbrüche von Tropenkrankheiten beobachtet, die durch die Tigermücke übertragen wurden, sagt der Virologe. 

Bisher seien solche Infektionen nur als isolierte Einzelfälle durch Einschleppung nach Reisen bekannt. Vereinzelte, kleinere Ausbrüche seien aber schon einmal in Südeuropa beobachtet worden. Es könne daher sein, dass so etwas in Zukunft auch bei uns vorkommt. "Man wird wohl nicht verhindern können, dass sich die Tigermücke weiter ausbreitet. Inwieweit das aber wirklich dazu führt, dass sich Tropenkrankheiten bei uns etablieren, lässt sich nicht vorhersagen", so Plachter.

Virologe: "Tropenkrankheiten wohl eher nicht Hauptproblem in Zukunft"

Seiner Meinung nach werden Infektionskrankheiten nicht das Hauptproblem unserer Zukunft sein: "Wir werden höchstwahrscheinlich andere Probleme mit Hitze und Wasserknappheit und mit Krankheiten infolge von Hitze haben." Das betreffe dann auch die Jugendlichen, wenn sie im entsprechenden Alter seien. Schlaganfälle oder Herzinfarkte können bei höheren Temperaturen dann entsprechend häufiger auftreten.

Wichtig sei, dass sich Jugendliche sachlich informierten, so Plachter, verschiedene Quellen nutzten. Mit sachlicher Information könne man Ängsten etwas entgegensetzen.

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Auch RKI sieht höheres Risiko für Krankheiten

Dass die Ängste der Jugendlichen nicht aus der Luft gegriffen sind, stützt ein Anfang Juni veröffentlichter Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Den Autoren zufolge führen wärmere Temperaturen hierzulande dazu, dass krankheitserregende Bakterien sich besser vermehren, und Tiere, die Erreger von Infektionskrankheiten übertragen können, sich ausbreiten. Weitere Inhalte der Untersuchung sollen noch veröffentlicht werden.

Fridays for Future Mainz: Ängste mehr als gerechtfertigt

Die Organisation Fridays for Future Mainz teilte zur Umfrage der Krankenkasse mit: "Gesundheitsgefährdende Hitzetage und Schlafprobleme in heißen Nächten werden nur die Spitze des Eisbergs sein. Sorgen über unsere Gesundheit sind daher mehr als gerechtfertigt." Es sei jedoch eine ideologische Entscheidung, die Lösung der Klimakrise in individuellen Konsumentscheidungen zu suchen. "Für vielversprechender halten wir es, auf der Produktionsseite anzusetzen."

Fridays for Future fordern daher zum Beispiel Investitionen in den Ausbau und die Zuverlässigkeit des ÖPNV - bis es die attraktivste Alternative ist. "Wer dann noch Auto fahren will, profitiert übrigens auch von leeren Straßen und Parkplätzen."

Die Angst zulassen und mit ihr umgehen

Boris Wolff, Landespressesprecher der BARMER sagt: "Aus unserer Sicht haben Jugendliche, die Klimaangst empfinden, bereits Mut bewiesen. Denn sie blickten damit einer ernsten Situation ins Auge." Jetzt seien zwei Dinge wichtig. Erstens ginge es um das richtige Dosieren. Jugendliche müssten also ein für sie gut aushaltbares Maß der Konfrontation mit dem Thema "Klimaangst" finden.

Dazu gehörten auch entsprechende Pausen und Erholung von diesem nicht einfachen Thema. Zweitens sollten die Jugendlichen ihre Gefühle aktiv verarbeiten. Gefühle der Hilflosigkeit ließen sich immer wieder überwinden, indem man aktiv darauf reagiere und Handlungsmöglichkeiten finde, die für einen selbst stimmig sind.

"Dadurch verschwindet die Angst leider nicht. Aber statt zu lähmen, wird sie ein handhabbarer Teil des Lebens und gibt vielleicht sogar Energie", so Wolff.

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