Starkregen und Hochwasser haben an Pfingsten große Schäden in Rheinland-Pfalz verursacht. Vor allem kleine Bäche und Nebenflüsse traten über die Ufer. Wird genug für den Hochwasserschutz getan?
Das Pfingstwochenende werden viele in Rheinland-Pfalz so schnell nicht vergessen. Kleine, sonst friedliche Bäche verwandelten sich binnen kürzester Zeit in reißende Flüsse. Wie zum Beispiel in Althornbach. Der gleichnamige Bach fließt einige hundert Meter weiter in den Hornbach, einem rund 50 Kilometer langen Zufluss des Schwarzbachs.
Doris Angermeiers Haus liegt direkt an dem kleinen Bach. Vor fünf Tagen flutete das Wasser ihren Keller. Das war schon beim Jahrhunderthochwasser von 1993 passiert - dass es nochmal so schlimm kommt, hätte sie nicht gedacht.
Das Hochwasser kam schneller als sonst
Auch für Bernd Kipp, den Ortsbürgermeister von Althornbach, ist Hochwasser kein neues Phänomen. Doch auch er war überrascht, wie schnell der Pegelstand letzte Woche angestiegen ist. Seine Kfz-Werkstatt liegt nur ein paar Meter entfernt vom Bach. Er hatte am Freitagabend noch ein paar Dinge weggeräumt, dann kam das Wasser. Eine Viertelstunde später kam er schon nicht mehr in die Werkstatt.
Ein kleiner Bach wird zum reißenden Gewässer. Auch an der Ahr trugen die Nebenflüsse am Oberlauf entscheidend zum Hochwasser und der Flutkatastrophe 2021 bei. Thomas Roggenkamp, Hochwasserexperte an der Uni Bonn, erklärt, warum gerade Nebenflüsse bei vielen Hochwassern so eine entscheidende Rolle spielen.
Ein Hochwasser entstehe nicht nur an dem Fluss selber, sondern im ganzen Einzugsgebiet. Und das sei wesentlich größer als die Flusslandschaft an einem größeren Fluss wie der Mosel oder der Ahr. Insofern müsse man die kleinen Flüsse immer in Betracht ziehen.
Rückhaltebecken als Lösung bei Starkregen?
Nach Ansicht des Experten sind Rückhaltebecken wohl die einzige technische Maßnahme, um solch größeren Hochwassern etwas entgegensetzen zu können. Thomas Roggenkamp gibt aber auch zu bedenken, dass dies nicht überall realisierbar sei. Und das Problem sei, dass man im Prinzip all diese kleinen Flussläufe oder auch Bäche mit solchen Becken ausstatten müsste.
Konzepte für Hochwasserschutz nicht umgesetzt
Ortsbürgermeister Bernd Kipp sagt, dass für das Hornbachtal schon nach dem Jahrhunderthochwasser 1993 ein Schutzkonzept für den Hornbach ausgearbeitet wurde. Auch Rückhaltebecken waren vorgesehen. Doch umgesetzt wurde das nicht. Die Becken seien teils auf Privatgelände geplant gewesen, es kamen Einwände von Landwirten, so der Ortsbürgermeister. Und irgendwann sei das im Sande verlaufen.
Kommt die Pflichtversicherung gegen Elementarschäden?
Nach dem Hochwasser geht es ans Aufräumen. Bernd Kipp konnte dank rechtzeitiger Warnungen den Großteil seines Inventars vor dem Wasser retten. Dennoch - auf gut 10.000 Euro schätzt er seinen Schaden. Eine Elementarschadenversicherung, mit der Schäden durch Hochwasser abgedeckt wären, hat er nicht. Im Hochwassergebiet seien die ziemlich teuer, sagt er, das könne sich nicht jeder leisten. Die wenigsten im Ort hätten eine solche Versicherung.
In ganz Rheinland-Pfalz haben nur 46 Prozent der Menschen eine Versicherung gegen Elementarschäden. Dabei prognostizieren Experten, dass Schäden durch Naturkatastrophen in Zukunft noch mehr werden. Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte von der Bundesregierung deshalb eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden gefordert. Bislang war das Justizministerium dagegen. Jetzt wird wieder darüber diskutiert. Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) spricht sich klar dafür aus.
Er hoffe, sagt Ebling im Gespräch mit dem SWR, dass vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse der Druck jetzt etwas größer werde und dieser "Berliner Eiertanz ein Ende nimmt", so Ebling wörtlich. Man solle jetzt Nägel mit Köpfen machen und den Bürgerinnen und Bürgern sagen: "Wir bieten euch so etwas als Pflicht an."
In Frankreich beispielsweise gibt es so eine Pflichtversicherung schon - pro Haushalt kostet das im Schnitt 26 Euro. Im Katastrophenfall sind Hausbesitzer dafür abgesichert.
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