Schweres Gerät gehört in den Katastrophen-Regionen derzeit zum Straßenbild. Dabei fallen neben den offiziellen Einsatzkräften besonders Traktoren und Maschinen von Landwirten auf.
Jede Pferdestärke und jede Baggerschaufel wird in den vom Unwetter getroffenen Orten derzeit gebraucht. Neben den Einsatzfahrzeugen sind nun vermehrt große Gerätschaften wie Traktoren, Müll- und Baufahrzeuge oder beladene Lkw bei den Aufräumarbeiten im Einsatz. Auch Landwirte und landwirtschaftliche Lohnunternehmen gehören zu den Helfern, die bewegen, was von Hand allein nicht mehr zu bewegen ist und die mit ihren Maschinen helfen, wo es nur geht.
Schon als es in den ersten Stunden und Tagen nach der Katastrophe noch darum ging, Menschen aus ihren Häusern zu retten und für normale Fahrzeuge kein Durchkommen mehr war, nutzten die Einsatzkräfte landwirtschaftliches Gerät.
Teilweise wurden die Einsätze für die Helfer selbst gefährlich. Wie bei einem Einsatz in Waxweiler im Eifelkreis Bitburg-Prüm, als sich Feuerwehrleute gerade noch aus der Schaufel eines Traktors retten konnten, der kurz vor dem Umkippen war.
Dank von Ministerpräsidentin und Bundeslandwirtschaftsministerin
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Adenau am Sonntag: "Wir haben ganz viele Landwirte, die aus dem ganzen Land hier im Ahrtal sind oder aus anderen Bundesländern, die mit ihren Traktoren hergekommen sind und einfach helfen."
Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) dankte beim Besuch von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Ahrweiler nicht nur den Hilfskräften von Bundeswehr, THW und Rotem Kreuz , sondern auch den Landwirten und Lohnunternehmern, die bei den Aufräumarbeiten unterstützen.
Landwirte oft selbst betroffen
Ob Landwirte im Schnitt hilfsbereiter sind? "Zumindest sind sie Leidensgenossen", sagt Herbert Netter, Pressereferent beim Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau. Denn viele von ihnen hätten in den vergangenen Jahren selbst unter der Dürre, Hochwasser oder Hagelschäden gelitten und teilweise erhebliche Ernteausfälle und wirtschaftliche Einbußen gehabt.
"Landwirte können mit den Betroffenen sehr stark mitfühlen, wie es ist, wenn die eigene Existenz bedroht ist", so Netter. Natürlich hätten sie auch oft die benötigten technischen Gerätschaften. "Aber Technik allein würde nicht reichen - es braucht auch die innere Einstellung", erklärt Netter.
"Viele Landwirte sind sowieso in der Freiwilligen Feuerwehr" - und somit gewohnt, in der Nachbarschaft oder in anderen Regionen zu unterstützen und ihre Fähigkeiten und Geräte einzusetzen, sagt auch Andreas Köhr, Pressesprecher beim benachbarten Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd.
Nachbarschaftshilfe und Netzwerke als großes Plus
Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, in dessen Gebiet besonders viele der betroffenen Orte liegen, hat unter anderem eine Hilfsplattform eingerichtet, auf der Landwirte Gesuche und Angebote einstellen können. Doch die Plattform stehe auch anderen Bürgern offen, sagt Pressereferent Netter.
Rund 30 Prozent der Hilfe kommt dabei von außerhalb des Bundeslandes, sagt Netter. "Das ist enorm." Doch vieles laufe auch über Nachbarschaftshilfe und direkte Netzwerke. Unter Landwirten herrsche eben eine enge Verbundenheit, so Netter.
Helfer mit Frischwasser, Kettensägen und Trennschleifer im Gepäck
Auch Winzer Johannes Zimmermann aus Ludwigshöhe im rheinhessischen Landkreis Mainz-Bingen hat im Katastrophengebiet geholfen. Der 25-Jährige, der auch bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert ist, kam am Sonntag über einen persönlichen Kontakt nach Grafschaft im Kreis Ahrweiler. Wichtigste Ladung: 2.000 Liter Frischwasser, das er an einer Sammelstelle abgegeben hat.
Außerdem dabei: Kettensägen, Trennschleifer, Schippen, Besen. Vor Ort half Zimmermann dann mit, bei einem Winzer Barriquefässer aus dem vollgelaufenen Keller zu holen, diesen auszupumpen und schwere Maschinen wieder aufzustellen.
Zerstörung an der Ahr sorgt für Gänsehaut und Sprachlosigkeit
Dabei hat es ihm nach der Ankunft in Grafschaft erst einmal die Sprache verschlagen. "Ich hatte permanent Gänsehaut", erinnert er sich. "Mit Worten kann man das nicht beschreiben", sagt er Tage später zu seiner Betroffenheit beim Anblick der Zerstörung.
Doch sein Einsatz soll nicht einmalig gewesen sein. Mit anderen in der Landjugend Engagierten will er auch diesen Sonntag wieder in Grafschaft anpacken. Rund 40 Freiwillige haben sich schon gemeldet, um überbetrieblich in den Weinbergen zu helfen - damit die von der Flut-Katastrophe betroffenen Winzer den Kopf und die Hände für andere dringende Arbeiten frei haben. "Wir wollen ihnen den Rücken freihalten", sagt Zimmermann. "Gemeinsam sind wir stark."