Ein Jahr nach dem Terrorangriff

Juden und Jüdinnen fürchten antisemitische Gewalt in RLP

Stand
Autor/in
Mathias Zahn

Vor einem Jahr sind beim Massaker der Terrororganisation Hamas in Israel mehr als 1.200 Menschen ermordet worden, rund 250 wurden in den Gazastreifen verschleppt. Viele Jüdinnen und Juden fürchten auch bei uns antisemitische Gewalt.

Die Beauftragte des Ministerpräsidenten für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen, Monika Fuhr, spricht häufig mit Jüdinnen und Juden in Rheinland-Pfalz. Nach ihrer Wahrnehmung habe die Angst, Opfer einer antisemitischen Straftat zu werden, im vergangenen Jahr zugenommen.

Das Massaker der Hamas prägt bei vielen Jüdinnen und Juden in Rheinland-Pfalz noch immer den Alltag. Das, was Jüdinnen und Juden auch in Deutschland ertragen und erleiden mussten, sei unermesslich, sagte Monika Fuhr dem SWR: "Die Wunden sind sehr tief. In vielen Gesprächen spüre ich große Schmerzen und große Trauer. Einige antworten auf die Frage, wie es ihnen geht, mit: 'Ich fühle mich sehr belastet'. Andere sagen 'Ich fühle mich wie paralysiert.'"

Viele berichten mir, dass sie nicht mehr alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einer Veranstaltung oder zu einem Treffen mit Freunden fahren.

Schicksal der Hamas-Geiseln beschäftigt viele Jüdinnen und Juden

In ihren Gesprächen spüre sie aber auch den Willen, nicht aufgeben, sondern kämpfen zu wollen: "Einige schließen sich noch enger zusammen, um ihre Schmerzen zu teilen. Aber ich höre auch, dass Freundschaften zerbrochen sind. Gute Freundinnen, Freunde hätten sich nicht mehr gemeldet, weil sie mit der Situation nicht umgehen könnten oder auch Angst hätten, mit einem Juden oder einer Jüdin gesehen zu werden."

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Viele Jüdinnen und Juden berichteten Fuhr auch von ihrer Angst. Sie überlegten oft, ob sie ihren Davidstern offen tragen oder ob sie mit Freunden in der Öffentlichkeit hebräisch sprechen sollen.

Viele seien außerdem enttäuscht, dass in Deutschland nach wie vor zu wenig über das Schicksal der noch mehr als 100 Geiseln gesprochen werde, die sich noch immer in den Händen der terroristischen Hamas befänden: "Sie haben Angst, dass das Schicksal der Geiseln und deren Angehörigen in Vergessenheit gerät.

Eine große Verbitterung gibt es auch darüber, dass die Solidarität mit den Opfern, die sexuelle Gewalt erfahren haben, sehr verhalten war. Sie vermissen klare Positionierung und den Aufschrei."

Trotz allem das Gespräch mit Muslimen suchen

Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen im Land, die sich in der Öffentlichkeit selbstbewusst als Jüdinnen oder Juden zu erkennen geben - und das Gespräch mit Muslimen suchen.

Eine von ihnen ist Emilia Taran, die als Vize-Vorsitzende dem jüdischen Studierenden-Verband vorsteht. Sie organisiert im geschützten Raum trotz aller Feindseligkeiten immer wieder Gelegenheiten, sich mit muslimischen Menschen auszutauschen. Im SWR1-Interview hat sie ihre Erfahrungen geschildert:

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