Die Bilder aus Spanien rufen in Rheinland-Pfalz Erinnerungen an die Flut 2021 wach, bei der vor allem das Ahrtal betroffen war. Der SWR hat mit einem Helfer von damals gesprochen, der derzeit auch in Spanien hilft.
In Spanien wird nach den schweren Unwettern noch immer nach Todesopfern gesucht, vielerorts fangen die Menschen an, aufzuräumen. Hilfe dabei kommt auch aus dem Ahrtal. Derzeit sind zehn Leute vom Helferstab Katastrophenhilfe und vom DRK vor Ort, um die Menschen in der am schlimmsten betroffenen Region Valencia zu unterstützen. Einer von ihnen ist Ansgar Frommeyer. Er war als Vorhut für eine Helfergruppe vor Ort in Utiel, das rund 80 Kilometer westlich von Valencia liegt.
SWR: Herr Frommeyer, Sie beschreiben die Lage vor Ort als "das Ahrtal mal 10". Das bedeutet, die beiden Katastrophen sind nicht mal annähernd vergleichbar?
Na ja, es ist in Teilen sehr vergleichbar. Aber es ist natürlich ein Unterschied, wenn die drittgrößte Stadt von Spanien von einer riesengroßen Flutwelle überrollt wird. [...] Ich bin aktuell in Utiel, 80 Kilometer westlich von Valencia, in den Bergen. Vor mir liegen - ich weiß nicht, ob das hier mal ein See war oder ein Feld - noch 30 Autos im Schlamm. Und bei einem Landmaschinen-Händler sind sämtliche Trecker und Bagger irgendwie herunter gerutscht und liegen hier kreuz und quer. Aber: Identisch zum Ahrtal - ich stand hier gerade neben 20 Landwirten und die räumen hier erstmal auf. Es kommt Hilfe von offiziellen Stellen, gerade sind mir auf der Autobahn Soldaten entgegengekommen. Aber die Fläche hier ist natürlich deutlich größer (als im Ahrtal, Anm.d. Red.).
SWR: Wie können Sie da helfen? Was haben Sie mitgebracht?
Wir hatten aus der Ahrtal-Zeit noch viele Kleiderspenden, die auch schon durchsortiert waren. Wir haben viele Hygieneartikel wie Pampers, auch Babynahrung dabei. Vor Ort haben wir Lebensmittel und Wasser organisiert und bringen das jetzt zu einem Ort, der als einer der ersten getroffen wurde, bevor die Welle dann nach Valencia weiter gegangen ist.
SWR: Es gab große Kritik am spanischen Königspaar. Man habe die Leute nicht ausreichend gewarnt. Es gab sogar Bilder, wie sie mit Schlamm beschmissen wurden. Laufen denn mittlerweile die Hilfsmaßnahmen organisiert an?
Mir sind gerade Militärs entgegengekommen, also ja. Aber ohne die privaten Initiativen geht hier gar nichts. Es gibt Brücken in den Städten, wo Menschenketten drüber pilgern, mit Schaufeln auf den Schultern, mit Eimern in den Händen, die aufräumen. Gleichwohl darf man eines nicht vergessen, wir tendieren in Deutschland leider oft dazu: Bei solchen Katastrophen kann ich keinen Politiker zur Verantwortung ziehen, es sei denn, es wurde wirklich gar nicht gewarnt.
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2021 im Ahrtal, als ich da ankam, da haben alle Leute funktioniert, die haben einfach nur aufgeräumt. Hier reden die Leute viel mehr miteinander. Es wächst der Unmut, weil zum einen die Gefahrenmeldungen wohl nicht so intensiv durchgekommen sind, wie man sich das gewünscht hätte oder wie das eigentlich nötig gewesen wäre. Andererseits sagen Einheimische, dass sie auch bei krasseren Warnungen nicht darauf gehört hätten. Das ist am Ende des Tages auch ein bisschen die Wahrheit.
Es ist die pure Verzweiflung. Man steht hier vor einem Berg, wo wir im Ahrtal schon dachten, wie soll das jemals wieder so aussehen, wie es mal war. Nehmen Sie das mal zehn, dann können Sie sich vorstellen, wie groß der Berg ist, vor dem die Spanier jetzt stehen.
SWR: Vielen herzlichen Dank und alles Gute!
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