Die Entführung in Edenkoben hat bei vielen Angst ausgelöst. Aber Angst sei kein guter Ratgeber, sagen zwei Expertinnen. Vor allem nicht, wenn es darum geht, Kinder zu schützen.
Der Fall der entführten Zehnjährigen in Edenkoben hat zahlreiche Menschen verunsichert. Viele Eltern stellen sich die Frage, wie sie ihre Kinder schützen können. Der falsche Weg dabei sei, Angst bei den Kindern zu schüren, sagen zwei Expertinnen.
"Eltern dürfen ihre Angst nun nicht auf Kinder übertragen", erklärt die Sozialtrainerin Silke Gorges aus Otterberg im Kreis Kaiserslautern.
Stark durchs Leben Trainerin aus Otterberg will Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen
Wenn es um Missbrauch geht, sei Angst kein guter Ratgeber, sagt Silke Gorges aus Otterberg. Die Expertin erklärt wie man Kinder vor Übergriffen schützen kann.
Nicht beschönigen, aber Kinder auch nicht ängstigen
"Angst machen ist sicher nicht der richtige Weg, um Kinder zu schützen", sagt auch Anja Ziebler-Kühn vom Deutschen Kinderschutzbund Landau. Eltern sollten ihren Kindern nicht das Gefühl vermitteln: Das kann mir jetzt auch jederzeit passieren. Oder: Du darfst nicht mehr rausgehen. "Dass jemand mich ins Auto zerrt, das ist etwas, was nicht oft vorkommt", erklärt Ziebler-Kühn.
Wichtig sei auch, den Kindern zu sagen: "Der Täter wurde gefasst und läuft nicht mehr herum", so Ziebler-Kühn weiter. Auf der anderen Seite sei es aber auch nötig, einen solchen Fall "nicht zu beschönigen oder zu bagatellisieren". Kinder müssten wissen, dass es nicht alle Erwachsenen gut mit ihnen meinen.
Situation erklären und Lösungen finden
Auch Gorges rät dazu, Kindern die Situation zu erklären - auch, was ein Missbrauch ist. Denn die Kinder müssten lernen, mögliche Gefahrensituationen zu erkennen.
Ein weiterer Schritt sei, den Kindern zu vermitteln, dass sie "Nein" sagen dürfen, wenn jemand etwas gegen ihren Willen mit ihnen tun will. Falls das nicht akzeptiert werde, "müssten Kinder darin bestärkt werden, laut zu werden und auf sich aufmerksam zu machen". Eine Möglichkeit sei dann, schnell wegzulaufen und Menschen auf der Straße um Hilfe zu bitten, so Gorges. Aber auch Treten, Strampeln, Beißen und Schlagen sei in solchen Momenten erlaubt.
Schulweg üben und in Gruppen laufen
Auch sogenannte Sicherheitsinseln können helfen. "Also etwa die Tankstelle oder ein Supermarkt, wo es erwachsene Menschen gibt und ein Telefon", erklärt Carina Kneip vom Leitungsstab Prävention beim rheinland-pfälzischen Landeskriminalamt (LKA).
Besonders für Schulanfänger sei es wichtig, dass die Eltern den Schulweg mit den Kindern zum Start ablaufen. Dabei sollte fest abgesprochen werden, dass das Kind den Weg nicht verlassen soll, so Kneip. Auch helfe es, wenn Kinder den Schulweg in Gruppen laufen.
Grundlage für Prävention sei ein starkes Selbstbewusstsein, sagt Joachim Türk vom Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes. "Die Erfahrung, die Statistik und die Forschung sagen: Kinder, die selbstbewusst auftreten, sind viel besser geschützt als Kinder, die sich klein machen."
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