Die gestiegenen Energiekosten bereiten auch den Einzelhändlern in Rheinland-Pfalz große Sorgen. Um Strom und Gas zu sparen, könnten die Geschäfte später öffnen, früher schließen oder gleich einen ganzen Tag geschlossen bleiben.
Viele Einzelhändler in Rheinland-Pfalz denken aufgrund der Energiekrise derzeit darüber nach, ihre Ladenöffnungszeiten zu verkürzen. Einige Geschäfte sind diesen Schritt bereits gegangen, wie Thomas Scherer, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Rheinland-Pfalz, bestätigt. Die Läden würden ihre Türen entweder später öffnen oder früher schließen.
Montag könnte der große "Schließtag" im Handel werden
Manche Unternehmer dächten auch darüber nach, ihr Geschäft einen kompletten Tag zusätzlich zu schließen. "Es könnte sein, dass der Montag ein großer Schließtag im Handel wird", so Scherer. Der Montag gilt im Einzelhandel als der Tag der Woche mit den niedrigsten Umsätzen.
Montagsschließung ist "realitätsfremd"
Der Vorsitzende des Einzelhandelsverbands Kaiserslautern, Matthias Pallman, nennt es dagegen "realitätsfremd", Geschäfte wegen der Energiekrise montags zu schließen. Die Diskussion darüber könne er verstehen, so Pallmann. Eine gesetzliche Anordnung kommt aus seiner Sicht aber nicht in Frage. Um zu sparen, schlägt er vor, die Öffnungszeiten zu verkürzen und später zu öffnen. Das täten gerade kleinere Geschäfte in Kaiserslautern bereits - auch vor der Energiekrise. Eine generelle Schließung sei aber nicht kundenfreundlich.
Händler in Rheinhessen skeptisch wegen Schließtag
Die Einzelhändler in der Region Rheinhessen-Nahe halten nichts davon, montags ihre Geschäfte zuzulassen. Die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Mainz, Annette Plachetka, sagte dem SWR, der Montag sei einer der umsatzstärksten Tage in der Woche. Die Leute gingen am Sonntag zum Schaufenster bummeln und kauften dann am Montag das ein, was sie gesehen hätten. Auch in Bad Kreuznach hält man nichts von geschlossenen Läden am Montag. Jetzt komme Weihnachten, dann Fastnacht und anschließend Ostern. Das sei die umsatzstärkste Zeit im Jahr. Einen Tag zu schließen, würde Umsatzeinbußen bedeuten, so IHK-Regionalgeschäftsführer Jörg Lenger.
Einzelhändler widersprechen Handelsverband Geschäfte in Rheinhessen und an der Nahe bleiben montags offen
Die Einzelhändler in Rheinhessen und an der Nahe wollen ihre Geschäfte trotz hoher Energiekosten montags nicht schließen. Diesen Vorschlag hatte der Handelsverband RLP ins Gespräch gebracht.
Einige Geschäfte in RLP haben Öffnungszeiten bereits gekürzt
Eine Umfrage des Handelverbandes ergab, dass im Bereich Mittelrhein fast die Hälfte der Betriebe, die an der Umfrage teilgenommen hatten, bereits jetzt schon ihre Öffnungszeiten verkürzt haben. Jeder fünfte Betrieb gab an, darüber nachzudenken, einen Tag komplett zu schließen. In der Region Trier haben laut Umfrage des Verbandes 40 Prozent der Händler angegeben, früher zu schließen. 25 Prozent planen komplette Schließtage, die meisten davon würden sich für den Montag entscheiden.
Als Grund für die Maßnahmen gaben die Betriebe laut Scherer überwiegend die gestiegenen Energiekosten an. Vereinzelt seien auch Liefer- oder Personalprobleme ausschlaggebend.
Schließtage auch ein Risiko
Es sei klar, dass ein Einzelhandelsgeschäft sich den umsatzschwächsten Tag auswähle. "Dann kann man Beleuchtung sparen und auch die Heizung muss nicht so hoch gedreht werden", so Verbandsschef Scherer. Auch das Personal könne gezielter eingesetzt werden. Jeder Händler müsse für sich abwägen. Mit Blick auf die Kosten sei ein Schließtag unter Umständen sinnvoll. Aber es bedeute auch, dass Kunden womöglich zur Konkurrenz abwandern.
Scherer gab jedoch auch zu bedenken, dass die Kunden daran gewöhnt seien, dass Läden sechs Tage die Woche geöffnet hätten. " Es ist die Frage, ob wir uns als Gesellschaft das noch leisten können, wenn Ressourcen für diese langen Öffnungszeiten nicht mehr zur Verfügung stehen". Das Problem für den stationären Einzelhandel: Online einkaufen können die Menschen sieben Tage die Woche rund um die Uhr.
Weihnachtsgeschäft bislang hinter den Erwartungen
Der Auftakt zu dem für den Einzelhandel wichtigen Weihnachtsgeschäft ist laut Scherer bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Nach relativ guten Besucherzahlen Anfang und Mitte November hätten sich die Hoffnungen in der Adventszeit noch nicht erfüllt. Viele Betriebe, von denen dem Verband Meldungen vorlagen, hätten von einem Umsatz- und Besucherrückgang im Vergleich zum Vorjahr berichtet. Man hoffe nun auf die restliche Zeit bis Weihnachten.
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