Galeria Karstadt Kaufhof ist insolvent. Bei der vergangenen Pleite wurden die rheinland-pfälzischen Standorte vor Schließungen bewahrt. Ob das noch einmal klappt, ist ungewiss.
Zum dritten Mal muss die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz anmelden: Grund dafür ist die Pleite der Signa Holding-Gruppe im Dezember. Nun stehen die sechs Standorte in Rheinland-Pfalz und die dazugehörigen rund 4.000 Stellen (Stand: März 2023) wieder auf der Kippe.
Schon bei der letzten Insolvenz Anfang 2023 wurde beschlossen, dass viele Standorte deutschlandweit geschlossen werden müssen. Die sechs Filialen in Rheinland-Pfalz wurden damals verschont - sogar der Doppelstandort in Trier.
Experte nicht optimistisch, was Standorte in RLP angeht
Das verwunderte damals Fachleute wie den Handelsexperten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Er sagte im März 2023 im Gespräch mit dem SWR: "Welche Häuser auf die Schließungsliste bei Galeria gekommen sind und welche nicht, wundert eigentlich jeden Experten."
Ein Grund könnte sein, dass die Häuser in Rheinland-Pfalz von der Durchschnittsgröße her kleiner sind. "Und bei kleineren Häusern ist es in der Regel für Städte und Kommunen einfacher, sich zu beteiligen, indem sie zum Beispiel Mieten subventionieren oder vielleicht sogar Immobilien übernehmen", so Handelsexperte Heinemann.
Gewerkschaft ver.di sieht Versagen bei Management
Nach Angaben der Gewerkschaft ver.di wird es zunächst Betriebsversammlungen an den sechs Standorten im Land geben. So will man laut der Leiterin des Geschäftsbereichs Handel Ende Januar ein Treffen mit den Betriebsräten der in Rheinland-Pfalz und dem Saarland verbliebenen Filialen organisieren. Da bereits Gerüchte um eine erneute Insolvenz der Kaufhauskette kursiert haben, hätten sich einige Fachkräfte schon einen neuen Arbeitgeber gesucht.
Die Gewerkschaft ver.di im Bezirk Region Saar Trier reagierte betroffen auf die Insolvenz. Es handle sich um ein "grenzenloses Versagen der Geschäftsführungs- und Management-Ebene des Mutterkonzerns", sagte ein Sprecher. Für die Beschäftigten am Standort Trier sei es nunmehr die dritte Insolvenz in drei Jahren. Erneut müssten sie um ihre Arbeitsplätze bangen und seien mit Zukunftsängsten konfrontiert.
Wie es mit den beiden Standorten in Trier weitergehe, sei nun völlig offen. Dass nach der letzten Insolvenzrunde beide Standorte gehalten werden konnten, sei auch das Verdienst lokaler Politiker. Nun beginne der Kampf um die Standorte erneut. Oberstes Ziel der Gewerkschaft sei es, so viele Jobs wie möglich in Trier zu erhalten.
Werden erneut Steuergelder zur Rettung eingesetzt?
Petra Thiele von der SWR-Wirtschaftsredaktion sagte: Es komme jetzt darauf an, ob der deutsche Staat - und seine Steuerzahler - nochmal bereit seien, Galeria Karstadt Kaufhof "mit allen möglichen Hilfen" unter die Arme zu greifen.
Die dritte Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof kommt wenig überraschend. Schon im Dezember hat Angela Göpfert aus der ARD-Finanzredaktion analysiert, dass dem Unternehmen Anfang 2024 das Geld ausgehen könnte. Denn bei der eigentlichen Besitzerin der Warenhäuser, Signa Retail Selection, handelt es sich um die Schweizer Tochter der insolventen österreichischen Signa Holding von René Benko.
Muttergesellschaft hatte noch versucht, Insolvenz abzuwenden
Die Signa Retail Selection hatte Ende November 2023 Antrag auf Nachlassstundung beim Zürcher Zivilgericht gestellt. Damit sollte das Geschäft der Schweizer Tochter von der österreichischen Muttergesellschaft abgekoppelt werden, um nicht in die Insolvenzmasse zu fallen. "Dieser Schritt ermöglicht es dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung in Zusammenarbeit mit dem Sachwalter, das Geschäft eigenverantwortlich und unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Signa-Gruppe geordnet und transparent abzuwickeln", erklärte Christian Wenger, der Verwaltungsratspräsident der Signa Retail Selection AG damals.
Neuer Eigentümer für Galeria gesucht
Mit dem aktuellen Insolvenzantrag strebt Galeria nun einen Eigentümerwechsel an. Gespräche mit möglichen Investoren seien bereits angelaufen.