Das SWR-Demokratieforum fest in Schüler-Hand: Bei der Veranstaltung im Hambacher Schloss übernahmen Jugendliche nicht nur erstmals die Moderation, sondern auch Schülerinnen und Schüler im Saal die Fragen. Diese drehten sich im Kern um das Thema Fake News, aber auch Rechtsextremismus, Judenhass und Künstliche Intelligenz wurden diskutiert.
Gefährden all diese Dinge unsere Demokratie in Deutschland? Und was können junge Menschen dagegen tun? Immer wieder kam die Diskussion auf diese zentralen Fragen zurück. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler vor Ort und weitere Jugendliche digital machten mit. Antworten gaben ihnen Michel Friedman, der eigentliche Moderator des Demokratieforums, und Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele.
Zentrale Frage: Gefährden Fake News die Demokratie?
Fake News waren eines der großen Themen, mit denen das aktuelle Demokratieforum überschrieben war. Die Jugendlichen wollten vor allem wissen: Wie gefährlich sind Fake News für die Demokratie? Wie erkenne ich sie? Und: Wie gehe ich mit Fake News um?
Wenn Fakten nicht mehr die Grundlage für Diskussionen seien, führe das diese "ad absurdum", erklärte Römmele und führte aus: Das Tückische an Falschinformation, aber auch Deepfakes (Bilder) sei, dass sie täuschend echt daher kämen.
Zwei mögliche Mittel nannte Politikwissenschaftlerin Römmele: Erstens könne man Fake News der jeweiligen Plattform melden. Und zweitens: Mit Fakten und einer seriösen Quelle dagegenhalten. Patentrezepte konnten Römmele und Friedman zwar nicht liefern, waren sich vor allem aber in einer Sache einig: Fake News seien sehr gefährlich für die Demokratie.
Ob man Social Media einschränken, die Plattformen zur Rechenschaft ziehen oder das Mindestalter zur Social-Media-Nutzung hochsetzen sollte, wollten Schülerinnen und Schüler wissen? Alles keine optimalen Lösungen, meinten sowohl Römmele als auch Friedman.
Experten fordern Medienkompetenz als Schulfach
Was viel eher helfe, sei Medienkompetenz schon früh zu vermitteln. Und das sei Aufgabe der Schulen. Hieran mangele es, sagte Friedman und forderte: Es brauche dringend ein eigenes Schulfach. Lehrpläne seien voll mit anderen Dingen, erläuterte auch Politikwissenschaftlerin Römmele:
Sorgen über Migration, Rechtsextremismus und Judenhass
Viele weitere Themen und Fragen brannten den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern unter den Nägeln: zunehmender Judenhass in Deutschland, Künstliche Intelligenz, Rechtsextremismus und Migration – alle Themen in Bezug auf Demokratie und die Frage, ob sie die Demokratie in Bedrängnis bringen können.
Römmele und Friedman wurden nicht müde zu betonen: Nur, wenn das die Mehrheit zulasse und wenn es keinen Austausch von Argumenten mehr gebe. Der Diskurs sei Kern der Demokratie, genauso wie das Einlassen auf andere Meinungen.
Wie umgehen mit der AfD?
Im Zuge dessen äußerten Jugendliche auch Sorgen über die kommenden Wahlen, gerade mit Blick auf hohe Zustimmungswerte für die AfD in den östlichen Bundesländern. Friedman ordnete ein: Diese bedeuteten, dass man dort im Alltag häufig AfD-Anhängern begegne, die andere, teils undemokratische Ansichten haben könnten - in der Schule, im Verein oder auch zu Hause.
Das Hauptproblem nach Friedmans Ansicht dabei: Die Diskussion mit AfD-Wählern werde zu oft gescheut. "Zu sagen: Du bist ein Nazi – mit dir will ich nicht reden, ist hilflos", machte der Demokratieforum-Moderator klar. "Es ist unsere Pflicht, mit ihnen zu streiten."
Römmele und Friedman ermutigen Jugendliche
Die beiden Experten nahmen die Sorgen der Jugendlichen durchweg ernst und ermutigten sie immer wieder: Sie seien trotz vieler Einflüsse von außen nicht machtlos. Sie könnten viel für die Demokratie und ihren Erhalt tun.
Politikwissenschaftlerin Römmele schloss mit ähnlichen Worten: "Diskutiert, und zwar breit – geht aus euerer Bubble, aus eurer Wohlfühlzone raus und diskutiert auch mit denen, die nicht eurer Meinung sind. Denn nur davon lebt die Demokratie."