Der Fachkräftemangel betrifft viele Unternehmen in RLP. Auszubildende gelten dabei als Fachkräfte von morgen - doch nicht alle Interessierte bekommen einen Ausbildungsplatz.
"Sie sind unser wichtigstes Kapital, um den Wandel in der Arbeitswelt erfolgreich zu gestalten", schreibt der Deutsche Gewerkschaftsbund im Ausbildungsreport Rheinland-Pfalz 2022 über die Auszubildenden im Land. Doch im aktuellen Report wird auch schnell klar: Noch nie wurden so wenige Ausbildungsverträge abgeschlossen wie im vergangenen Jahr.
3.551 Ausbildungsplätze blieben sogar offen - und das bei fast 7.000 Jugendlichen, denen kein Ausbildungsplatz vermittelt werden konnte, wie eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt. Sie suchen weiter, studieren, bleiben weiterhin an der Schule oder absolvieren etwa soziale Dienste, um nur einige Beispiele zu nennen. "Deshalb fordern wir nach wie vor: Wer nicht ausbildet, soll nicht über Fachkräftemangel jammern!", heißt es im Report.
"Die Quote der Betriebe, die ausbilden, sinkt immer weiter", sagt Susanne Wingertszahn, DGB-Vorsitzende RLP/Saarland. "Aktuell liegt sie bei rund 20 Prozent. Dies ist fatal, da alle Betriebe ausgebildete Fachkräfte benötigen, aber nur sehr wenig sich an der Ausbildung beteiligen."
Relevanz der Berufsorientierung
Als Knackpunkt für die Wahl des Ausbildungsplatzes sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Rheinland-Pfalz die Berufsorientierung - sowohl für den individuellen Erfolg als auch für die Zufriedenheit der Auszubildenden in ihren Berufen. Doch die Angebote werden von Jugendlichen und Schulabgängerinnen und Schulabgängern eher kritisch beurteilt.
Lediglich jede vierte befragte Person gab gegenüber dem DGB an, dass die schulische Berufsorientierung bei der Wahl eines Ausbildungsplatzes geholfen habe. Schlimmer noch: Fast die Hälfte der Befragten ist laut Ausbildungsreport der Meinung, dass die schulische Berufsorientierung bei der Entscheidung gar nicht geholfen hat.
Wenig Beratung durch die Agentur für Arbeit
Neben der Berufsorientierung in der Schule können sich Interessierte auch von der Agentur für Arbeit beraten lassen. Doch das wird wenig genutzt: Nur 28 Prozent haben laut Ausbildungsreport die Angebote in Anspruch genommen. Das sei bedauerlich, da jene, die sich von der Agentur für Arbeit beraten lassen haben, mehrheitlich zufrieden waren.
Doch selbst wenn Schulabgänger und Schulabgängerinnen von der Berufsorientierung nicht begeistert sind - mit ihrer Ausbildung sind sie in der Regel zufrieden. Insgesamt waren 75 Prozent der Befragten mit ihrer Ausbildung in Rheinland-Pfalz mindestens zufrieden. Doch die Ausbildungszufriedenheit schwankt mit dem gewählten Beruf.
Bankkaufleute und Azubis in Gärtnereien am zufriedensten
Bankkaufleute in Ausbildung sind laut Ausbildungsreport am zufriedensten: 91,7 Prozent gaben an, dass sie (sehr) zufrieden mit ihrer Ausbildung bei der Bank seien. Bei den Gärtnerinnen und Gärtnern sind 84,9 Prozent mit ihrer Ausbildung zufrieden. Dem gegenüber stehen Fachverkäufer und Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk: Hier sind nur 43,5 Prozent der Azubis (sehr) zufrieden.
Wie glücklich Auszubildende mit ihrer Wahl sind, hängt von vielen Faktoren ab. Die Behandlung durch die Ausbilder und Ausbilderinnen, Überstunden, Übernahmemöglichkeiten, Betriebsgröße, Vergütung oder auch ein Betriebsrat kann sich auf die Zufriedenheit während der Ausbildung auswirken.