In Mainz und Koblenz haben am Freitag die ersten von insgesamt fünf in RLP geplanten Anlaufstellen für Menschen mit Corona-Langzeitfolgen ihre Türen geöffnet. Die Erwartungen sind aber gering, denn die Grundsatzprobleme bleiben ungelöst.
In Rheinland-Pfalz leiden nach Angaben des Gesundheitsministeriums rund 80.000 Menschen an den Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung - auch Long- oder Post-Covid genannt. Symptome sind beispielsweise Erschöpfung, Muskelschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten.
Es soll insgesamt fünf zentrale Anlaufstellen im Land geben: In Kaiserslautern, Ludwigshafen und Trier - dazu die jetzt bereits geöffneten Stellen Mainz und Koblenz. Diese Anlaufstellen sollen die Versorgung der betroffenen Menschen verbessern. Die ersten Stellen dieser Art starten am Freitag in Mainz und Koblenz. Ludwigshafen soll Mitte September folgen. In Trier und Kaiserslautern soll es dann am 1. Oktober losgehen. Das gab das Gesundheitsministerium am Dienstag bekannt.
Warnung vor zu hohen Erwartungen
Vertreter von Ärzten und Krankenkassen warnen allerdings vor zu hohen Erwartungen. Problematisch ist schon die geringe finanzielle Ausstattung der fünf Anlaufstellen. Jede von ihnen soll laut Landesregierung pro Jahr bis zu 50.000 Euro erhalten. Das heißt, es ist noch nicht einmal klar, ob diese 50.000 Euro tatsächlich fließen.
Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz sagt, selbst die 50.000 Euro reichten gerade einmal aus, um eine Arzthelferin zu finanzieren. Außerdem ist die Förderung vom Land laut Ärztekammer momentan auch nur auf ein Jahr begrenzt.
Zu wenig Fachärzte in Rheinland-Pfalz
Auch die oft monatelangen Wartezeiten für Long-Covid-Betroffene werden sich durch die neuen Zentren eher nicht ändern. Denn sowohl die Landesärztekammer, als auch Krankenkassenvertreter und die Kassenärztliche Vereinigung betonen: Es gibt nach wie vor keine einheitlichen Leitlinien für eine Therapie von Corona. Das bringt laut Landesärztekammer mit sich, dass Patienten unter Umständen mehrere Fachärzte aufsuchen müssen, um die richtige Hilfe zu bekommen.
Und auch das Problem, dass man oft Monate auf einen Termin beim Facharzt warten muss, lässt sich wohl nicht lösen. Denn dazu brauche man zusätzliche Fachärzte wie Kardiologen, Lungenärzte oder Neurologen, sagt die Ärztekammer. Die gebe es in den geplanten zentralen Long-Covid-Anlaufstellen aber nicht.
Bessere Übersicht in den Anlaufstellen
Vorteil einer Anlaufstelle könnte sein, dass der dortige Arzt eine bessere Übersicht über Krankheitsbilder und Fachärzte hat. In der zentralen Corona-Anlaufstelle würden eher viele Long-Covid Patienten aufschlagen, beim Hausarzt oft nur wenige, betonen Ersatzkassen und auch die Ärztekammer.
Das könnte dazu führen, dass der Arzt in einer Corona-Anlaufstelle eher ein Gespür dafür bekommt, welcher Facharzt welchem Patienten wirklich weiterhelfen kann. Zudem habe der Arzt in der Corona-Stelle vielleicht auch eher einen Überblick, welcher Facharzt noch freie Termine hat und welcher nicht.
Hausarzt soll Funktion eines Lotsen übernehmen
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) sagt aber auch deutlich, dass trotz der zentralen Anlaufstellen der erste Ansprechpartner immer noch der Hausarzt sein sollte. Er solle die Funktion eines Lotsen übernehmen, der den Patienten zu den erforderlichen Fachärzten schickt.
Erst wenn der Hausarzt zum Ergebnis komme, dass es sich um einen besonders schweren Fall von Long Covid handelt - einen besonders komplexen Fall, vielleicht auch mit sehr seltenen Symptomen - dann wäre das ein Fall für die Long-Covid-Anlaufstelle, sagt der Vertreter der Krankenkassen.
Heißt im Umkehrschluss: Für einen Long-Covid-Patienten, der sich gut von seinem Hausarzt betreut fühlt und von seinem Hausarzt auch an Fachärzte überwiesen wird, gibt es zunächst gar keinen Grund die zentralen Anlaufstellen aufzusuchen.