Die schweren Unwetter in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben viele Häuser beschädigt. Wie man sich dagegen versichern kann, sagt Saidi Sulilatu vom Geldratgeber "Finanztip" im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.
In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben Unwetter vor allem Sachschäden angerichtet. Im saarländischen Asweiler in der Gemeinde Freisen (Kreis St. Wendel) wütete ein Sturm in einem Korridor von etwa 100 Metern. Rund 30 Häuser wurden beschädigt. Ob es sich um einen Tornado gehandelt hat, ist unklar.
Wie man sich gegen solche Naturereignisse versichern kann, erläutert der YouTuber Saidi Sulilatu vom Geldratgeber "Finanztip". SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich hat mit ihm gesprochen.
SWR Aktuell: Wenn mein Keller bei Starkregen vollläuft oder der Sturm mein Dach wegreißt: Welche Versicherung sollte ich im besten Fall schon abgeschlossen haben?
Saidi Sulilatu: Wenn ich im eigenen Haus wohne, ist die Wohngebäudeversicherung wichtig. Die zahlt bei Sturmschäden. Da bin ich also grundsätzlich versichert.
Bei Starkregen sieht es leider schon etwas anders aus. Bei einem vollgelaufenen Keller zahlt die Wohngebäudeversicherung nur, wenn sie eine Elementarschadenversicherung beinhaltet. Das hat bei weitem nicht jeder. Dieser Zusatzbaustein ist nämlich nicht ganz billig, aber in der heutigen Zeit zunehmend sinnvoll. Denn immer mehr Gegenden sind von Extremwetterereignissen betroffen.
Und noch ein Hinweis zur Wohngebäudeversicherung: Es ist nur das Haus versichert. Wenn der Keller unter Wasser steht und ich habe dort wertvolle Gegenstände gelagert, greift die Hausratversicherung - allerdings nur, wenn sie als Zusatzbaustein eine Elementarschadenversicherung beinhaltet.
SWR Aktuell: Die Flutkatastrophe im Ahrtal vor zwei Jahren hat Milliarden-Schäden hinterlassen. Wenn so etwas schon einmal in meiner Gegend passiert ist, finde ich dann überhaupt noch eine Versicherung, die mir einen Vertrag anbietet?
Sulilatu: Das kommt darauf an, wie häufig Extremwetterereignisse stattgefunden haben. Es gibt Gegenden, in denen die entsprechenden Versicherungen nicht mehr angeboten werden.
SWR Aktuell: Tornados und Windhosen können Dächer wegreißen oder andere Schäden anrichten. Manche werden beim Blick auf die Wetterwarnung versuchen, spontan eine Versicherung für ihr Haus abzuschließen. Das ist aber nicht möglich, oder?
Sulilatu: Nein. Es gibt zwar Versicherungen, die mit der Möglichkeit eines Online-Abschlusses werben. Aber innerhalb weniger Stunden wird das eher nicht möglich sein. Die gute Nachricht ist allerdings: ein Tornado oder eine Windhose sind versichert. Solche Naturereignisse gelten als ganz normale Sturmschäden. Das wäre durch eine Standard-Wohngebäudeversicherung abgedeckt.
SWR Aktuell: Versicherungen sind dafür bekannt, dass sie bei einem Schaden sehr kreativ reagieren, um nicht zahlen zu müssen. Was muss ich beachten, damit mir das nicht passiert?
Sulilatu: Es ist wichtig, zeitnah mit der Versicherung Kontakt aufzunehmen, um zu fragen, was zu tun ist. Wichtig ist es außerdem, Fotos oder auch Videos zu machen. Man sollte allerdings nicht selbst Hand anlegen und zum Beispiel ein kaputtes Dach reparieren. Denn die Versicherung muss die Möglichkeit haben, den Schaden zu begutachten. Die Beweislage ist in den meisten Fällen relativ eindeutig, denn ein Extremwetterereignis betrifft in der Regel auch Häuser in der Nachbarschaft.
SWR Aktuell: Wenn es in einer Region, wie im Ahrtal, Milliardenschäden gibt, kann eine Versicherung dann auch pleitegehen?
Sulilatu: Grundsätzlich ist es möglich, dass Versicherungen pleitegehen. Allerdings haben die Konzerne meistens eine Rückversicherung oder einen Sicherungsfonds. Da muss ich mir in der Regel keine Sorgen machen, dass ich die mir zustehenden Leistungen nicht erhalte. Sollte eine Versicherung dennoch in finanzielle Schwierigkeiten geraten, kann die Begleichung der Schäden länger dauern. In Fällen, wie im Ahrtal, schaltet sich außerdem der Staat ein. Durch die Bürokratie in Deutschland muss man sich jedoch oft gedulden, bis die Zahlungen erfolgen.