Weniger Kunststoffmüll

Plastik vermeiden: Tipps für den Alltag

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Autor/in
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion
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Marcel Fehr
Marcel Fehr auf der CMT

Die UN verhandelt über ein weltweites Plastikabkommen. Das ist nötig, denn von Jahr zu Jahr wächst der Berg an Plastikmüll. Deutschland verursacht in Europa besonders viel davon. Alles Wichtige, wie man Plastik im Alltag vermeidet.

In Baden-Württemberg werden schätzungsweise 845.400 Tonnen und in Rheinland-Pfalz fast 312.000 Kunststoffe entsorgt. Das sind ungefähr 76 Kilogramm pro Person im Jahr. Das hat der Naturschutzbund Deutschland (NABU) 2021 ausgewertet. Mehr als ein Drittel davon wird verbrannt, fast zwei Drittel werden recycelt. Im besten Fall vermeidet man Plastikmüll da, wo er entsteht. Dafür gibt es ein paar einfache Tricks.

Leitungswasser statt Plastikflasche

Mindestens zwei Liter Wasser sollte man täglich trinken. Wer sein Trinkwasser als Ein- oder Mehrwegflasche im Supermarkt kauft, verbraucht mehr Energie, da die Flaschen neu hergestellt oder gereinigt werden müssen. Auch der Transport von der Quelle in den Supermarkt und nach Hause ist aufwendiger.

Mit dem Griff zum Leitungswasser lässt sich Kunststoffmüll verhindern. Das Wasser kann man am besten in Gläsern und Flaschen trinken, die lange leben und mehrmals verwendbar sind. Dafür eignet sich am besten Glas oder Edelstahl. Glas ist außerdem chemisch inert, bedeutet: es verändert das Füllgut nicht.

Hygieneartikel: Besser fest als flüssig

Wer Shampoo oder Duschgel in fester Form kauft, kann laut Stiftung Warentest mit einem Stück bis zu zwei Plastikflaschen einsparen. Auch Zahncreme gibt es beispielsweise im Glas. Außerdem lohnt es, auf Naturkosmetik zu setzen. In konventionellem Shampoo, Duschgel und Cremes stecken kleine Kunststoffe in flüssiger Form. Naturkosmetik kommt meist ohne aus und lässt sich an Siegeln erkennen.

Beim Nature-Siegel zum Beispiel, ein grauer Kreis mit einem Kopf, sind chemisch-synthetische Stoffe auf Erdölbasis verboten. Mit Apps wie ToxFox vom Umweltverband BUND oder CodeCheck kann man im Supermarkt die Barcodes scannen bekommt Infos darüber, ob Mikroplastik in einem Produkt steckt.

Auch beim Hausputz kann man Plastik einsparen: Aus hygienischer Sicht reicht ein Sortiment aus Natron, Zitronensäure und Essig. Alte Sprühflaschen können mehrmals verwenden werden und auch Putzmittel gibt es in fester Form, die man zuhause mit Wasser auflösen kann.

Plastik-Sackgasse: Einweg

Im Supermarkt gilt: Mehrweg ist in der Regel besser als Einweg. Wer Obst und Gemüse statt in dünnen Plastiktüten, lose oder in mitgebrachten Stoffbeuteln transportiert, kann die Umwelt bereits schonen. Auch an der Frischetheke kann man mit einem mitgebrachten Gefäß verpackungsarm einkaufen.

Außerdem sollte man auf Verbundstoffe achten: Viele vermeintlich umweltfreundliche Verpackungen, wie der Tetra Pak, bestehen aus mehreren Stoffen, unter anderem aus Plastik. Der Einkauf in einem Unverpackt-Laden kann helfen. Dort achten die Betreiber bereits beim Bestellen auf möglichst wenig Verpackungsmüll.

Aufgepasst auch bei Bioplastikmüllbeuteln: Wer die Obst- und Gemüsereste nach dem Kochen im Biomüll entsorgen will, sollte sie in Zeitungspapier einwickeln. Denn die augenscheinlich kompostierbaren Bioplastikmüllbeutel aus Polymilchsäure, Zuckerrohr oder Maisstärke, zersetzen sich in den meisten Fällen zu langsam und enthalten teils auch noch Erdöl. In der Müllsortieranlage müssen sie trotzdem aufwendig als Störstoffe raussortiert werden.

Filderstadt

Bilanz: Müllaufkommen in Baden-Württemberg gesunken Müll vermeiden: So bleibt der Familieneinkauf möglichst plastikfrei

Die Hälfte der Kunststoffabfälle pro Kopf in Deutschland sind Verpackungen. Menschen wie Sonja Raub aus Filderstadt wollen Plastik im Alltag reduzieren.

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No-Go: Plastik-to-go

Wenn man unterwegs ist, fällt der meiste Plastikmüll an: Der Kaffee unterwegs im Einwegbecher, die Pommes mit der Plastikgabel oder der Drink aus dem Plastikbecher. Das liegt auch daran, dass man meist spontan einkauft und nicht weiß, wann und wo man auf Alternativen zurückgreifen kann.

Auch die EU hat das erkannt und seit gut zwei Jahren Einwegplastik verboten. Laut Fachleuten hat das zwar für mehr Aufmerksamkeit gesorgt, doch pro Kopf wird damit nicht mal zwei Prozent des jährlichen Plastikmülls vermieden.

Oft wird Einwegplastik durch Wegwerf-Produkte wie beschichtetem Papier, Bambus oder Holz ersetzt. Die haben meist einen ähnlich hohen ökologischen Fußabdruck oder lassen sich schlecht recyceln. Deshalb lohnt es sich, beim Essen Restaurants zu suchen, die Mehrweg-Geschirr gegen Pfand anbieten. In vielen Städten im Südwesten wie Stuttgart, Mannheim, Mainz oder Karlsruhe sind solche Systeme wie Recup, ReBowl, Vytal oder reCircle etabliert.

Öffentliche Verkehrsmittel reduzieren Mikroplastik

Auch wer in der Stadt unterwegs ist, kann Plastik vermeiden. Denn Mikroplastik wird vor allem durch den Reifenabrieb der vielen Autos erzeugt. Wer Bus und Bahn anstatt des eigenen Autos nutzt kann die Plastikverschmutzung reduzieren.