Deutschland gilt in Mafiakreisen als schöner Rückzugsort, Baden-Württemberg scheint besonders beliebt zu sein. Da läuft doch etwas gewaltig schief, meint Kirsten Tromnau.
16 Fälle von Zwangsprostitution von Minderjährigen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg als Mafia-Hochburg in Deutschland. Als ich diese Meldungen gelesen habe, fragte ich mich: Setzt die Polizei im Südwesten die falschen Schwerpunkte?
In Rheinland-Pfalz gab es mal eine Polizeieinheit gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel. Darin arbeiteten Polizeibeamte aus verschiedenen Abteilungen zusammen. Sie gingen unter anderem gegen Zwangsprostitution entlang der Haupttransitroute, der A3, im Westerwald vor. Sie kannten ihre Problemherde. Trotzdem wurde aus Geldgründen die Einheit vor mehr als 10 Jahren kaputt geschrumpft. Sehr aktiv hingegen setzt sich eine gemeinnützige Organisation einer Ordensschwester ein: Solwodi gegründet von der mittlerweile 86-jährigen Lea Ackermann.
Baden-Württemberg ist nicht erst seit "kürzlich" als Mafia-Land bekannt. In Deutschland leben etwa 770 mutmaßliche Mafia-Mitglieder, 170 davon wohnen in Baden-Württemberg - also jeder fünfte. Demgegenüber gibt es nur zwei spezialisierte Ermittler beim Landeskriminalamt, wie das baden-württembergische Innenministerium auf eine Landtagsanfrage erklärte. Die Mafia-Expertin und Journalistin Petra Reski schrieb in ihrem Buch, dass sich die Mafia in Italien über die deutsche Polizei, ihre Ermittlungsarbeit und die Gesetzgebung lustig mache. Wortwörtlich würden sie es "Pippi-Pippi-Ermittlungen" nennen.
Um auf meine Frage zurückzukommen: Setzt die Polizei im Südwesten die falschen Schwerpunkte? Ich meine: Ja, das tut sie.
SPD kritisiert Innenministerium Mafia-Ermittlungen in BW - nur zwei spezialisierte Beamte im LKA
Baden-Württemberg ist Schwerpunkt der italienischen Mafia in Deutschland. 170 mutmaßliche Mafia-Mitglieder leben hier. Beim LKA gibt es laut SPD aber zu wenig Ermittler.
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