Das Bürgergeld sei zu hoch und halte vom Arbeiten ab, heißt es aus der Wirtschaft. Dabei ist nicht das Bürgergeld zu hoch, sondern die Löhne sind zu niedrig, meint Stefan Giese.
Als Obermeister der Friseur-Innung Heilbronn-Öhringen macht sich Jens Schmitt Sorgen. Kummer bereitet ihm neben den gestiegenen Kosten das zum Jahresbeginn eingeführte Bürgergeld. Es hat Hartz IV abgelöst und fällt leicht höher aus. Aus Schmitts Sicht erschwert es ihm und seiner Zunft, neue Mitarbeitende zu finden, denn "die Schere zwischen Vollarbeit und Bürgergeld wird immer kleiner".
Wenn er mit seiner Einschätzung recht hat, dann sind in seiner Branche Löhne üblich, die selbst das nicht eben üppig berechnete Bürgergeld (maximal 502 Euro plus Wohnkosten) attraktiv erscheinen lassen. Es mag einen Obermeister der Friseur-Innung nicht stören, aber wenn selbst ausgebildete Friseurinnen und Friseure in Vollzeit mit ihrem Lohn bestenfalls mit Müh und Not finanziell über die Runden kommen, dann ist nicht das Bürgergeld zu hoch, sondern sind die Löhne zu niedrig.
Dass es im Friseurhandwerk so schwierig ist, neue Mitarbeitende zu finden, liegt laut Obermeister Schmitt übrigens auch daran, dass bundesweit nur sehr wenige junge Leute eine Ausbildung im Friseur-Beruf machen wollen. Woran das wohl liegt? Möglicherweise daran, dass die Aussicht auf ein Berufsleben im Niedriglohnsektor kein bisschen verlockend ist?
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