Die von der "Letzten Generation" verkündete Apokalypse ist eine Apokalypse einiger Hirne, meint Martin Rupps.
Von Mittwoch an wollen Aktivisten der "Letzten Generation" Berlin rocken. Den Verkehr blockieren auf unbestimmte Zeit. Das kündigte deren Sprecherin Clara Hinrichs an. Ziel sei es, "die Regierung zum Aufbruch zu bewegen", wie es auf der Website der Gruppe heißt. Dort steht auch, "Wir stellen uns der Zerstörung in den Weg und die Regierung vor die Wahl: entweder ihr sperrt uns alle weg oder fangt an, die Lebensgrundlagen zu schützen."
Im Deutschunterricht würde der Satz mutmaßlich durchfallen wegen seines sprunghaften Gedankengangs. Für mich gibt es keinen vernünftigen Zusammenhang zwischen einer möglichen Haftstrafe für Straßenblockierer und dem Schutz der Lebensgrundlagen. Das erscheint mir als politisches Geschwurbel. Einfach Gaga.
Leider hat keine Politikerin, kein Politiker den Mumm, das absurde Theater so zu nennen. Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt rief verkopften Jungsozialisten einmal zu, "ihr beschäftigt Euch mit der Krise des eigenen Hirns statt mit den ökonomischen Bedingungen, mit denen wir es zu tun haben". Wer redet heute Klartext? Wer rechnet vor, was eine lahmgelegte Hauptstadt kostet? Natürlich, auch die Klimakrise kostet Geld, aber man kann sich von ihr nicht freikaufen.
Kein Anlass zur Torschlusspanik
Ein Leben in der Bundesrepublik Deutschland des Jahres 2023 gibt keinen Anlass zu existenzieller Torschlusspanik. Panik im Namen der Weltbevölkerung zu schieben, ist moralisch redlich, aber verlorene Liebesmüh. Die von der "Letzten Generation" verkündete Apokalypse erscheint mir als Apokalypse einiger Hirne.
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