Das 49-Euro-Ticket ist eine gute Sache - aber es wird nicht alle Probleme der Verkehrspolitik lösen. Es ist ein Anfang, kommentiert Werner Eckert aus der SWR-Umweltredaktion.
Dieses Ticket hat einen durchaus attraktiven Preis und wer es kauft, braucht sich kaum noch mit den unterschiedlichen Anbietern, Tarifen und Geltungsbereichen herumzuschlagen. Das sind zwei gute Argumente. Aber: Die Erfahrung mit dem Vorläufer im Geiste - dem 9-Euro-Ticket - hat gezeigt: Ein gutes ÖPNV-Angebot ist wichtiger als ein günstiger Preis. Und: Viele verkaufte Tickets bedeuten noch lange nicht, dass auch tatsächlich eine Verkehrswende stattfindet.
9-Euro-Ticket wurde eher für zusätzliche Fahrten genutzt
Nur eine von zehn Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket hat tatsächlich eine Autofahrt ersetzt. Der Großteil waren Ausflugsfahrten am Wochenende bis hin zu den Trips von Saufcliquen nach Sylt. Danach war übrigens alles wieder beim Alten.
Schaut man sich mal an, was Experten im Verkehrssektor für die kommenden Jahre und Jahrzehnte erwarten, dann sieht man, dass das Auto das Maß der Dinge bleiben wird. Die Agora Energiewende, auf die sich wiederum viele Studien stützen, geht davon aus, dass zwei Drittel der CO2-Minderung im Verkehr durch Elektromobilität kommen wird - auch wenn deutlich weniger Autos zugelassen werden und sie verstärkt in Fahrgemeinschaften genutzt werden.
ÖPNV muss massiv ausgebaut werden - auch auf dem Land
Bis 2030 geht demnach die Fahrleistung im Pkw-Bereich nur um zehn Prozent zurück. Trotzdem müsste sich selbst unter diesen skeptischen Annahmen der öffentliche Verkehr bis 2035 noch verdoppeln. Und das ist als Vorgabe krass genug. Das 49-Euro-Ticket kann da ein wertvoller Beitrag sein, ein Einstieg. Es ist aber für sich genommen viel zu wenig.
Vor allem muss der ÖPNV auf dem Land ausgebaut werden. Erst wenn ein Gleis da ist, kann ich Bahnfahren. Erst wenn überhaupt ein Bus kommt, kann ich ihn auch nehmen. Aber hier müssen vor allem endlich die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt werden: eine intelligente und einfach zu handhabende Vernetzung von Mitfahrgelegenheiten, Sammeltaxis, On-Demand-Angeboten und eben Bus und Bahn. Das gilt auch für den Übergang vom Land in die Stadt.
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Mobilitätsangebote müssen besser vernetzt werden
In den Städten haben ja die Apps der Verkehrsbetriebe zum Beispiel den öffentlichen Verkehr schon sehr viel übersichtlicher gemacht und damit offenbar auch attraktiver. In Stuttgart etwa ist die Zahl der Autos auf den Stand von vor 2016 gesunken.
Städte und Umland müssen in Zukunft viel besser zusammenarbeiten. Die Verkehrsverbünde auch. Ob der ÖPNV attraktiv wird, hängt nicht nur am Preis. Ein Deutschlandticket senkt aber die Hemmschwelle, aus dem Auto aus und in Busse und Bahnen einzusteigen. Es löst nicht andere Probleme der Verkehrspolitik.
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