Der Hundeführerschein ist eine politische Kopfgeburt, meint Martin Rupps. Hehre Ziele werden absolut gesetzt ohne Rücksicht auf ihre Alltagstauglichkeit.
Die Hundetrainerin Sonja Hoegen aus Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn) kritisiert den Hundeführerschein, der in Baden-Württemberg 2026 kommen soll. Sie hält den bürokratischen Aufwand für unverhältnismäßig und fragt: „Wer soll den Hundeführerschein abnehmen?“ Die grün-schwarze Landesregierung will laut ihrem Koalitionsvertrag einen „theoretischen und praktischen Sachkundenachweis (…) für die Hundehaltung“ einführen.
In der Schweiz wieder abgeschafft
Der Hundeführerschein ist ein Wunsch von Kinderschutzverbänden. Kinder sollen möglichst nicht mehr von Hunden gebissen werden. Das führte im Jahr 2008 zu einem Hundeführerschein in der Schweiz – und zu seiner Abschaffung acht Jahre später. Ein Nachweis, dass mit den Pflichtkursen die Zahl der Hundeattacken gesunken ist, war nicht möglich.
Auch Tierschützer fordern den Hundeführerschein, damit die Vierbeiner ein gutes Leben haben. Hundetrainerin Sonja Hoegen weist darauf hin, dass eine bestandene Prüfung allein keine gute Beziehung zum Hund schafft. Das leuchtet mir ein. Auch der Autoführerschein lehrt nur, ein Auto zu lenken, aber keinesfalls, damit sicher zu fahren.
Hundeführerschein nicht umsetzbar
Der Hundeführerschein ist nach meinem Dafürhalten eine der vielen Kopfgeburten, wie sie im politischen Wettstreit von Parteien und Verbänden entstehen. Hehre Ziele werden absolut gesetzt ohne Rücksicht auf ihre Alltagstauglichkeit. Der gesunde Menschenverstand bleibt dabei auf der Strecke.
Prüfung soll bis 2026 eingeführt werden Hundeführerschein stößt in Heilbronn-Franken auf Kritik
Bis 2026 soll der Hundeführerschein für alle Hundehalter kommen. So will es der grün-schwarze Koalitionsvertrag. Eine Hundeschule in Bad Wimpfen befürchtet noch mehr Zulauf.
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