Jüngere und junge Beschäftigte werden zwischen Büro und Homeoffice wechseln wie sie ihre Garderobe wechseln, meint Martin Rupps.
Mein Kollege Silas Schwab hat mit Menschen in Baden-Württemberg gesprochen, die ihren Arbeitstag auf einer Insel, im Homeoffice oder im Büro verbringen. Manche Unternehmen wollen ihre Mitarbeitenden wieder vollständig zurück in die Firma holen. Häufig kommt ein Kompromiss zustande mit zwei, drei Tagen Homeoffice pro Woche. Die neue Vielfalt erinnert mich an eine Theorie des schwäbischen Philosophen Gottfried Wilhelm Hegel, wonach Geschichte dialektisch verläuft: Zwei Schritte vor, einer zurück.
Welcher Ort führt mutmaßlich zu guten Arbeitsergebnissen? Diese Frage will der Wirtschaftswissenschaftler Florian Kunze im SWR-Gespräch nicht pauschal beantworten. „Was besser ist, kommt stark auf die Tätigkeit an“, so Kunze. Individuelle Tätigkeiten würden im Homeoffice effizienter ausgeführt. Teamarbeit sei im Büro häufig besser. Nach meinem Dafürhalten gibt es noch einen weiteren Faktor – die Generation, der Mitarbeitende jeweils angehören.
Ich habe mein Arbeitsleben lang in Büros gearbeitet und wäre zuhause arg abgelenkt vom Stück Camembert im Kühlschrank oder der neuen CD von John Cale. Ich brauche eine puristische Umgebung. Ganz anders viele meiner jungen Kolleginnen und Kollegen. Sie kauern sich zuhause oder sonst wo auf irgendeinem Sessel zusammen und arbeiten hoch konzentriert. Ich bewundere sie dafür, weil ihre Kreativität keinen Ort mehr braucht. Nur den eigenen Kopf.
Die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Baden-Württemberg, Susanne Herre, glaubt fest an die Zukunft des Homeoffice. Arbeiten wo man wolle – das sei die Zukunft. Ich erwarte das schon ziemlich bald. Jüngere bis junge Mitarbeitende werden spielerisch zwischen Büro und Homeoffice wechseln wie ihre Garderobe. Die Dialektik „meines“ Hegel gilt immer noch, aber anders - drei Schritte vor, einer zurück.
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