Damit Überstunden sich mehr lohnen, will die FDP die Steuern für die Mehrarbeit senken. Dumm nur, dass für die meisten Überstunden derzeit gar keine Steuern anfallen, meint Stefan Giese.
In Deutschland wird zu wenig gearbeitet, findet die FDP, und hat auch gleich eine Idee, das zu ändern: Mehr Überstunden wären schön. Damit sich die Arbeit nach der Arbeit lohnt, schlagen die Liberalen vor, die Steuern auf Überstunden zu senken. In ihrer Vorstellung ist das eine Win-Win-Situation: Wir arbeiten mehr, verdienen mehr, die Wirtschaft brummt, alle sind glücklich und zufrieden.
Überstunden: Kein Lohn, keine Steuern
Die Sache hat allerdings einen ziemlich großen Haken. Bereits jetzt leisten die Beschäftigten in Deutschland Jahr für Jahr über eine Milliarde Überstunden, die meisten davon unbezahlt, wie aus den Statistiken des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervorgeht. Für Überstunden, die nicht bezahlt werden, fallen natürlich keine Steuern an. Darum hätten die vielen Beschäftigten, die für lau Mehrarbeit leisten, nicht einen einzigen Cent mehr in der Tasche, wenn sich die FDP mit ihrer Übersunden-Steuer-Idee durchsetzt.
Großzügiges Geschenk an die Chefs
Sinnvoller wäre es aus meiner Sicht, Arbeitgeber zu verpflichten, grundsätzlich jede Überstunde von der ersten Minute an zu bezahlen, schließlich profitieren sie ja ganz wörtlich von der Arbeit ihrer Beschäftigten. Unbezahlte Mehrarbeit ist nichts anderes als ein Geschenk der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihre Chefs, ein Abweichen vom Arbeitsvertrag zu ihren Ungunsten – das genaue Gegenteil einer Win-Win-Situation.
An diesem Punkt gilt es meines Erachtens zuerst anzusetzen, bevor man sich der Frage widmet, ob Überstunden steuerlich womöglich günstiger behandelt werden sollen als reguläre Arbeitsstunden. Zumal Bezahlung nicht das schlechteste Motiv ist, tatsächlich mehr zu arbeiten – womit wir wieder beim Wunsch der FDP wären.
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