Es gibt ein Grundrecht auf Krach und Gestank, meint Martin Rupps. Er böllert selbst nicht, erkennt aber an, dass andere es tun.
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind - und die Debatte übers Böllern. Pünktlich zum Verkaufsstart am Donnerstag fordert die Deutsche Umwelthilfe mit Sitz in Radolfzell (Kreis Konstanz) ein Böllerverbot. Als Grund nennt sie die stark gestiegene Zahl von Augenverletzungen. Dabei ist die Freude am Feuerwerk offenbar nicht kleinzukriegen. Laut dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg wurden zwischen Januar und Oktober so viele Feuerwerkskörper in das Bundesland importiert wie noch nie.
Ich selbst gebe kein Geld aus für Böller, erkenne aber seit der Pandemie an, dass es andere tun. Die Pandemie hat gezeigt, was es mit Menschen macht, wenn sie auf liebgewonnene Rituale verzichten müssen. Es gibt, meine ich, ein Grundrecht auf Krach und Gestank. Leute freuen sich auf Silvester wie andere auf den Sommerurlaub. Es ist nicht an mir, darüber moralisch zu richten.
Auch Grillen ist Gift fürs Klima
Natürlich, Feuerwerk wirkt toxisch auf die Atmosphäre. Heizen mit Holz auch. Oder Grillen im eigenen Garten. Immer geht es um die Frage: Wie sehr darf sich Politik in den Alltag der Menschen einmischen zur Rettung der Welt? Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat dieses Jahr mit dem Heizungsgesetz eine Antwort gegeben. Und in den politischen Abgrund geschaut.
Bleiben noch die lieben Tiere, die beim Silvesterböllern erschreckt werden. Ich finde, die müssen da durch. Das Grundrecht auf Krach und Gestank wiegt schwerer.
Verkaufsstart am Donnerstag Rekord bei Raketen und Böllern: BW importiert so viele Feuerwerkskörper wie nie zuvor
Am Böllern scheiden sich die Geister: Für die einen sind brennende Zündschnüre fester Bestandteil des Jahreswechsels, für die anderen ist es Geldverschwendung und schlecht für die Umwelt. Dass sich viele den Spaß nicht nehmen lassen wollen, zeigen aktuelle Zahlen.
Feuerwerksverkauf startet Umwelthilfe aus Radolfzell fordert Böllerverbot
Der Verkauf von Böllern und Raketen für den Jahreswechsel startet am Donnerstag. In ein paar Städten in der Region Bodensee-Oberschwaben dürfen sie nicht in die Luft steigen. Das geht der Deutschen Umwelthilfe nicht weit genug.
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