Der SWR möchte von Familien in BW wissen, wie es ihnen mit den aktuellen Krisen geht. Ein erster Zwischenstand der Befragung legt nahe: Viele Familien stehen unter Druck.
Für viele Familien in Baden-Württemberg werden die aktuellen Krisen zur Belastungsprobe. Ob Krieg in der Ukraine, Inflation, Energiekosten oder Folgen der Corona-Pandemie - der Druck ist groß. Das zumindest legen diverse Zuschriften nahe, die der SWR im Zuge seiner nicht repräsentativen Umfrage "Familien in BW in Krisenzeiten" - die Befragung läuft noch bis zum 30. Januar - über das direkte Kontaktformular erhalten hat.
Mit dem Krieg in der Ukraine ist vor allem viel Unsicherheit verbunden. Oft stellt sich für Familien die Frage nach bezahlbarer Energie. Zudem schmerzen die steigenden Lebensmittelpreise im Geldbeutel. Und auch wenn die Corona-Pandemie zwar abklingt, werden manche Auswirkungen erst jetzt richtig sichtbar – und vor allem spürbar.
SWR-Umfrage beendet Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie mit den aktuellen Krisen?
Der SWR wollte wissen, wie es Familien in BW geht und wie sie mit den Krisen umgehen. Die Befragung ist beendet, die Ergebnisse kommen bald - darum geht es bei dem Projekt.
Permanenter Druck, der auf Familien lastet
Deutlich wird in den direkten Zuschriften bislang: Es ist nicht unbedingt immer nur die eine Krise, die Familien belastet, es ist ein Mix. So schreibt eine Mutter, was gerade besonders belastend ist: "Steigende Preise bei Lebensmitteln, Energiekrise, Krieg. Aber was nützen Angst und Sorgen? Wichtig ist, dass der tagtägliche Alltag läuft. Dass alle gesund bleiben. Sonst bricht unser System."
Eine andere Mutter berichtet, dass sie in den vergangenen Jahren eigentlich keine Zeit gehabt habe einmal durchzuschnaufen. "Ich war unter einem unglaublichen Druck und das bin ich bis heute. Verantwortung, wohin ich nur geschaut habe", schreibt sie. "Irgendwann begann meine ältere Tochter, sich die Haare auszureißen und mein Mann trank zu viel."
Folgen der Pandemie bei Kindern zu spüren
Über solch heftige Folge der Pandemie berichten viele Familien, insbesondere mit schulpflichtigen Kindern. "Bis heute sind die Auswirkungen beim 9-Jährigen deutlich zu spüren", schreibt eine andere Mutter. Sie habe versucht, das Schlimmste abzufangen, sei selbst aber kurz vor einem Burnout gewesen. Es gehöre aus ihrer Sicht "an jede Schule und in jede Klasse eine psychologische Vertrauensperson."
Eine aktuelle Forsa-Befragung legt allerdings offen, dass es genau in diesem Punkt in Baden-Württemberg massive Probleme gibt. Vor allem in der Schulpsychologie. Und überall fehlt vor allem eins: Personal. Die Folgen davon bekommen auch die Familien zu spüren. Die Zahl der Lehrkräfte sei absolut unzureichend, schreibt ein Teilnehmer dem SWR. Doch geht es letztlich um das große Ganze. Das wird in etlichen Schreiben deutlich.
Krieg in der Ukraine: Wie damit umgehen?
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist zwar nicht mehr jeden Tag die erste Meldung in den Nachrichten. Im Alltag der Familien in Baden-Württemberg scheint er dennoch eine Rolle zu spielen. "Der Krieg in der Ukraine hat uns alle sehr überrascht: Es gab viele schlaflose Nächte und Tränen", schreibt ein Vater. "Wir haben viel geredet und schlafen auch jetzt noch so ziemlich jede Nacht zu viert in einem Bett."
Und auch in manchen Schulen sind die Auswirkungen des Krieges zu spüren. So schildert ein anderer Vater aus Baden-Württemberg, dass aktuell vier ukrainische Flüchtlingskinder in der Klasse seien. Der Lernstoff werde gleichzeitig durch russisch sprechende Kinder übersetzt. Entsprechend laut sei der Geräuschpegel. Deshalb sei "der Unterricht teilweise eine enorme Belastung unter diesen Umständen", so der Vater.
Steigende Kosten, wenig Zeit
Wie sich Krisen in den Familien gegenseitig verstärken, zeigt sich vor allem dann, wenn es darum geht, Arbeit, Schule, Kindergarten und Alltag zu vereinen. Viele Eltern berichten in ihren Zuschriften davon, dass immer etwas auf der Strecke bleibe. Die Betreuung zu Hause in Kombination mit der Arbeit im Homeoffice ist für viele ein extrem belastender Faktor. Gerade weil die Betreuungssituation oft unzureichend oder lückenhaft ist.
Wenn dann noch weitere Beeinträchtigungen hinzukommen, wird es besonders schwierig. So schildern beispielsweise Eltern mit einem schwerbehinderten Kind: "Die Inflation und die gestiegenen Energiekosten treffen uns besonders hart. Wir sind dauerhaft auf zwei Autos angewiesen und haben immer wieder weite Fahrwege zu Untersuchungen und Therapien."
Trotz einiger Zuversicht, die bei vielen Einsendungen und Antworten bislang mitschwingt: Es ist das System Familie, das unter den unterschiedlichsten Krisen leidet. Der Alltag ist für die Familien in Baden-Württemberg, die sich beim SWR direkt über das Kontaktformular gemeldet haben, aktuell ein Balanceakt.
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