Kommunen seien Flaschenhals beim Neubau

Wohnungsbau in BW: Verband kritisiert fehlenden politischen Willen

Stand

Der Neubau von bezahlbaren Wohnungen in Baden-Württemberg kommt nur schleppend voran. Das liegt aus Sicht eines Verbandes auch an den Städten und Gemeinden.

Personalmangel und fehlender politischer Wille sind laut dem Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (vbw) für den schleppenden Wohnungsbau verantwortlich. "Der Flaschenhals liegt aus unserer Sicht ganz stark bei den Kommunen, weil die ganz einfach die Kapazitäten in den Planungsämtern nicht haben", sagte Peter Bresinski, der Präsident des vbw, der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Von der Idee bis zur Baugenehmigung dauere es vier bis fünf Jahre. "Und das ging früher mal schneller", so Bresinski.

Bauvorhaben verzögern sich oder werden verkleinert

Dazu komme teils der mangelnde politische Wille, schnell zu einer Bebauung zu kommen. "Geredet wird viel darüber, aber getan wird's dann leider nicht", sagte Bresinski. Bei jedem Bauvorhaben gebe es Fragen zur Höhe, zur Verdichtung, der Verkehrsführung, den Bedarf an Kitas oder dem Energiestandard. "Dadurch zieht sich das in die Länge, es wird verwässert und dadurch möglicherweise wieder viel kleiner gemacht."

Einige kleinere Kommunen lehnten auch Geschosswohnungen ab oder seien nicht bereit, eine grüne Wiese zu opfern. "Wenn man Wohnungsbau betreiben will, dann braucht man Grundstücke. Und entweder baue ich oben was drauf, auf etwas, was schon da ist. Oder ich setze etwas auf ein freies Grundstück. Irgendeine Kröte muss man schlucken", so Bresinski weiter.

Baden-Württemberg

"Kollaps auf dem sozialen Wohnungsmarkt" Bezahlbare Mieten: BW plant Prämie für sozialen Wohnungsbau

In BW ist die Zahl der Sozialwohnungen besonders niedrig. Ein Bündnis warnt vor dem "Kollaps" des sozialen Wohnungsmarkts. Die Landesregierung will gegensteuern - und wird kritisiert.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Fachkräftemangel in Baurechtsbehörden

In der aktuellen Situation müsse alles auf den Tisch, was den Bau von Wohnungen verzögert oder verteuert, sagte Wohnungsbauministerin Nicole Razavi (CDU). Dazu gehörten auch die Genehmigungsverfahren. Sie dämpfte jedoch die Erwartungen: "Den Fachkräftemangel, unter dem auch die Kommunen und ihre Baurechtsbehörden leiden, werden wir nicht von heute auf morgen beenden können." Das Land unterstütze aber die Kommunen dabei, die Bearbeitung von Bauanträgen zu digitalisieren.

Nicole Razavi (CDU), baden-württembergische Ministerin für Wohnen und Landesentwicklung.
Nicole Razavi (CDU), baden-württembergische Ministerin für Wohnen und Landesentwicklung.

40 Prozent der geplanten Neubauwohnungen nicht realisierbar

Aktuell seien die gestiegenen Bauzinsen und Materialkosten große Herausforderungen für den Neubau, sagte Bresinski, dessen Verband für die genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsbauunternehmen steht. Einer Mitgliederumfrage zufolge seien derzeit knapp 40 Prozent der in den kommenden beiden Jahren geplanten Neubauwohnungen nicht realisierbar und müssten geschoben oder gestrichen werden. Gebaut würden vor allem noch Projekte, bei denen etwa der Rohbau schon stehe oder bei denen die Planungen komplett fertig sind. 

Fördermittel sollen Kostensteigerungen abfedern

Im Vergleich zu privaten Bauunternehmen könnten die vbw-Mitglieder nicht zeitnah Einnahmen generieren, indem sie einzelne Objekte verkaufen, sagte Bresinski. Daher seien Förderungen essenziell. Hier gebe es nach wie vor Nachholbedarf. Selbst mit den vom Land in Aussicht gestellten 6.000 Euro Realisierungsprämie je fertiggestellter Wohnung reichten die Fördermittel von Land und Bund nicht aus, um die gestiegenen Baukosten abzufedern.

"Wenn die Baukosten steigen, steigen auch die Fördersätze, zuletzt Anfang dieses Jahres", erwiderte Razavi. Die soziale Wohnraumförderung des Landes sei derzeit so stark nachgefragt wie nie. Der Zuschuss von 6.000 Euro solle nun einen konkreten Anreiz bieten, dass aus der Nachfrage auch tatsächlich bezahlbare Wohnungen werden. Sie sei zuversichtlich, dass das funktioniere, so Razavi weiter.

Mehr zum Thema Wohnungsbau in BW

Bauministerin spricht von Trendumkehr Wieder mehr Sozialwohnungen in BW

In BW sind laut Staatsministerium 2022 mehr Sozialwohnungen gebaut worden als im Vorjahr. Damit ist deren Anzahl erstmals seit fünf Jahren insgesamt wieder leicht gestiegen.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

"Kollaps auf dem sozialen Wohnungsmarkt" Bezahlbare Mieten: BW plant Prämie für sozialen Wohnungsbau

In BW ist die Zahl der Sozialwohnungen besonders niedrig. Ein Bündnis warnt vor dem "Kollaps" des sozialen Wohnungsmarkts. Die Landesregierung will gegensteuern - und wird kritisiert.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Stand
Autor/in
SWR

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.