Zweifelhafte Preisgestaltung?

Warum Lebensmittelpreise teils überhöht sind

Stand
Autor/in
Sven Marcinkowski
Onlinefassung
Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.

Im April waren Lebensmittel 17,2 Prozent teurer als vor einem Jahr - obwohl Rohstoff- und Energiepreise seit Monaten sinken. Wir erklären, woran das liegt.

Die allgemeine Inflationsrate lag im April nach vorläufigen Zahlen in Deutschland bei 7,2 Prozent - zehn Prozentpunkte niedriger als die Teuerungsrate für Lebensmittel. Bereichert sich die Lebensmittelindustrie unberechtigt? Eine Studie der Kreditversicherung Allianz Trade legt diesen Verdacht nahe.

"Ungefähr ein Drittel des Preisanstiegs können wir nicht erklären […] Es gibt unterschiedliche Daten, die dazu geführt haben, dass eine gewisse Gewinnmitnahme stattfindet, was die Lebensmittelproduktion angeht."

Regionale Lebensmittel erweisen sich als stabil im Preis

Ein Beispiel dafür könnten geforderte Preiserhöhungen des US-Konzerns Mars sein. Die Edeka-Gruppe konnte diese im vergangenen Herbst nicht mehr nachvollziehen und hat deswegen 300 Produkte des Herstellers aus den Regalen verbannt.

Der Remstal-Markt in Weinstadt wird auch von Edeka beliefert. Inhaber Rocco Capurso spürt ebenfalls den Druck der großen Konzerne. Er beobachtet, dass besonders Produkte mit langen Lieferwegen oder Markenartikel preislich anziehen. Ein Mehl eines großen Konzerns beispielsweise war nach seinen Angaben früher günstiger als das regionale Produkt. Jetzt ist es umgekehrt: Das Mehl aus der Region kostet 3,99 Euro für 2,5 Kilo, der Markenartikel 5,47 Euro für dieselbe Menge. Regionale Produkte seien oft stabiler im Preis, sagt Capurso.

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"In Deutschland werden circa elf Prozent des Einkommens im Schnitt für Lebensmittel ausgegeben. Im europäischen Schnitt sind es 15 Prozent. In Polen geben die Menschen 20 Prozent des Gehalts aus."

Die Lebensmittelbranche sei in einem Umbruch, der noch lange anhalten werde. Der Professor sieht die deutsche Tiefpreis-Ära zu Ende zu gehen.

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