Aalen soll bis 2035 zentraler Notfallversorger werden

Zukunft der Kliniken Ostalb: OP und Geburtshilfe in Ellwangen sollen schließen

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Markus Bayha
SWR Aktuell Autor Markus Bayha
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Hannah Schulze
Hannah Schulze

Die Kliniken Ostalb haben ihr Zukunftskonzept vorgestellt: Welche Abteilungen in Ellwangen und Mutlangen bleiben und wie die Übergangslösung aussieht.

2035 soll die neue Zentralklinik in Essingen im Ostalbkreis in Betrieb gehen. Nach einer gemeinsamen Klausur haben Landrat Joachim Bläse (CDU) sowie die Klinikvorstände am Montag vorgestellt, wie es mit den anderen Krankenhäusern in Ellwangen und Mutlangen weiter geht, welche Abteilungen geschlossen oder verlegt werden und wie die zehn Jahre überbrückt werden sollen. So viel ist vorweg zu nehmen - um dem prognostiziertem Defizit von 60 Millionen Euro entgegenzuwirken, wird sich einiges ändern und das schon in diesem Jahr.

Besonders hart soll es Ellwangen treffen: Die Geburtshilfe der St. Anna Virngrund-Klinik soll noch in diesem Jahr eingestellt werden, der OP-Betrieb dann 2025. "Wir befinden uns in einer Extremsituation", sagt Klinikvorstand Christoph Rieß. "Wir sind hochdefizitär mit 60 Millionen Euro." Bis zum Neubau der Zentralklinik in Essingen soll Aalen als der zentrale Notfallversorger aufgebaut werden. Um das aufzufangen muss in Aalen der OP saniert werden, die Kinderklinik und die Zentrale Notaufnahme werden erweitert, die Urologie zieht nach Mutlangen.

Das prognostizierte Defizit von 60 Millionen Euro stelle den Ostalbkreis vor eine dramatische finanzielle Lage so Landrat Joachim Bläse. Die jetzt geplanten Restrukturierungsmaßnahmen täten weh, aber man sei an einem Punkt, "wo ich nicht mehr weiß, wie wir die kommenden Haushalte aufstellen sollen", so Bläse weiter. Was die Defizite unter den Kliniken in Baden-Württemberg angehe, sei man "Spitzenreiter". Auch deshalb müsse man jetzt sofort handeln, damit der Ostalbkreis handlungsfähig bleibe.

Kreistag muss Zukunftskonzept noch beschließen

Die Medizinkonzeption 2035 und die Restrukturierungsmaßnahmen sollen bereits am 2. Juli 2024 dem aktuellen Kreistag des Ostalbkreises zur Abstimmung vorgelegt werden. Der neue Kreistag soll dann voraussichtlich Ende Juli in einer Sondersitzung das Zukunftskonzept final beschließen.

Viele Mitarbeitende werden künftig ihre Arbeitsstätte und ihren Standort wechseln müssen. Sie wurden am Montagmorgen über die Pläne informiert: "Es sind natürlich auch einige geschockt und sind nicht erfreut. Hinterfragen verständlicherweise auch das, was wir da planen", sagte Rieß dem SWR.

Die Karte des Ostalbkreises mit den Kliniken, die ab 2035 für die medizinische Versorgung zuständig sein sollen.
So soll die Krankenhausversorgung im Ostalbkreis ab 2035 aussehen - ein Regionalversorger in Essingen sowie zwei dezentrale Grundversorger mit Spezialzentren in Mutlangen und Ellwangen.

Was bleibt ab 2035 in den Kliniken in Ellwangen und Mutlangen?

Ab 2035 sollen dann, neben der Zentralklinik, die Kliniken in Ellwangen und Mutlangen als dezentrale Grundversorger erhalten bleiben - "um eine wohnortnahe Notfallversorgung für leichte Notfälle zu erhalten", wie es am Montag bei der Vorstellung der Zukunftspläne heißt. In der St. Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen bleibt die Allgemeine Innere Medizin und die Kinder- und Jugend-Psychiatrie erhalten. Zudem sind neben der Notfallpraxis und Kurzzeitpflege auch Angebote wie Schmerztherapie und eine Wachkoma-Station geplant.

Mutlangen soll das hohe Aufkommen von nicht kritischen Fällen aus dem Ballungsraum um Schwäbisch Gmünd versorgen. Außerdem soll in Mutlangen ein onkologisches Zentrum entstehen, sowie ein Zentrum für geplante Eingriffe. Geplant sind außerdem noch geriatrische Betten, Kurzzeitpflege und eine ambulante orthopädische Reha.

Neben den bereits genannten Maßnahmen sieht der Zukunftsplan eine Fusionierung der Stroke-Units (Schlaganfallüberwachungsstationen), der Kinderkliniken und der Bereiche Herzkatheter in Mutlangen und Aalen an den Ostalb-Kliniken in Aalen vor. Dadurch sollen rund 3,1 Millionen Euro pro Jahr gespart werden.

Ab 2035 Geburtsklinik und Stroke-Unit in Essingen

Alle schweren Notfälle sollen zukünftig in der neuen Zentralklinik in Essingen behandelt werden. Hier wird auch ein Großteil aller Abteilung angesiedelt sein: von der Urologie über die Kinder- und Jugendmedizin über die Geburtsklinik bis hin zur Stroke Unit und der Palliativmedizin.

Der Kreistag hatte Anfang März für den Neubau eines Klinikums in Essingen und gegen den Um- und Ausbau des Aalener Ostalbklinikums gestimmt und war damit dem Gutachten des Verwaltungsrates von Klinikexperten gefolgt: Ein Neubau sei leichter zu erweitern, habe kürzere Wege, sei besser erreichbar und obendrein noch rund 50 Millionen Euro günstiger, so der Tenor des Gutachtens.

Die Gesamtkosten für das Großprojekt werden derzeit auf rund 600 Millionen Euro geschätzt. Für den Bau selbst rechne man mit mindestens drei Jahren Bauzeit.

Luftbild von Essingen im Ostalbkreis. In Essingen soll das neue Zentralklinikum im Ostalbkreis entstehen.
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