In Essingen soll ein neues Klinikum für den Ostalbkreis entstehen. Bis dies allerdings in Betrieb gehen kann, könnten zehn Jahre vergehen, hieß es dazu am Mittwoch vom Landratsamt.
Der Ostalbkreis bekommt ein neues, modernes Klinikum. Dies soll in Essingen entstehen. Die Entscheidung dafür war am Dienstag im Kreistag des Ostalbkreises mit großer Mehrheit gefallen. Bis im neuen Klinikum die ersten Patientinnen und Patienten behandelt werden, könnten allerdings bis zu zehn Jahre vergehen, so eine Sprecherin des Landratsamtes in Aalen.
Grund sei vor allem die komplexe Planung für die künftigen Aufgaben der insgesamt drei Klinken im Klinikverbund des Ostalbkreises, die eine enge Abstimmung mit den zuständigen Behörden erforderten, hieß es. Für die Gemeinde bedeute dies sogar noch eine längerfristigere Planung.
Geplantes Klinikum in Essingen: "Für uns ein Mammut-Projekt"
"Das ist ein Projekt, das uns sicherlich gut 20 Jahre beschäftigen wird", schätzt Essingens Bürgermeister Wolfgang Hofer (parteilos) am Tag nach der Entscheidung gegenüber dem SWR die Lage ein. Zum einen gehe es darum, die Planungen vor und mit dem Bau voranzutreiben. Zudem müsse man aber auch die nötige Infrastruktur rund um den Standort der neuen Klinik schaffen: "Da müssen wir schon längerfristig planen und alle Beteiligten mit ins Boot nehmen, auch die, die nicht so glücklich über die Entscheidung sind", verspricht Hofer und sieht darin eine gemeinschaftliche Herausforderung, aber auch eine Chance "etwas Neues zu schaffen".
Warum ein neues Klinikum in Essingen?
Vor der Entscheidung für den Neubau eines zentralen Klinikums in Essingen stand eine Empfehlung, die der Verwaltungsrat der Kliniken abgegeben hatte. Er war damit einem Gutachten von Klinikexperten gefolgt: Diese hatten einen Neubau "auf der grünen Wiese" einem Umbau und Ausbau des Aalener Ostalbklinikums vorgezogen, der auch lange im Raum stand.
Neubau wird günstiger
Ein Neubau sei leichter zu erweitern, habe kürzere Wege, sei besser erreichbar und obendrein noch rund 50 Millionen Euro günstiger, so der Tenor in dem Gutachten. Lediglich beim Thema Nachhaltigkeit konnte das Aalener Ostalbklinikum punkten, weil schon vorhandene Gebäude genutzt werden könnten, hieß es dazu. Die Gesamtkosten für das Großprojekt werden derzeit auf rund 600 Millionen Euro geschätzt. Für den Bau selbst rechne man mit mindestens drei Jahren Bauzeit, hieß es seitens des Landratsamtes.
Parteiübergreifende Mehrheit für Neubau des Klinikums
Fast alle Fraktionen des Ostalb-Kreistags hatten sich am Dienstagabend für den Neubau des Zentralklinikums "auf der grünen Wiese" ausgesprochen. Mit 49 Ja- bei 16 Nein-Stimmen und einer Enthaltung war das Ergebnis letztlich eindeutig.
Die meisten Gegenstimmen kamen von SPD-Kreisrätinnen und -räten aus dem östlichen Kreisgebiet. Sie folgten dem Aalener Oberbürgermeister Frederick Brütting (SPD), der sich für die so genannte "Kombi-Lösung" stark gemacht hatte: einen Umbau und Ausbau des Aalener Ostalbklinikums.
Aalener OB nennt Entscheidung für Essingen "Abenteuer"
Nach der Abstimmung am Dienstagabend nannte Frederick Brütting (SPD) die Entscheidung für einen Neubau im Gespräch mit dem SWR ein "Abenteuer". Schon jetzt zeichne sich ab, dass Kostenberechnung und Zeitpläne extrem ambitioniert seien. Auch würden viele Bürgerinnen und Bürger das Projekt ablehnen, da sie laut Brütting ausufernde Kosten befürchten.
Schwäbisch Gmünder OB dagegen zufrieden
Dagegen zeigte sich der Schwäbisch Gmünder OB Richard Arnold (CDU) zufrieden: Essingen sei als Standort für die meisten Menschen im Ostalbkreis erreichbar. Außerdem könnte bei einem Neubau die Funktionalität optimal gestaltet werden.
Auch langfristig enorme Kostenersparnis
Das geplante Zentral-Klinikum in Essingen im Ostalbkreis soll zudem langfristig enorme Kosteneinsparungen bringen. Derzeit machten die drei Häuser des Klinikverbunds Ostalb jährlich immer mehr Verluste, hieß es. In diesem Jahr sei mit insgesamt 43,5 Millionen Euro zu rechnen, so Ostalb-Landrat Joachim Bläse. So sei man die nächsten Jahre gezwungen, die Kliniken so effektiv wie möglich zu führen. Da gehe es ums reine "Überleben" der Kliniken, so Bläse.
"Das neue Haus wird uns erst mit dem Start die gewünschten Effekte bringen. Im Verhältnis zur jetzigen Struktur wird ungefähr 50 Prozent des Defizits über ein effektiveres Haus, über höhere Funktionalität zu erzielen sein", so der Landrat des Ostalbkreises. Bei den restlichen 50 Prozent des Defizites sei der Gesetzgeber gefordert, das Geld zur Verfügung zu stellen, was benötigt werde, um eine Klinik "ordentlich betreiben zu können".