Das Baden in der Donau gehört für einige Menschen in Ulm zum Sommer dazu, doch ungefährlich ist es nicht. Mit der Absenkung der Donau um zwei Meter kommen jetzt neue Gefahren hinzu.
Wenn die Sonne scheint, zieht es die Menschen in Ulm an die Donau. Das Baden im Fluss - für einige Ulmerinnen und Ulmer ist das mehr als nur Sport, Spaß oder Erfrischung. Das Schwimmen in der Donau gehört für sie im Sommer einfach dazu. Doch wie gefährlich ist es? Und welche Gefahren entstehen durch die aktuelle Donauabsenkung?
Ulm, die Donau und das Baden
Es heißt, ein Mensch könne nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn es sei nicht derselbe Fluss und es sei nicht derselbe Mensch. Klaus Kopp sieht das anders: Schon als Kind ist er zum Baden in die Donau gehüpft, damals noch mit seinem Vater. Seit den Siebzigern ist viel Wasser die Donau hinunter geflossen, doch Klaus Kopp badet hier noch immer.
Mit seiner Freude und seiner Begeisterung fürs Baden in der Donau ist Klaus Kopp nicht allein. Doch nicht alle sind so gute Schwimmer wie er: Er war jahrzehntelang bei der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und kennt die Ulmer Donau und ihre Tücken.
DLRG empfiehlt mindestens Schwimmabzeichen "Silber"
Für das Baden in der Donau sollte man gut schwimmen können, rät Oliver Bernsau von der DLRG in Ulm. "Mindestens das Schwimmabzeichen Silber sollte vorhanden sein." Außerdem müsse man den Fluss kennen, in dem man schwimmt. Denn wer nicht weiß, wie es flussabwärts aussieht, weiß auch nicht, wo der nächste Ausstieg aus dem Wasser möglich ist.
Und auch die mitunter starke Strömung kann gefährlich werden: Immer wieder verunglücken Menschen in der Donau. Erst vor zwei Wochen ist die Leiche eines vermissten 17-Jährigen in der UImer Donau gefunden worden. Er hatte versucht, den Fluss zu durchschwimmen. Vor zwei Jahren ertrank ein Mann ebenfalls in der Donau.
Gefahren beim Baden in der Donau in Ulm
Ständige gefährliche Strömungen oder Strudel gibt es in Ulm nicht, so der Sprecher der DLRG-Ortsgruppe. Doch es lauern andere Gefahren: Brückenpfeiler beispielsweise oder Bäume und Gegenstände, die am Grund des Flusses liegen. Dort könne man sich verletzen oder schlimmstenfalls verfangen. "Verboten ist das Baden in der Donau nicht, doch es erfolgt immer auf eigene Gefahr", so Oliver Bernsau.
Besondere Gefahren durch abgesenkten Donaupegel
Neue Gefahren kommen derzeit durch den für die Bauarbeiten an der Gänstorbrücke abgesenkten Wasserpegel hinzu: Bei einem breiten Flussbett fließt das Wasser langsamer, doch jetzt zieht sich der um zwei Meter abgesenkte Fluss in ein schmaleres Bett zurück, erklärt der DLRG-Sprecher. Die Folge: Die Donau fließt derzeit schneller und hat mehr Strömung.
Besonders an der Eisenbahnbrücke kann es jetzt gefährlich werden, "dort kann sogenanntes Weißwasser entstehen, also Wasser aufgewirbelt werden", so Oliver Bernsau. An flacheren Stellen hingegen können Baumstümpfe oder große Steine im Fluss plötzlich zu unerwarteten Hindernissen werden, an denen man sich verletzen kann. Generell gelte ja, dass man nur in einem Fluss schwimmen sollte, den man auch kennt: "Aber durch die Absenkung ist die Donau jetzt ein anderer Fluss geworden."
Egal ob viel oder wenig Wasser: Wer in einem Fluss schwimmen will, sollte auf jeden Fall gut vorbereitet sein. Eine kleine Boje als Schwimmhilfe biete sich an, so Bernsau. Außerdem sollte kein Alkohol vor dem Schwimmen getrunken werden. Generell sei eine gute körperliche Verfassung empfehlenswert.
Mund beim Baden in der Donau geschlossen halten
Zu einer guten Grundfitness rät auch Bernhard Röhrle von der Landeswasserversorgung. Für ihn geht es aber nicht um die Gefahren beim Schwimmen, sondern um gesundheitliche Risiken. "Einem Gesunden macht dieses Wasser weniger aus", so Bernhard Röhrle. Kranke Menschen, Kinder, Seniorinnen und Senioren sollten aber besser aufpassen. Grundsätzlich solle man beim Baden in der Donau den Mund geschlossen halten.
"Das Schlucken von Flusswasser kann zu Magenschmerzen, Übelkeit oder Erbechen führen", so Röhrle. Denn Flüsse haben keine Badewasserqualität und mögliche Quellen für eine Keimbelastung gibt es viele - beispielsweise Abflüsse von Kläranlagen, Wasser von gedüngten Feldern und Regen von Dächern, die mit Vogelkot beschmutzt sind. Generell rät Bernhard Röhrle davon ab in Flüssen zu schwimmen: "Gehen Sie lieber in einen Badesee."
Das kommt für Klaus Kopp nicht in Frage. Er will auch weiter in der Donau baden: Das Leben an und mit dem Fluss gehört für den 65-jährigen als Ulmer einfach dazu.
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