Nachdem Putz im Ulmer Münster abgestürzt ist prüft ein Restaurator nun in den Seitenschiffen, ob es mehr bröckelige Stellen gibt. Das erste Zwischenergebnis stimmt optimistisch.
Gibt es weitere gefährliche Putzstellen in der größten evangelischen Kirche Deutschlands? Nach dem Absturz eines 120 Gramm schweren Putzstücks von einer Wand des Ulmer Münsters prüft ein Restaurator nun mit Hilfe eines Hubsteigers die Gewölbedecken der Seitenschiffen der Kirche.
An diesem Arbeitsplatz muss man schwindelfrei sein: Restaurator Wolfgang Domes steht auf der leicht schwankenden Arbeitsbühne des Hubwagens. 20 Meter über dem Kirchenboden, unterhalb des Gewölbes des Nordschiffs des Ulmer Münsters.
Geräusche geben Hinweise auf Festigkeit
Mit einem Schlägel, den man auch zum Xylophonspielen verwenden könnte, klopft Wolfgang Domes ganz vorsichtig auf den teils farbigen Putz und lauscht: "Durch dieses Klopfen kann man die Festigkeit des Putzes feststellen. Das heißt, wenn ich dieses dumpfe Geräusche höre, weiß ich, dass der Putz eine feste, dichte Verbindung zum Untergrund hat."
Dann ändert sich das Geräusch. Der Kirchenmaler und Restaurator hat eine Stelle gefunden, an der sich der Putz schon leicht gelöst hat. "Man sollte in absehbarer Zeit mal eine Festigung durchführen. Aber von diesem Schaden geht keine Gefahr aus. Etwa, dass das irgendwie abfallen würde." Wolfgang Domes trägt alle Schäden in einen Plan ein. Er ist die Grundlage für eine mögliche spätere Sanierung.
Belastung für den Boden des Münsters
20 Meter weiter unten im Nordschiff hat Münsterbaumeisterin Heidi Vormann ihren Kopf in den Nacken gelegt und schaut hoch zur schwankenden Arbeitsbühne. Mithilfe des Hubsteigers können die mittelalterlichen Gewölbedecken nun Zentimeter für Zentimeter untersucht werden. Wichtig, aber nicht ganz ungefährlich für Menschen und für die Kirche, so die Münsterbaumeisterin. Denn der Steiger wiegt mehr als 13 Tonnen, die Belastung auf den vier Rädern sind ungefähr dreieinhalb Tonnen. Deswegen steht der Steiger auf Holzplatten, um den Druck auf dem Münsterboden zu verteilen.
Denn auf weitere Schäden am und im Münster kann die Münsterbaumeisterin gerne verzichten. Der Putzabbruch zwischen zwei Fenstern hoch oben im Hauptschiff vor ein paar Wochen bedeutet viel Arbeit und hohe Kosten in den nächsten Jahren. Heidi Vormann hat eine Vermutung, warum sich das Stück Putz an der Wand zwischen zwei Fenstern gelöst hat: "Die beiden Fenster sind nicht verkittet. Durch Winde, die im Moment auf diese Fenster wehen, kommt dann auch Feuchtigkeit, die sich um das Fenster niederschlägt. Irgendwann gibt diese starre Putzschicht nach."
Der Hubsteiger wurde währenddessen umgeparkt. Der Restaurator prüft nun ein neues Stück Gewölbedecke mit seinem Schlägel. Bisher hat er keine größeren Schadstellen gefunden, die gefährlich werden könnten für Besucher des Münsters, berichtet die erleichterte Münsterbaumeisterin: "Ich hoffe auch, und ich gehe davon aus, dass es so bleibt."