Weil sich ein Stück Putz von einer Wand des Ulmer Münsters gelöst hat, ist das Hauptschiff gesperrt. Die Sanierung wird wohl Jahre dauern. Für Besucher ist ein Schutztunnel geplant.
Nur 120 Gramm wiegt das Stück Putz, das sich Anfang März von einer Wand im Ulmer Münster gelöst hat. Deutlich schwerer wiegen die Folgen: Nicht nur die Wand - auch das Gewölbe muss saniert werden, womöglich jahrelang. Die ersten Pläne hat die Münstergemeinde am Montag vorgestellt.
Besucherin hat das Putzstück endeckt und abgegeben
Die neue Baustelle bringe die Planungen der Münsterbauhütte ordentlich durcheinander, sagte Münsterbaumeisterin Heidi Vormann. Allerdings habe man sofort reagieren wollen und müssen, als eine Frau das Putzstück gefunden und im Shop des Münsters abgegeben habe. "Es waren nur 120 Gramm, aber 120 Gramm aus 42 Metern Höhe - das ist trotzdem nicht so angenehm."
Ein Riss in der Wand in der Nähe eines Fensters habe begonnen zu arbeiten, so die Münsterbaumeisterin. Schon von unten ist der Riss, der Ursprung des Putzstücks, zu erkennen. Die Absturzstelle ist weiträumig abgesperrt, jetzt geht es an die Vorbereitungen für die Sanierung: Gespräche mit Gremien und Förderern, erklärt Vormann. So schnell wie möglich soll ein Gerüst im Münster aufgebaut werden.
Sanierung dauert schätzungsweise fünf Jahre
"Geschätzt gehe ich davon aus, dass wir fünf Jahre damit zu tun haben. Locker." Den wirklichen Zustand der Gewölbedecke und den Umfang der nötigen Maßnahmen könne man aber erst abschätzen, wenn das Gerüst steht. Auch die Frage nach der Finanzierung ist noch nicht geklärt, denn die Finanzmittel für das Jahr seien eigentlich bereits ausgeschöpft.
Paare müssen sich entscheiden
Für das Schwörkonzert und den Landesposaunentag würden im Augenblick Alternativen gesucht. Etwa, ob die Veranstaltungen möglicherweise ausgelagert werden können. Auch die Paare, die sich im Münster trauen lassen wollen, werden jetzt informiert. "Sie müssen sich vor Ort anschauen, ob für sie die Trauung noch vorstellbar ist", sagt Stephanie Ginsbach. Denn der Innenraum wird sich verändern: Durch das Hauptschiff wird ein Sicherheitstunnel zum Chorraum führen.
Für Besucherinnen und Besucher bedeuten Absperrung und Sanierung: Mehr als die Hälfte der Plätze im Hauptschiff sind nicht mehr nutzbar, trotzdem finden immer noch rund 800 Menschen bei den Gottesdiensten im Münster Platz, sagt Pfarrerin Stephanie Ginsbach. Ab Ostern finden die Gottesdienste hauptsächlich im Chorraum statt, dessen Gewölbe wurde bereits 2018 saniert. "Das ist ein absolut sicherer Raum."